Veröffentlicht am 26.01.2025 08:51

„Die Menschen brauchen Sicherheit”


Johannes Beetz
Johannes Beetz
Chefredakteur
seit 1999 bei der Gruppe der Münchner Wochenanzeiger
Mitarbeit im Arbeitskreis Redaktion des Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen (BVDA)
Gewinner des Dietrich-Oppenberg-Medienpreises 2017 (Stiftung Lesen)
Dieter Reiter: „Dass die Wähler die SPD nicht mehr gewählt haben, liegt auch am Streit im Rathaus. Ich will das ändern und ich schaffe das auch, versprochen.” (Foto: Patricia Prankl)
Dieter Reiter: „Dass die Wähler die SPD nicht mehr gewählt haben, liegt auch am Streit im Rathaus. Ich will das ändern und ich schaffe das auch, versprochen.” (Foto: Patricia Prankl)
Dieter Reiter: „Dass die Wähler die SPD nicht mehr gewählt haben, liegt auch am Streit im Rathaus. Ich will das ändern und ich schaffe das auch, versprochen.” (Foto: Patricia Prankl)
Dieter Reiter: „Dass die Wähler die SPD nicht mehr gewählt haben, liegt auch am Streit im Rathaus. Ich will das ändern und ich schaffe das auch, versprochen.” (Foto: Patricia Prankl)
Dieter Reiter: „Dass die Wähler die SPD nicht mehr gewählt haben, liegt auch am Streit im Rathaus. Ich will das ändern und ich schaffe das auch, versprochen.” (Foto: Patricia Prankl)

Rot-Grün hat seine Stadtratsmehrheit eingebüßt, die CSU ist stärkste Fraktion. Wer jedoch nach Christian Ude Münchner Oberbürgermeister wird, ist offen. Zum ersten Mal seit 30 Jahren entscheidet eine Stichwahl: Am Sonntag treten Josef Schmid und Christian Udes Wunschnachfolger Dieter Reiter noch einmal gegeneinander an. Mit dem Favoriten Dieter Reiter (SPD) sprach Johannes Beetz.

„Wir haben viele Gemeinsamkeiten”

Ihre bisherigen Partner, Grüne und Rosa Liste, haben zu Ihrer Wahl aufgerufen. Im Stadtrat bräuchte die SPD aber weitere Unterstützer. Wie ist der Stand der Gespräche?

Dieter Reiter: Es ist so, wie ich es von Anfang an gesagt habe: Es ist Aufgabe des Oberbürgermeisters, für sichere und stabile Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat zu sorgen. Das ist auch der Wählerauftrag und das will ich machen, wenn mich die Münchner am Sonntag wählen. Bisher gab es ein sehr konstruktives Gespräch mit den Grünen. Wir haben viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Wie es weitergehen kann, besprechen wir ab Montag nach der Stichwahl. Ich werde dann mit allen demokratischen Parteien sprechen.

„Zusammenarbeit auf Augenhöhe”

Die Grünen haben ihr bestes OB- und Stadtratsergebnis erzielt. Wird eine SPD-geführte Koalition einen grüneren Kurs einschlagen?

Dieter Reiter: Ja, wir haben Stimmen verloren, die Grünen gewonnen. Das werden die Grünen zu Recht in die Waagschale werfen, wenn wir über die Politik der Zukunft reden. Das ist übrigens auch der Wählerwille, den ich zu akzeptieren habe. Wir haben ja bisher schon die ökologischen Themen besetzt. Wichtig ist mir eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und ohne politische Muskelspiele. Es geht ja schließlich nicht um die Parteien, sondern um Problemlösungen für München. Wir werden einen politischen Neuanfang schaffen, da bin ich mir sicher.

„Wir wollen die Mieter schützen”

Die Grünen haben den Rückkauf der GBW-Wohnungen gefordert, weil der versprochene Mieterschutz nicht trägt. Wie ist Ihre Position?

Dieter Reiter: Wir kaufen ja die GBW-Wohnungen dort, wo es irgendwie geht. Und das ist auch gut so. Wir wollen die Mieter vor Umwandlungsspekulation schützen, damit sie zu bezahlbaren Preisen in ihren Wohnungen bleiben können. Das gilt auch für die Zukunft. Aber leider können wir das nicht alleine entscheiden, der Eigentümer muss sagen, ob er verkaufen will oder nicht und wenn ja, an wen.

Ich will aber schon daran erinnern, dass es die CSU war, die diese Wohnungen verscherbelt hat, gegen unsere Warnung. Jetzt muss die Stadt den Scherbenhaufen wieder aufkehren. Das ärgert mich schon. Es hilft aber nichts, wir wollen keine Rache, sondern Mieterschutz, deshalb werden wir auch künftig GBW-Wohnungen kaufen, wo es geht.

„Ich habe mehr Stimmen bekommen”

Noch nie hat ein OB-Kandidat der SPD in München so wenig Stimmen erzielen können wie Sie; im Stadtrat hat die SPD ihren Status als stärkste Fraktion an die CSU verloren und es gibt gleich zehn Splitterparteien. Haben Sie vom ersten Wahlgang mehr erwartet?

Dieter Reiter: Die Chance, bei zwölf Kandidaten im ersten Wahlgang zu gewinnen, war auch bei größtem Optimismus nur schwer vorstellbar. Ich bin ein neuer Kandidat, musste mich bei den Münchnern erst vorstellen. Da kann ich mit einer „Vier“ vor dem Komma recht zufrieden sein. Ich habe immerhin mehr Stimmen bekommen als der CSU-Kandidat, der ja schon viele Jahre als Fraktionsvorsitzender im Rathaus Politik macht. Hinzu kommt, dass wir in den letzten Monaten einige politische Probleme hatten, Wohnungsleerstand, Schulsanierung, Krankenhäuser. Ist ja klar, dass die Wählerinnen und Wähler das umtreibt. Ich bin allerdings sicher, dass wir diese Schwierigkeiten bald überwinden werden, zum Positiven.

Erschreckend fand ich die Wahlbeteiligung von nur 42 %. Da kann ich nur an die Münchnerinnen und Münchner appellieren, zur Wahl zu gehen und demokratisch zu wählen.

„Ude hat einen guten Job gemacht”

Viele frühere SPD-Wähler sind gar nicht mehr wählen gegangen. Ist es das Dilemma der SPD, nach einer langen Zeit an der Macht keine Perspektiven mehr bieten zu können? Oder hat sich die SPD zu sehr, zu lange auf Christian Ude fokussiert?

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