Kaum einer weiß, dass mehr als 43 Millionen Menschen nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) weltweit auf der Flucht sind. Aktuell fliehen Zehntausende Menschen vor Kämpfen aus dem Sudan in die Republik Südsudan. Um auf diese Missstände und die gesamte Arbeit von Ärzte ohne Grenzen e.V. aufmerksam zu machen, haben die Mitarbeiter der Hilfsorganisation vom 19. bis 22 Juli den Odeonsplatz in ein Flüchtlingslager verwandelt. Unter dem Namen „Leben auf der Flucht”, konnten Besucher kostenlos erfahren, wie Flüchtlingslager in Krisengebieten aufgebaut und wie schwierig die Lebensbedingungen der verfolgten Menschen sind. Die Führung zeigte an mehreren Stationen, wie Unterkünfte in Flüchtlingslagern aussehen, wie die Wasserversorgung funktioniert oder wie mangelernährte Kinder in einem Ernährungszentrum versorgt und Cholera-Patienten behandelt werden.
Ärzte ohne Grenzen wurde 1971 gegründet und ist im Laufe der Zeit zur größten privaten unabhängigen Hilfsorganisation geworden. Um unabhängig zu bleiben, finanziert sich die Institution zu über 90 Prozent aus privaten Spendengeldern. In 19 Ländern gibt es Niederlassungen. Die Ärzte, Hebammen, Psychologen, Pflege- und Laborkräfte, Finanz-Administratoren, aber auch technisch und handwerklich begabte „Allrounder” sind in über 60 Ländern tätig.
Den hilfebedürftigen Menschen, für die sich Ärzte ohne Grenzen einsetzt, fehlt es an elementarsten Dingen, wie im Beispiel Sudan. Kämpfe im Sudan zwingen die Menschen in die Republick Südsudan zu flüchten. Die ankommenden Familien können dabei häufig nur das mitnehmen, was sie am eigenen Leib tragen. Im Lager angkommen, bekommen Flüchtlinge Kochgeschirr und ein wenig Material, um sich eine Unterkunft bauen zu können. Im Übrigen müssen sich die Vertriebenen mit dem arrangieren, was sie vor Ort finden. „Es fehlen Unterkünfte, Nahrungsmittel, Trinkwasser und auch die medizinische Versorgung ist nicht ausreichend. Menschen sterben und noch mehr Menschen leiden...”, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland Frank Dörner. Die Hauptursachen für die hohe Sterblichkeit sind Durchfallerkrankungen, Malaria und Mangelernährung. Vom letzten Punkt sind besonders Kinder unter fünf Jahren betroffen.
Unter den Mitarbeitern der Hilfsorganisationen finden sich nicht nur internationale Mitarbeiter. Auf einen internationalen Helfer kommen zehn nationale. Sie arbeiten beim UN-Flüchtlingshilfswerk, der Welternährungsorganisation (FAO) oder anderen Hilfsorganisationen. Um den Flüchtlingen zu helfen, braucht es aber nicht allein die Mitarbeiter. Humanitäre Nothilfe braucht auch finanzielle Unterstützung. So versuchen die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, wie im Beispiel des Flüchtlingslagers auf dem Odeonsplatz, Bürgerinnen und Bürger auf die Situation in Krisenländern aufmerksam zu machen, damit auch in Zukunft Notleidende Hilfe erfahren können.