„Es wäre ein schlimmer Verlust für Sendling, wenn wir die Post-Filiale am Harras verlieren”, mahnte Michael Kaiser (CSU) in der letzten Sitzung des Sendlinger Bezirksausschusses (BA 6). Erst einige Tage zuvor hatten die Mitglieder aus der Presse erfahren, dass die Postbank plane, die Filiale zu schließen. „Wir sind entsetzt, dass die Filiale am Harras sowie weitere Filialen in München geschlossen werden sollen. Bürgernähe muss hier vor reinen Gewinninteressen stehen!”, sagte Philip Fickel (SPD), der einen Dringlichkeitsantrag auf den Erhalt der Post-Filiale stellte, dem sich die Mitglieder im Sendlinger Bezirksausschuss mit großer Mehrheit anschlossen.
„Die Postbank-Filiale am Harras ist eine gut besuchte Filiale, die dringend erhalten werden muss. Die Sendlingerinnen und Sendlinger brauchen eine Filiale vor Ort. Es ist nicht nachvollziehbar, dass diese Filiale geschlossen werden soll”, heißt es in dem Antrag. Die Mitglieder fordern deshalb die Stadt auf, Gespräche mit der Bank und der Post zum Erhalt der Filiale zu führen und sich für eine sinnvolle Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes einzusetzen.
Bereits im Jahr 2022 gab es Gerüchte über eine Schließung der Post-Filiale. Die Seniorenvertretung für Sendling hackte damals nach - die Postbank dementierte die Gerüchte und versicherte, dass es keine Pläne zu einer Schließung gebe. Nach wie vor sind der Seniorenbeirat und die Politiker im Viertel besorgt um die Versorgung gerade der älteren Generation in Sendling. „Wir von der Seniorenvertretung Sendling verurteilen diese geplante Schließung aufs Schärfste. Dies ist eine nicht hinzunehmende Serviceeinschränkung, der Post, die insbesondere Senior*innen besonders hart trifft. Trotz allem hoffen wir, dass die Post die Schließungspläne nochmals überdenkt und nicht verwirklicht”, so Ulrich Gammel von der Seniorenvertretung für den Stadtteil Sendling. „Nicht alle Menschen können Post- und Bankdienstleistungen online oder an Automaten erledigen. Die Postfiliale am Harras wird von den Sendlingerinnen und Sendlingern gut genutzt – dies zeigt, dass es weiterhin einen Bedarf an Filialen gibt. Besonders von älteren Menschen haben wir viele Rückmeldungen bekommen, dass dieses Angebot für sie unverzichtbar ist!”, so Louisa Pehle, Fraktionssprecherin der SPD im Sendlinger Bezirksausschuss.
Auf Nachfrage bestätigt ein Sprecher der Postbank, dass die Filiale am Harras im Laufe des Jahres 2025 schließen wird. Einen genauen Termin dafür gebe es allerdings noch nicht. Noch in diesem Jahr werde aber die Filiale in der Winthirstraße 4 bis 6 in Neuhausen geschlossen. „Durch die fortschreitende Digitalisierung beobachten wir schon länger eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden der Postbank. Wir stellen fest, dass unsere Mobile- und Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg”, wie ein Sprecher der Postbank weiter erklärt. Diese Veränderung führe dazu, dass Kundinnen und Kunden die Angebote vor Ort weniger nutzen. In den nächsten Jahren solle die Postbank weiter digitalisiert werden zu einer „Mobile-First”-Bank. Services werden dann vor allem über Mobiltelefone und Tablets angeboten. „Neben den digitalen Angeboten wird auch in die Filialen der Postbank investiert, weil sie weiterhin ein wichtiger Teil des Angebotes bleiben, auch die Direktberatung wird deutlich gestärkt. So werden insgesamt elf Regionale Beratungscenter für die Beratung per Video und Telefon aufgebaut”, so der Sprecher.
Angst vor Bargeld-Engpässen müssten Kundinnen und Kunden laut dem Sprecher nicht haben, da die Postbank zur Gruppe der Cash Group-Banken (Deutsche Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank) gehöre und auch weiterhin den Cashback-Geldservice mit teilnehmenden Partnern anbiete. In Bezug auf Postangelegenheiten weist der Sprecher darauf hin, dass die Deutsche Post den Kundinnen und Kunden „Post- und Paketdienstleistungen im gewohnten Umfang in der Nähe anbieten” werde.
Auch wenn die Filialen am Harras und in Winthirstraße geschlossen werden sollen, ´”betriebsbedingte Kündigungen” seien ausgeschlossen. „Alle Kundenberater werden unverändert beschäftigt, in anderen Filialen oder einem der Regionalen Beratungscenter, die wir für die Beratung per Video und Telefon aufbauen. Mit den anderen Mitarbeitenden suchen wir das Gespräch. Abhängig von der individuellen Situation kommt hier im Rahmen bestehender betrieblicher Regelungenneben der Beschäftigung in anderen Bereichen der Bank eine Reihe von Instrumenten zum Einsatz, wie etwa Altersteilzeit oder Abfindungen”, so der Sprecher.