„Fast jeder hier hat mindestens einen Apfelbaum im Garten“, erklärt Klaus-Dietrich Lübbe, erster Vorstand des Laimer Kleingartenvereins SW 52 e.V.. Eine große Vielfalt an Äpfeln gedeiht bei den Laimer Kleingärtnern, so dass insgesamt etwa fünfzig verschiedene Apfelsorten zu zählen sind. Darunter befinden sich vor allem viele alte Sorten, denn diese, so erklärt Walter Korger, zweiter Vorstand des Vereins, seien gegenüber den neuen Apfelsorten sehr viel resistenter: „Die neuen Sorten halten nicht mehr lange. Und ohne Spritzen geht da gar nix mehr.“ Da nun aber im Laimer Kleingartenverein das große Gebot herrscht, dass jeglicher Einsatz von Spritzmitteln verboten ist und nur biologisch angebaut werden darf, greifen die Kleingärtler auf den Anbau altbewährter Apfelsorten zurück.
Doch nicht nur alte Apfelsorten wachsen in der Kleingartenanlage, zum Teil sind es auch alte Baumbestände die die Früchte wie „Boskoop“ oder „Morgenduft“ tragen. Zwar ist die Kleingartenanlage erst 1917 entstanden und wurde während der Kriegszeit nicht als Garten genutzt, sondern bot vielen Flüchtlingen Unterschlupf. Doch auch diese pflanzten nach dem Krieg Apfelbäume an, so dass manch ein Baum aus dieser Zeit auch heute noch im Garten steht. So ist der Apfelbaum von Karl und Barbara Weber, der die alte Apfelsorte „Geheimrat Dr. Oldenburg“ hervorbringt, mindestens fünfzig Jahre alt. Genau kennen die Kleingärtler das Alter des Baumes nicht. Familie Weber hat den Baum schon von ihrem Vorgänger übernommen. Die Sorte „Geheimrat Dr. Oldenburg“ gehört zu jenen Sorten, die etwa 1897 gezüchtet wurde und sich bis heute durchgesetzt hat. Die mittelgroßen Äpfel schmecken süßsäuerlich und eignen sich besonders als Tafelobst. „Das ist ein superguter Apfel. Süß und saftig. Da kann man auch Saft daraus machen, aber auch Apfelkuchen und Mus“, schwärmt Korger. Heinz und Bärbel Singer beherbergen die eher mehlige Apfelsorte „Morgenduft“ in ihrem Garten. Dieser Apfel ist nur leicht süß, und hat daher ein sehr breites Verbrauchsspektrum. Er eignet sich ebenso als Koch- und Backapfel, wie zum Einmachen. Die 1856 aus Zufall in der Niederlande entdeckte Sorte „Boskoop“, steht in Form eines halbhohen Baumes auch im Garten von Sigried Kittsteiner. Der herbe Apfel wiegt häufig über 200 Gramm und eignet sich, laut Lübbe, gut als Kochapfel, zum Beispiel im Kohlgemüse. Der „Boskoop“ wird häufig auch „Lederapfel“ genannt, weil seine Schale so hart sei, erklärt Lübbe: „Aber nur die Schale ist irgendwie komisch. Geschält schmeckt er sehr gut.“ Die Äpfel der Sorte „Boskoop“ reifen in der Regel von Ende September bis Mitte Oktober und können bis in den März gelagert werden. Doch in diesem Jahr, so berichtet Lübbe, werde alles früher geerntet, weil die Wetterverhältnisse ungewöhnlich waren. „Der „Boskoop“ hält auch nicht mehr so lange, weil er überzüchtet ist“, meint Korger.
Eine gute Alternative zum „Boskoop“ sehen die Kleingärtler in der Sorte „Ontario“, die auch Lübbe in seinem Garten hat. Ebenfalls eine alte Tafelobstsorte, die erstmals 1874 in den USA gezüchtet wurde, besticht der Apfel vor allem durch seinen säuerlichen Geschmack und seinen hohen Vitamin-C-Gehalt. Die wohl älteste Apfelsorte des Kleingartenvereins befindet sich aber wahrscheinlich im Garten von Marianne Kufer. Die 82-Jährige bewirtschaftet seit nunmehr 52 Jahren ihren Garten. Ihr Ehemann hatte einst einen jungen Apfelbaum gepflanzt, der immer noch die köstlichsten Früchte hervorbringt. Doch welcher Sorte er angehört, darüber rätseln die Kleingärtler noch. Gemutmaßt wird, dass es sich um die Sorte „Goldparmäne“ handle, womit Marianne Kufers Apfelsorte zu den wohl ältesten überhaupt gehört, denn diese Sorte entstand Anfang des 16. Jahrhunderts.