„Leider haben wir von der Patrizia Immobilien AG nichts gehört“, beklagen die vom Bauvorhaben an den sogenannten Ludwig-Richter-Höfen Betroffenen nun seit Monaten. Seit September 2013, als Vertreter der Patrizia Immobilien auf Drängen des Laimer Bezirksausschusses (BA 25) zur Vollversammlung erschienen waren, um das geplante Projekt vorzustellen, ist der Informationsfluss verebbt. Und dies obwohl das Immobilien-Unternehmen zugesagt hatte, für weitere Diskussionen und Lösungen offen zu sein. In der Zwischenzeit wurde nun der Bauantrag genehmigt. Damit könnte also das Bauvorhaben, entgegen aller Proteste der Anwohner und des BAs, ohne weitere Planänderung durchgezogen werden.
„Wir bitten um Nachsicht, dass es hier im Moment von unserer Seite keinen Kommunikationsbedarf gibt“, lautet die formale Antwort des Konzerns auf die Anfrage des Werbe-Spiegels, wie es denn mit dem Bauvorhaben an der Wohnanlage „Ludwig-Richter-Höfe“, die sich über die Agnes-Bernauer-, Lautensack-, Ludwig-Richter- und Schedelstraße erstreckt, aussieht. Auch die Beteiligten wie etwa die Mieter oder Eigentümer tappen bislang im Dunkeln. Weder Anfragen des Laimer BAs noch der Eigentümer oder der aus diesem Anlass begründeten Initiative „Grüner Innenhof Laim“ konnten das Immobilien-Unternehmen dazu bewegen, den Dialog aufzunehmen oder gar auf die Wünsche der Anwohner einzugehen. Diese wollen mehrheitlich ihren geschätzten Innenhof behalten und zwar nach Möglichkeit in seinem jetzigen Zustand. Die Patrizia Immobilien AG plant hier jedoch eine Tiefgarage zu platzieren, die die grüne Idylle vernichten würde. „Trotz ablehnender Stellungnahme des Bezirksausschusses Laim, trotz der Intervention mehrerer Stadträte und des Bund Naturschutzes und gegen den erklärten Widerstand der im Verein „Initiative Grüner Innenhof Laim“ organisierten Bewohner der Anlage, erhielt die Patrizia AG nun die Baugenehmigung für 19 Dachgeschosswohnungen, 8 Außenaufzüge sowie 30 Stellplätze. Dem Bau der überdimensionierten Tiefgarage fallen zwölf große Bäume zum Opfer, darunter vier fast 100-jährige Linden. Die Patrizia AG war zu keinem Kompromiss bereit“, erklären die Sprecher Tim Breitenstein und Horst Zimmerhackl der Initiative „Grüner Innenhof Laim“.
Nachdem die Mieter in der Sache kaum etwas bewirken können, taten sich nun die Eigentümer zusammen, die mehr rechtliche Möglichkeiten haben. Während einer außerordentlichen Wohneigentümerversammlung im Dezember wurde beschlossen, dass künftig ein im Baurecht erfahrener Rechtsanwalt sowie ein Gutachter die technische Bauausführung kritisch begleiten werde. Wieviel rechtlicher Spielraum besteht, bleibt aber fraglich, denn das Baurecht liegt auf Seiten der Patrizia AG. „Die Lokalbaukommission kann eine Baugenehmigung nur versagen, wenn das Vorhaben öffentlich-rechtlichen Vorschriften widerspricht, die im bauaufsichtlichem Verfahren zu prüfen sind. Das liegt nicht vor. Daher muss die LBK den Bauantrag genehmigen“, heißt es dazu von der LBK.
Sollte das Unternehmen auf die 30 Stellplätze bestehen, wird der innenliegende Hof drastisch verändert. „Das idyllische Wohnquartier, auch städtebaulich ein Kleinod, ist dann endgültig verloren und zu Betongold geworden“, erklärt die Bewohner-Initiative. Dass die Patrizia AG zu Gunsten der Wohnqualität für die Anwohner auf profiteinbringende Tiefgaragenstellplätze verzichtet, scheint aber kaum vorstellbar. Viele Ideen, um den grünen Hof zu erhalten gäbe es jedenfalls. So könnte etwa die Tiefgaragenzufahrt verlagert werden, so dass der Innenhof nicht so radikal beeinflusst würde. Auch könnte die Stadt München erwägen auf ihre Stellplatzsatzung zu verzichten, die bei Neubauvorhaben vorschreibt, dass jede Wohneinheit mit jeweils einem Stellplatz versorgt werden muss. „Autofreie Wohnungen“ könnten geschaffen werden, dies regte die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen unter Vorsitz von Ingo Benn im Laimer BA an. Auch könnten neue Wohneigentümer der Dachgeschosswohnungen erklären, dass sie auf einen Stellplatz verzichten und sich dadurch gleichfalls für den Erhalt des Innenhofs aussprechen.
Aufgeben wollen die Laimer jedenfalls noch nicht. Sowohl BA-Chef Josef Mögele und seine Kollegen als auch die Bewohner der Anlage wollen sich weiterhin für den Erhalt des Innenhofes einsetzen und suchen das Gespräch mit der Patrizia AG, um doch noch etwaige Kompromisslösungen zu finden, bevor die Bagger anrollen.