Sie hatten nur eine Woche Zeit. Eine Woche, um Texte auswending zu lernen, Tänze einzustudieren, Lieder zu üben, kurz: um ein komplettes Musical auf die Bühne zu bringen. Ob das funktionieren kann? Es kann! Mit motivierten Schülern und einem Team, das dabei hilft. Am Ende der Probenwoche führten die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule an der Sambergerstraße das Musical „Stella” auf – und bekamen dafür viel Applaus.
„Stella” stammt aus der Feder des Komponisten Jürgen Stahlberg. In dem Musical erzählt er die Geschichte von Stella, die aus Bulgarien nach Deutschland kommt. In verschiedenen Szenen trifft sie auf ganz unterschiedliche Menschen, bekommt es mit Vorurteilen zu tun, erlebt, was es heißt, ein Flüchtling zu sein. Doch auch die Themen Glück und Freundschaft spielen eine wichtige Rolle. So lernt Stella Tim kennen. Die beiden zeigen sich gegenseitig ihre Welt, lernen sich besser zu verstehen. Die Jungs verarbeiten ihre Erfahrungen von Flucht und Neubeginn in Texten, die sie als Rap vortragen, Stellas Leidenschaft und der vieler Mädchen ist der Tanz. „Weil die Rollen von Stella und Tim sehr umfangreich sind, wurden sie von mehreren Kindern besetzt”, erklärte Ursula Neff. „Stella ist am rosafarbenen T-Shirt zu erkennen, Tim an der roten Kappe.” Im Laufe der Proben hätten die Schauspieler zudem die Idee gehabt, die Rolle der deutschen Kinder von Schülern mit Migrationshintergrund spielen zu lassen und umgekehrt. Und so wirbelten die Schauspieler in Kreistänzen über die Bühne, zeigten fetzig einstudierte Choreographien, sangen gemeinsam im Chor oder wagten sich allein ans Mikrofon.
Schon im vergangenen Jahr war Jürgen Stahlberg an der Mittelschule und hatte in einer Projektwoche das Musical „Erde dreh” mit den Kindern und Jugendlichen erarbeitet. „Danach fragten immer wieder Kinder, ob wir noch einmal eine so schöne Projektwoche veranstalten können”, sagte Schulleiterin Ursula Neff in ihrer Begrüßungsrede. So fand das eine zum anderen. Jürgen Stahlberg schrieb extra für die Schule sein Musical „Stella” und rückte schließlich mit seinem Team „Musical for kids” an, um mit den Schülern aus allen Jahrgangsstufen, die mitmachen wollten, sofort loszulegen. Anna Chodyna und Ivan Kostov waren dabei für den Tanz zuständig, Elisabeth Fessler und Sabine Ruck kümmerten sich um das Schauspiel und Evelyn Gora leitete die Jugendlichen im Singen an. Eugene Lifschitz begleitete das Ganze am Cello, Jürgen Stahlberg selbst saß am Klavier. „Jürgen Stahlberg geht mit den Kindern um wie mit Profis. Das ist ganz toll”, schwärmte Lehrerin Sabine Becker, die das Projekt während der ganzen Woche ebenfalls begleitet hatte.
Parallel zu dem Musical hatten mehrere Schüler eine Ausstellung zum Thema „Flüchtling sein” zusammengestellt. Dazu hatten sie beispielsweise hinterfragt, was eigentlich Asyl bedeutet oder aus welchen Ländern die Schüler ihrer Mittelschule kommen. Zu sehen waren die Ergebnisse dieser Recherchen an verschiedenen Stellwänden.
Dass „Stella” überhaupt auf die Beine gestellt werden konnte, war unter anderem dem Bezirksausschus 19 (Thalkirchen - Obersendling - Forstenried - Fürstenried - Solln) sowie dem Rotary Club zu verdanken, die sich mit einer finzanziellen Unterstützung beteiligt hatten.
Eine Woche hatten die jungen Schauspieler Zeit, um sich in ihre Rolle einzufinden. Eine Woche, in der sie viel Spaß hatten, neue Erfahrungen machen durften und vielleicht entdeckten, was alles in ihnen steckt. Ob es im kommenden Jahr wieder ein Musical geben wird? Das steht wohl in den Sternen. „Aber ich glaube, dass schon bald wieder ein paar Kinder fragen werden, wann wir wieder so eine schöne Projektwoche veranstalten können”, ist sich Ursula Neff sicher.