Am 5. Dezember ist der „Internationale Tag des Ehrenamtes”. Dieser Gedenk- und Aktionstag wurde 1985 von den Vereinten Nationen zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements beschlossen. Seitdem ersetzt er im Grunde genommen den „Tag des Ehrenamtes”, der früher in Deutschland am 2. Dezember begangen wurde. Laut Freiwilligensurvey 2009 – eine seit 1999 im Auftrag der Bundesregierung durchgeführte quantitative Erhebung zum bürgerschaftlichen Engagement – sind die Deutschen vor allem in örtlichen Sportvereinen, in Schulen sowie in Kirchengemeinden tätig. Dabei findet 47 Prozent allen freiwilligen Engagements in Vereinen statt.
Die Münchner Wochenanzeiger haben mit vier ehrenamtlich Tätigen des Fußballclubs Neuhadern gesprochen und einen Einblick in deren Motivation, Zeitaufwand und Tätigkeitsfelder erhalten.
Die jüngste Ehrenamtliche des Vereins ist Jenna Leiker. Sie ist 16 Jahre jung und trainiert bereits seit drei Jahren die kleinen Fußballer. „Ich selbst habe 2005 angefangen beim FC Neuhadern Fußball zu spielen, sechs Jahre lang war ich aktiv. Aber ab der C-Jugend trainiert man nicht mehr mit den Jungs zusammen und es gab nicht genug Mädels für eine separate Mannschaft.” Als ihr das Angebot gemacht wurde Trainingsstunden zu geben, verwarf sie den Gedanken an einen Vereinswechsel, um selbst aktiv spielen zu können. „Die Arbeit mit Kindern hat mir schon immer sehr großen Spaß gemacht, weshalb ich darüber nachdenke, Lehrerin zu werden”, so die Gymnasiastin, die aktuell die F3-Jugend trainiert. Gemeinsam mit ihrem Co-Trainer – dem Vater eines Fußballkindes – beobachtet sie jedes Wochenende bei den Spielen die Fortschritte der Kleinen: „Wenn irgendwas noch nicht so gut klappt, studieren wir das beim Training anhand von Übungen ein.” Viel Vorbereitung auf die eineinhalb Trainingsstunden wöchentlich benötigt Jenna Leiker aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen nicht mehr. Daher bleibt ihr auch genügend Zeit, um sich auch anderweitig ehrenamtlich zu engagieren: „In meiner Gemeinde, der Pfarrei St. Ignatius, helfe ich bei der Betreuung der Kinder- und Jugendgruppen aus, zum Beispiel bei der Vorbereitung auf die Kommunion oder Firmung.”
Nach dem Abitur möchte die Schülerin zunächst etwas von der Welt sehen, weshalb der Verein und die Gemeinde vorübergehend auf sie verzichten werden müssen. „Aber wenn ich in München oder näherer Umgebung einen Studienplatz bekomme, werde ich auf jeden Fall versuchen, wieder Zeit für alles zu haben”, verspricht sie.
Sobald die eigenen Kinder einer Vereinssportart nachgehen wollen, sind die Eltern meist mittendrin statt nur dabei. So erging es auch Ralph Meinhold, der das zweite Jahr beim FC Neuhadern tätig ist: „Ich bin ein klassischer Papa-Trainer”, erklärt der 45-Jährige. ”Mein Sohn wollte unbedingt Fußball spielen, er startete in der G-Jugend. Die Trainerin war mit den vielen Kindern überlastet und fragte mich bei einem Turnier, ob ich künftig nicht aushelfen wolle. Letztendlich wurde ich von der Dame und meiner Frau überzeugt”, gesteht er lachend. Gefallen an der ehrenamtlichen Arbeit fand Meinhold rasch, sodass er zurzeit sogar den Trainerschein absolviert. Seine F2-Jugend des Jahrgangs 2007 trainiert er leidenschaftlich gerne – auch wenn es ihn in seiner Freizeit Vorbereitung kostet. „Ich selbst habe als Kind nur zwei Jahre Fußball gespielt, daher sind mir passende Übungen nicht immer geläufig. Im Internet habe ich aber sehr gute Seiten gefunden, mit denen sich altersgerechte und interessante Trainingsstunden gestalten lassen.”
Die freiwillige Tätigkeit im Verein brachte ihm nicht nur Anerkennung und ein Gefühl von Zufriedenheit, sondern auch viele neue Freunde, wofür Ralph Meinhold dankbar ist: „Man wächst einfach zusammen. Beim FC Neuhadern herrscht ein sehr familiärer Charakter.” Positive Erfahrungen steigern gemäß einer Studie den Einsatz, was sich in Meinholds Fall bewahrheitet: Inzwischen arbeitet er auch an der eigenen Homepage seiner Mannschaft und hat sogar eine Smartphone-App für die Kids entworfen.
Mit neun Jahren begann Rainer Wagner im Verein zu spielen, der erst 1999 durch die Fusion des FC Viktoria West und des VfB Laim zum FC Neuhadern wurde. Heute ist Wagner 49 Jahre alt, seit 25 Jahren im Vorstand tätig und bekleidet seit zehn Jahren das Amt des 1. Vorsitzenden. Hauptsächlich für Verwaltungsaufgaben – darunter auch Finanzen – zuständig, kennt er die schwierige Situation der Münchner Sportvereine und weiß: „Ohne das freiwillige Engagement der Mitglieder könnte sich kein Sportverein finanzieren. Alle unsere Trainer und Betreuer sind Ehrenamtliche. „ Er bezeichnet freiwillige Vereinshelfer zu Recht nicht nur als „Träger des Vereins” sondern als „Stützen der Gesellschaft”: Sie seien es, die „Fußball als Breitensport und vereinendes Element verschiedener Kulturen ermöglichen und aufrechterhalten.”
Durchschnittlich zwei Stunden am Tag widmet sich Rainer Wagner seinen Aufgaben im Verein, plant, strukturiert, organisiert und findet sogar noch die Zeit, aktiv bei den Senioren zu spielen. Neben den vereinstypischen Planungen kümmert er sich aktuell um ein ganz besonderes Highlight, das für nächstes Jahr angesetzt ist: „Wir fahren mit zwei Mannschaften samt Eltern – also ungefähr 60 Leuten – für eine Woche nach Spanien. Dort wird zusammen Fußball gespielt, trainiert, aber auch sich erholt. Solche Erlebnisse schweißen nochmal mehr zusammen.”
Auf die Frage, welche Motivation hinter seinem zweitintensiven Ehrenamt stecke, weiß Rainer Wagner eine simple, aber sehr plausible Erklärung: „Für mich ist meine ehrenamtliche Tätigkeit selbstverständlich. Ich denke mir einfach: Früher haben das andere für mich getan und jetzt gebe ich durch mein Engagement etwas zurück.”
Vor 48 Jahren machte Schiedsrichterobmann Otto Reithmeier seinen Schiedsrichterschein. Ein aktives Vereinsleben führt er schon seit über 60 Jahren: „Damals hieß der Verein noch VfB Schlesien”, erinnert sich der 72-Jährige. Im Laufe seiner freiwilligen Tätigkeit hat er viele Regelwerksänderungen miterlebt und ist der Meinung, dass nicht nur der Fußball, sondern auch das Drumherum komplizierter geworden ist. „Früher gab es keine gelbe und rote Karte, man hat die Spieler einfach mündlich verwarnt und es hat funktioniert. Die Karten wurden erst in den 70er Jahren für die Zuschauer eingeführt”, erklärt er. Auch die elektronischen Spielberichte, die der Bayerische Fußball-Verband zur Auswertung und für Statistiken benötigt, kosten viel Zeit und müssen am besten gleich nach dem Spiel zugeschickt werden.”
Spaß macht ihm das Schiedsrichtertum dennoch. Im Sommer pfeift Reithmeier wöchentlich zwei bis drei Spiele, generell schaut er ein bis zwei Mal die Woche im Verein vorbei. „Es ist immer schön, die Leute zu treffen. Durch das Interesse am Fußball finden sich hier Gleichgesinnte und im Laufe meiner 60 Vereinsjahre habe ich natürlich viele Freunde gefunden”, erklärt er und fügt hinzu: „Das Gefühl von Zusammengehörigkeit ist etwas wundervolles, das besonders in Sportvereinen vermittelt wird.” Und ein weiterer Vorteil seiner ehrenamtlichen Tätigkeit: Der wöchentliche Sport hält ihn fit, sodass man Otto Reithmeier seine 72-Jahre tatsächlich nicht ansieht.