Ein bisschen Pech hat der Burschenverein Karlsfeld ja schon. Bereits im letzten Jahr wurde das von ihnen organisierte Fischerstechen am Siedler- und Seefest aufgrund der Wetterprognose verschoben. Und auch am vergangenen Samstag machte Petrus den Burschen einen Strich durch die Rechnung. Beim Ausweichtermin am Tag darauf strahlte die Sonne dann jedoch mit den Gewinnern um die Wette und sorgte beim 2. Karlsfelder Fischerstechen für hochsommerliches Kaiserwetter.
Seit der Gründung des Burschenvereins vor drei Jahren sorgen die jungen Männer für frischen Wind in der Gemeinde und setzen zugleich auf Heimatverbundenheit. „Wir wollen Karlsfeld etwas zurückgeben“, so Andi Klein, zweiter Vorstand des Vereins. Zwar steckt der 2011 gegründete Burschenverein quasi noch in seinen Kinderschuhen, an Organisationstalent und Ideenreichtum mangelt es den jungen Männern jedoch nicht.
Das Konzept, Spaß und Tradition zu verbinden, geht auf. 16 wagemutige Männer und sechs furchtlose Frauen stürzten sich am vergangen Sonntag in das feucht-fröhliche Vergnügen auf dem Karlsfelder See. Mit gepolsterten Lanzen bewaffnet hieß es für die elf Teams: Trocken bleibt am Ende nur einer. Zahlreiche Zuschauer ließen sich das Spektakel nicht entgehen und verfolgten vom Ufer aus die Kämpfe. Den Teilnehmern wurde einiges abverlangt: Neben der Kampfeslust war vor allem die Balance gefragt – nicht einfach, wenn man mit einer knapp drei-Meter-langen Lanze bewaffnet ist und sich dabei auch noch auf den Gegner konzentrieren muss. In der K.O.-Runde blieben dann nur zwei standfest und konnten als Fischerstecherchampion nach Hause gehen: Steffi Faiss bei den Frauen und Christian Watzka bei den Männern.
Im letzten Jahr veranstalten die Burschen das Fischerstechen im Rahmen des Siedler- und Seefestes zum ersten Mal – und wurden dabei im wahrsten Sinne des Wortes „ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sich Andi Klein. Heuer waren die jungen Männer besser organisiert und begannen mit der Planung bereits drei Monate im Voraus, druckten Flyer, besorgten Boote und bastelten Lanzen.
Wie so viele gute Ideen, entstand auch die zum Burschenverein aus einer Bierlaune heraus. Am Siedlerfest 2011 sitzen Andi Klein und seine Freunde gemütlich zusammen und kommen auf Idee, einen Burschenverein in Karlsfeld zu gründen. „Eigentlich war es eine sprichwörtliche Schnapsidee“, erinnert sich Andi Klein. Noch am selben Abend berichten sie Bürgermeister Stefan Kolbe von ihrem Plan. Dieser war von der Idee sofort begeistert und so konnte die „Mission Burschenverein“ beginnen. Im September war es dann soweit: Der Burschenverein Karlsfeld e.V. war offiziell gegründet.
Inzwischen zählt der Verein 40 Mitglieder im Alter zwischen 18 und 27 Jahren. Alle jung, männlich, ledig und traditionsbewusst. „Wir wollen die bayerische Kultur erhalten.“ Sobald das Hemd mit den eigenen Initialien übergeworden wird, legen die Männer dann auch ihr Hochdeutsch ab und sprechen im bayerischen Dialekt. „Das, was Bayern so schön gemacht hat, wollen wir erhalten“, berichtet der stellvertretende Vorstand. Mundart sprechen und Tracht zu tragen gehört für den Karlsfelder ebenso dazu, wie die bayerische Bierkultur zu feiern. Als reiner Spaßverein wollen die Burschen jedoch nicht gesehen werden. „Natürlich trinken wir gerne Bier, übertreiben wollen wir es aber nicht“, so Andi Klein.
Dass die jungen Männer mehr als ein bloßer Partytrupp sind, zeigen sie nicht zuletzt mit ihrem Engagement in der Gemeinde. Das Fischerstechen am Siedler- und Seefest ist nur eines von zahlreichen Projekten, welche die Burschen regelmäßig auf die Beine stellen. Sie nehmen am Faschingsumzug teil, räumen beim Ramadama auf und gehen gemeinsam Blut spenden. Für Andi Klein eine Ehrensache: „Wir lieben Karlsfeld und wollen die Gemeinde unterstützen“.