„Wo und wie soll der benötigte Wohnraum für die wachsende Bevölkerung geschaffen werden?“ fragte Karl Hirsch in einem Leserbrief (Sendlinger Anzeiger vom 21. August), der sich mit dem Plan Forum 19 auseinandersetzte. Das neue Forum möchte Ideen der Bürger in die Stadtplanung im Münchner Süden einbringen. Zu Hirschs Brief merkt nun Randhir K. Dindoyal an:
„Nein, ein Herz und eine Seele sind wir dann doch nicht. Auch wenn der Kollegen Karl Hirsch mit seinem Leserbrief im Sendlinger Anzeiger den Nagel auf den Kopf trifft. Dass das Forum 19 eine Wahlkampfmaßnahme der CSU ist, sei dieser gegönnt. Dass sich die CSU neuerdings beflissen fühlt, sich an die Spitze von Bürgerinitiativen zu setzen, mag eigentlich nur Bündnis 90 / Grüne beunruhigen.
Dass Herr Kuffer und Herr Eisenreich die Abstimmungsergebnisse von Bürgerversammlungen zum Votum der Mehrheit der Bürger im BA 19 verklären, ist mehr als ärgerlich. Offensichtlich trauen es sich die Herren nicht mehr zu, als gewählte Vertreter im System der mittelbaren Demokratie politische Entscheidungen selbst zu treffen und diese dann - auch mal vor unzufriedenen Bürgern - zu verteidigen. So aber wird der Irrtum mancher Bürger, dass nämlich die Beschlüsse auf der Bürgerversammlungen abschließend und bindend sind – verfestigt. Herr Kuffer und Herr Eisenreich wissen es besser.
Zustimmen mag ich meinem Kollegen Karl Hirsch auch, wenn er aufzeigt, dass das Forum 19 keine Lösungen anbietet. Keine 'Wohntürme' – ok, das haben wir verstanden. 'Maßvolle Nachverdichtung' ist eine Leerformel, wehrt sich doch die CSU genauso wie SPD und Grüne jeden Monat gegen Bauanträge mit dem Hinweis, dass die Bauvorhaben angeblich überdimensioniert seien.
Danken möchte ich dem Kollegen Hirsch für die Ehrlichkeit, wenn er darauf hinweist, dass viele auf den Gartenstadtcharakter nur solange Wert legen, bis sie selbst einmal das alte Gebäude 'versilbern' wollen. Zwar ist 'versilbern' schon polemisch – geht es darum, dass die Eigentümer für ihr Grundstück einfach den besten Preis erzielen wollen. Richtig ist aber zu erkennen, dass die Verkäufer der Grundstücke, auf denen dann nachverdichtet wird, auch Bürger unseres Stadtbezirks sind – und oftmals die alteingesessenen. Und die Interessen dieser unserer Mitbürger und deren Eigentumsrecht gilt es auch zu berücksichtigen!
Ein Herz und eine Seele werden wir dann doch nicht, weil Karl Hirsch letztlich die Antwort ebenfalls schuldig bleibt. Woher sollen die Wohnungen für die wachsenden Bevölkerung und das wachsenden Wohnbedürfnis der Menschen kommen? Alle wollen sie zigtausende neue Wohnungen schaffen – aber nach dem Prinzip: 'Wasch mich, aber mach mich nicht nass'. Denn klar, bei uns im Süden soll es keine echte Nachverdichtung und keine Hochhäuser geben. Die Antwort aber lautet: Hochhäuser bauen und nachverdichten. Wir werden in München alle etwas näher zusammenrücken müssen. Die Gärten werden kleiner, die Häuser etwas höher. Wer nicht an der Freizügigkeit aller Bundesbürger und nicht am wirtschaftlichen Erfolg Münchens sägen will, wird diese Seite des Erfolges mittragen müssen. Denn eine Stadt, die lebt, wächst und verändert sich ständig. Davor kann man Angst haben – darüber kann man sich aber auch freuen. Karl Hirsch und ich, wir haben uns sicherlich unseren Standpunkt dazu schon gebildet.”
Randhir K. Dindoyal (FDP) und Karl Hirsch (SPD) gehören beide dem Bezirksausschuss 19 an.