Ein guter Start in den Tag beginnt mit einem guten Frühstück! Damit dem so ist, gibt es an der Mittelschule in der Franz-Nißl-Straße ein gemeinsames Schulfrühstück. „Momentan gilt das Angebot für die Flüchtlingskinder aus den Übergangsklassen“, erzählt Mechthild D’Sa, die Rektorin der Schule. „Wir wollen das Ganze aber erweitern, so dass alle Kinder, die Hunger haben, zum Frühstück kommen können.“ Das Frühstück beginnt jeden Tag um 7.15 Uhr in der Mensa. „Das ist sicherlich das größte Erlebnis an Integration, das an unserer Schule stattfindet. Viele Flüchtlingskinder kennen das Frühstücken in unserem Sinne aus ihren Heimatländern nicht. Es ist toll, wie sie sich im Laufe der Zeit immer mehr darauf einlassen und in der großen Schülergruppe aufgehen. Die Kinder genießen das Gemeinschaftsgefühl.“
Das sogenannte „denkbar-Schulfrühstück“ ist eine Initiative der Kinderhilfe des Bayerischen Lehrinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) in Kooperation mit Sternstunden. Die Intention dahinter ist ganz einfach: kein Kind soll hungrig in die Schule kommen. Doch bei vielen Schülern ist genau das der Fall und zwar nicht nur, weil sie zu spät aufgestanden sind und keine Zeit mehr zum Frühstücken hatten, sondern weil sich oft niemand um sie kümmert. „Bei unseren Kindern und Jugendlichen kommt das Schulfrühstück unglaublich gut an“, sagt Mechthild D’Sa. „Die meisten Schüler helfen auch im Vorfeld bei der Vorbereitung oder räumen später gemeinsam auf. Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend.“ 80 Kinder aus den Übergangsklassen nutzen das tägliche Frühstück.
„Durch das Frühstück erhöht sich bei den Kindern und Jugendlichen die Konzentrationsfähigkeit und die Erinnerungsleistung“, betont die Rektorin. Außerdem werden die Frustrationstoleranz und die Aufmerksamkeit erhöht. Die gemeinsame Mahlzeit fördert die Kommunikation und dient der Integration. „Für uns ist ganz wichtig, dass jedes Kind, das Hunger hat, in den Genuss unseres Schulfrühstücks kommt. Das hat oberste Priorität“, so Mechthild D’Sa weiter. „Wir möchten niemanden ausschließen.“ Das ist auch die Grundidee von „denkbar“ – bedürftigen Kinder eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen durch ein gesundes Frühstück zu ermöglichen. „Durch den gemeinsamen Start in den Tag schaffen wir für die Schüler eine Atmosphäre der emotionalen Geborgenheit und des Miteinanders.“
Aber auch ansonsten passiert an der Mittelschule in der Franz-Nißl-Straße, die einen Migrantenanteil von knapp 70 Prozent hat, beim Thema Integration sehr viel. „Gerade in diesem Bereich ist bei uns immer etwas los“, sagt Mechthild D’Sa. „Im Grunde sind all unsere Projekte auf Integration aufgebaut, zum einen natürlich bei unseren Regelklassen, zum anderen selbstverständlich gerade auch in den Übergangsklassen.“ Das sei der Grundgedanke an der Schule. „Die Kinder aus den Übergangsklassen sind unglaublich und arbeiten mit sehr viel Eifer. Sie wollen einfach etwas lernen und sind froh, endlich in die Schule gehen zu können. Diese Kinder sind für uns alle eine absolute Bereicherung.“
Vier solcher Übergangsklassen gibt es mittlerweise an der Allacher Mittelschule. Sie sind der erste Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche, die aus dem Ausland neu nach München kommen und kein Deutsch sprechen. Viele Kinder können zudem weder lesen noch schreiben. Für die Schüler aus den Ü-Klassen gibt es zudem auch eine eigene Alphabetisierungslehrerin, die jeden Tag, also fünf Mal pro Woche, eineinhalb Stunden mit den Kindern Deutsch lernt. „Das ist etwas ganz Besonderes, weil es solche Alphabetisierungskurse in München für Kinder eigentlich nicht gibt, sofern es nicht vorher schon an der Grundschule stattgefunden hat“, weiß Mechthild D’Sa.
Um dem Thema Integration so viel Raum geben zu können, brauche es ein engagiertes Kollegium, betont die Rektorin. „Unsere Lehrer bringen sehr viel privates Engagement ein. Sonst könnten wir das Ganze gar nicht leisten, denn auch unsere Regelklassen sind uns sehr wichtig, weil auch hier die Integration groß geschrieben wird. Aus dem Kollegium bringt sich jeder ausnahmslos ein. Unsere Arbeit hört nicht mit dem Unterricht auf.“ Auch die offenen Ganztagsbetreuung, die die Schule in Zusammenarbeit mit dem „Verein zur Förderung der Jugendarbeit der Pfarrei Maria Himmelfahrt-Allach“, sei eine gute Integrationsmöglichkeit für die Schüler.
Und auch die Musik wird an der Mittelschule in der Franz-Nißl-Straße groß geschrieben. „Alle unsere Ganztagsklassen sind Musikklassen – und auch Musik dient der Integration“, sagt Mechthild D’Sa. Grundsätzlich sei es sicherlich ein Vorteil, dass die Klassen mit rund 20 Kindern alle relativ klein sind. „Da haben wir natürlich ganz andere Fördermöglichkeiten und Differenzierungsangebote. Das ist etwas, bei dem andere Schularten nur schwer mithalten können. Bei uns haben die Kinder Zeit zu lernen.“
Multikulti ist toll – nach diesem Motto lebe man an der Schule, so die Schulleiterin weiter. „Beim Thema Integration bin ich sicherlich noch einmal besonders sensibilisiert, denn mein Mann stammt aus Indien und ich weiß mit welchen Vorurteilen man zum Teil in Deutschland konfrontiert wird“, betont die Mittelschulrektorin. „Da kann man auch mal den einen oder anderen Tipp geben.“
Weitere Informationen zur Mittelschule an der Franz-Nißl-Straße können im Internet unter www.hs-allach.musin.de abgerufen werden.