Veröffentlicht am 16.06.2014 11:46

Wenn klassische Musik zu den Kindern kommt


Von Tanja Beetz
Stiftungsvorsitzender Jürgen Dorn in seinem Sollner Büro. „Wir setzen auf die verlässliche Partnerschaft mit rund 60 Musikern”, betont er. (Foto: tab)
Stiftungsvorsitzender Jürgen Dorn in seinem Sollner Büro. „Wir setzen auf die verlässliche Partnerschaft mit rund 60 Musikern”, betont er. (Foto: tab)
Stiftungsvorsitzender Jürgen Dorn in seinem Sollner Büro. „Wir setzen auf die verlässliche Partnerschaft mit rund 60 Musikern”, betont er. (Foto: tab)
Stiftungsvorsitzender Jürgen Dorn in seinem Sollner Büro. „Wir setzen auf die verlässliche Partnerschaft mit rund 60 Musikern”, betont er. (Foto: tab)
Stiftungsvorsitzender Jürgen Dorn in seinem Sollner Büro. „Wir setzen auf die verlässliche Partnerschaft mit rund 60 Musikern”, betont er. (Foto: tab)

Wie funktioniert eigentlich eine Bratsche? Wie sieht es im Inneren eines Klaviers aus? Und was hat sich dieser Mozart überhaupt bei seiner Oper „Die Zauberflöte” gedacht? Es sind Fragen wie diese, die Kinder mit ihrer unbedarften Neugier stellen - wenn man sie denn lässt. Genau das macht die gemeinnützige „Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation”. Und noch viel mehr.

„Musik für Schüler”

Kinder und klassische Musik: Geht das überhaupt zusammen? Wie interessiert man Mädchen und Buben ab etwa zehn Jahren für Händel, Puccini oder Beethoven, wenn doch heute eher Bushido und Rhianna angesagt sind? Indem man direkt zu den Kindern geht. „Musik für Schüler” ist eines von mehreren Konzepten der 1995 gegründeten Stiftung.

„Wir möchten besonders Kinder ansprechen, die sonst nicht so den Zugang zu klassischer Musik haben”, sagt Stiftungsvorsitzender Jürgen Dorn. Das Angebot richte sich in der Regel an Schüler ab der fünften Jahrgangsstufe in allen Schulen. „Der Schwerpunkt liegt aber auf den Mittelschulen”, sagt Dorn. Bei „Musik für Schüler” werden insgesamt drei Konzerte wenn möglich innerhalb von drei Monaten für die gleichen Klassen angeboten. Teilnehmen können etwa 60 bis 80 Schüler.

Verlässliche Partnerschaft

Dabei bekommen es die Mädchen und Buben mit Vollprofis zu tun. Jürgen Dorn sitzt in seinem Büro in Solln und ist guter Dinge. „Johannes Erkes ist unser Musikdirektor. Er ist auf der einen Seite ein toller Kammermusiker, auf der anderen Seite ein begnadeter Moderator, der es perfekt versteht, die Verbindung zum Publikum herzustellen. Er beherrscht es, den Schülern die Themen näherzubringen.” Jedes Programm laufe über den Tisch von Erkes. Hinzu kommt: „Wir arbeiten mit rund 60 freiberuflichen Musikern zusammen, die deutschlandweit tätig sind. Das ist eine sehr verlässliche Partnerschaft.”

Nach jedem Konzert können die Kinder die Musiker mit Fragen bestürmen und die Instrumente unter die Lupe nehmen. „Das ist wirklich schön zu beobachten, wie aus anfänglicher Skepsis oftmals Begeisterung bei den Schülern wird”, berichtet Dorn. „Natürlich geht jetzt nicht jedes Kind aus so einem Konzert und möchte sofort ein Instrument lernen, aber es ist wichtig, das Interesse zu wecken.” So hört bei der Stiftung das Engagement auch nicht in der Schule auf. Abgerundet wird das Programm durch einen Schnupperunterricht bei einem Musiklehrer möglichst an der örtlichen Musikschule. „Wir verstehen uns ja nicht als Konkurrenz zu den Musikschulen. Wir möchten vielmehr einen fließenden Übergang zum Unterricht ermöglichen. Inzwischen kommen rund 20 Prozent der Kinder zum Schnupperunterricht.” Den Kindern solle damit geholfen werden und letztlich: Dinge wie Sport oder Musik machen sich gut in der Vita. Ein gewisses Maß an Disziplin führe schließlich zum Erfolg. „Und das ist ein tolles Erlebnis für die Kinder.” Das, so Dorn, solle sich auch die Wirtschaft noch bewusster machen. Deshalb wünscht er sich einen noch engeren Schulterschluss mit Unternehmen, die beispielsweise Schülerkonzerte sponsoren könnten. Aber: „Wir gehen nicht betteln, denn wir liefern etwas Gutes.”

Papageno in Seniorenheimen

Einen ganz anderen Zugang zur klassischen Musik haben ältere Menschen. Doch auch vielen von ihnen ist ein Konzertbesuch oft nicht möglich. Denn: „Nicht jeder kann sich eine teure Opernkarte leisten.” Hier setzt die Stiftung mit „Musik am Nachmittag” an. Direkt in Senioren- und Pflegeheimen gestalten drei Musiker ein einstündiges Programm, Kaffee und Kuchen werden zudem gereicht. Dann erklingen zum Beispiel Auszüge aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte” und Papageno setzt zu seiner berühmten Vogelfänger-Arie an. Rund 600 Konzerte bundesweit möchte die Stiftung in diesem Jahr anbieten und damit in den Seniorenheimen zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Die Zahlen bisher sind beeindruckend: von 1996 bis 2013 wurden 2.670 Konzerte für rund 131.000 Gäste gespielt.

Hinzu kommt „Musik am Nachmittag”, die in einem größeren Rahmen veranstaltet wird, sei es in Konzertsälen oder Bürgerhäusern. Mit dabei sind dann in der Regel sechs bis acht Musiker, deren Gagen von der Stiftung übernommen werden. „Wir möchten die Schwellenangst auflösen, die Menschen dazu ermuntern, ins Konzert zu gehen”, betont Dorn. Dabei sei es nicht wichtig, ob jemand in festlicher Kleidung oder eher leger erscheine. „Fühlt euch wohl, egal was ihr anhabt”, appelliert Dorn an die Musikfreunde.

„Ich will wieder anfangen”

Dass das alles in diesem Umfang möglich ist, sei zuallererst dem Stiftungsgründer Erich Fischer zu verdanken. „Seine Leistung ist einfach unvergleichlich”, sagt Dorn. „Er prägt die Stiftung inhaltlich mit Pragmatismus und einem hohen Qualitätsanspruch.”

Welche Eindrücke die Konzerte bei den großen und kleinen Zuhörern hinterlassen, davon zeugen zahlreiche Briefe, die die Stiftung regelmäßig bekommt. Es sind Zeilen wie diese, die die Beteiligten an ihr Werk glauben lassen: „Lieber Herr Fischer, mir hat am besten das Klavier gefallen. Ich habe schon mal Klavierunterricht gehabt. Aber ich habe aufgehört. Das Konzert hat mich so beeindruckt, dass ich wieder anfangen mag.”

Informationen zur Stiftung und weiteren Projekten wie „Musik auf Rädern” www.internationalestiftung.de .

Der Stifter

Erich Fischer wurde 1938 im Sudetenland geboren. Bervor er im Jahr 1995 die „Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation” gründete, war er 26 Jahre lang Eigentümer und leitender Geschäftsführer eines europaweit tätigen Vertriebsunternehmens der Halbleiterbranche mit 300 Mitarbeitern. Fischer beteiligte seine Mitarbeiter zu rund einem Drittel an seinem Unternehmen. Ein weiteres Drittel seiner Geschäftsanteile schenkte er der Stiftung als Grundstockvermögen, aus dessen Erträgen sie ihre gemeinnützigen Vorhaben finanziert. Die wichtigsten Stiftungszwecke sind: Förderung von Kunst und Kultur, Verbesserung der Lebensbedingungen älterer Menschen, Weiterentwicklung der Zivilsation.

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