Von Freude und Hohn


Johannes Beetz
Johannes Beetz
Chefredakteur
seit 1999 bei der Gruppe der Münchner Wochenanzeiger
Mitarbeit im Arbeitskreis Redaktion des Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen (BVDA)
Gewinner des Dietrich-Oppenberg-Medienpreises 2017 (Stiftung Lesen)
Feierten den Baubeginn (von links): MVG-Chef Ingo Wortmann, Daniel Wallas (Autobahn GmbH), Bürgermeister Dominik Krause, Mobilitätsreferent Georg Dunkel und Karin Thelen (SWM). (Foto: job)
Feierten den Baubeginn (von links): MVG-Chef Ingo Wortmann, Daniel Wallas (Autobahn GmbH), Bürgermeister Dominik Krause, Mobilitätsreferent Georg Dunkel und Karin Thelen (SWM). (Foto: job)
Feierten den Baubeginn (von links): MVG-Chef Ingo Wortmann, Daniel Wallas (Autobahn GmbH), Bürgermeister Dominik Krause, Mobilitätsreferent Georg Dunkel und Karin Thelen (SWM). (Foto: job)
Feierten den Baubeginn (von links): MVG-Chef Ingo Wortmann, Daniel Wallas (Autobahn GmbH), Bürgermeister Dominik Krause, Mobilitätsreferent Georg Dunkel und Karin Thelen (SWM). (Foto: job)
Feierten den Baubeginn (von links): MVG-Chef Ingo Wortmann, Daniel Wallas (Autobahn GmbH), Bürgermeister Dominik Krause, Mobilitätsreferent Georg Dunkel und Karin Thelen (SWM). (Foto: job)

Zum ersten Mal seit acht Jahren entsteht mit der Tram-Westtangente eine neue Straßenbahnstrecke in München. Der vor Wochen begonnene Bau wurde am Freitag symbolisch mit einem Spatenstich gefeiert. Die Gesamtkosten des Projekts sind mit 490,1 Mio. Euro veranschlagt. Die Landeshauptstadt übernimmt davon 160 Mio., die SWM 30 Mio. Die restlichen 300 Mio. Euro werden von Bund und Freistaat erwartet.

„Überlastung verhindern”

„München wächst, eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots ist daher notwendig, um eine dauerhafte Überlastung des Straßennetzes zu verhindern“, unterstrich Bürgermeister Dominik Krause. „Die hervorragende Bewertung der Tram-Westtangente zeigt den hohen Nutzen für die ganze Stadt und insbesondere den Münchner Westen. Leider wird es aufgrund der Bauarbeiten zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen. Den Ärger darüber kann ich gut nachvollziehen. Ich möchte aber gleichzeitig um Verständnis bitten. Investitionen in unsere Infrastruktur sind wichtig, damit München eine moderne Stadt bleibt, die nicht nur von der Substanz lebt, sondern auch immer wieder Neues schafft. Sobald die Tram-Westtangente in Betrieb geht, wird sie ein großer Erfolg.“
Vorsichtshalber hatte man Krauses Redebeitrag ans Ende der Liste gesetzt; da er von einem Termin in Moosach kam, war man sich nicht sicher, ober der es durch die um die meisten Spuren reduzierte Fürstenrieder Straße rechtzeitig zum Spatenstich schaffen würde.

Noch 2025 sollen die ersten fahren

MVG-Chef Ingo Wortmann wies darauf hin, dass die Tram-Westtangente auch die U-Bahn in der Innenstadt, aber auch die Straßen insgesamt enlasten werde. Er sei sicher, dass die Gegner des Projekts später einmal froh um diese Tramstrecke sein werden. Nachdem Jahrzehnte über diese Tram diskutiert worden sei, erfülle ihn der Baubeginn mit Freude. „Auch wenn durch den Bau die Fahrgäste und der Straßenverkehr zunächst mit Einschränkungen leben müssen, trägt die neue Trasse, wenn sie fertiggestellt ist, entscheidend zu einer sauberen, ruhigeren Stadt mit weniger Staus bei und macht München noch lebenswerter“, so Wortmann.
„Wir werden die Strecke in mehreren Schritten in Betrieb nehmen. Auf dem ersten Abschnitt zwischen Ammerseestraße und Agnes-Bernauer-Straße sollen noch im kommenden Jahr die ersten Trambahnen fahren.“ Damit wird Tram-Verkehr zwischen Pasing und Gondrellplatz möglich. Der Termin ist indes nur dann zu halten, wenn die Hauptwasserleitung 5 und weitere Versorgungsleitungen bis dahin verlegt worden sind.

Brücken müssen zuvor fertig sein

Im nächsten Schritt wird der Abschnitt zwischen Ammerseestraße bis zum Ratzingerplatz fertiggestellt, auf dem dann der Bus 51 ersetzt werden kann. Bevor dort die Tangente gebaut werden kann, muss allerdings der Mittelteil der Autobahnbrücken über die A 96 an der Ammerseestraße neu gebaut (damit soll frühestens 2025 begonnen werden) sowie die Autobahnbrücken der A95 am Kreuzhof neu gebaut werden.

„Dieser Spatenstich ist reine Show”

Die CSU/FW-Fraktion im Stadtrat hat sich wiederholt gegen den Bau der Tram-Westtangente ausgesprochen: Elektrobusse wären weitaus günstiger und schneller verfügbar gewesen.
„Während Laim im Verkehrschaos versinkt, setzt sich die Stadtregierung auf die Baustelle und feiert. Das ist Hohn gegenüber den Menschen, die jeden Tag da durch müssen”, meinte CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann. „Dieser Spatenstich ist reine Show und kostet Geld, das anderswo besser aufgehoben wäre. Unterdessen häufen sich die Beschwerden über die dilettantisch geplante Baustelle: Anwohner klagen über gesperrte Zufahrten, die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrenden ist teilweise gefährdet und der halbe Westen steht auf der einspurigen Fürstenrieder Straße im Stau. Und das soll jetzt jahrelang so weitergehen? Die Planung der Tram-Westtangente ist von vorne bis hinten misslungen. Wir haben vor dieser Situation lange gewarnt. Die Stadtverwaltung muss nun sicherstellen, dass Anwohner, Pflegedienste, Lieferanten, Handwerker und alle weiteren Menschen ans Ziel gelangen, die dieses Stadtviertel am Laufen halten.“

Wie sehen es die Bürger?

Die Tramtangente im Westen (u.a. durch die Fürstenrieder Straße) ist ein umstrittenes Projekt. Bei den Bürgerversammlungen in den von der Tangente tangierten Vierteln kam es in den vergangenen Jahren zu gegensätzlichen Ergebnissen: Während sich die Neuhauser-Nymphenburger für die Tramtangente aussprachen (2010 und 2017), stimmten die Laimer und die Haderner (2010 und 2013) gegen sie. Die Laimer wiederholten ihre Ablehnung der Tram 2017, 2018 und 2023.
Selbst innerhalb einzelner Viertel zeigt sich der Bürgerwille keineswegs klar: In Sendling-Westpark sprachen sich die Bürger 2010 gegen eine Trambahn durch die Fürstenrieder Straße aus; 2011 fand diese Ablehnung aber keine Zustimmung mehr. 2013 und 2017 fand sich dann eine Mehrheit, die die Tramtangente befürwortete.

Laimer Grüne freuen sich auf die Tram

Die Grüne-Fraktion im Bezirksausschuss Laim freut sich, dass mit dem Bau der Tram-Westtangente begonnen wurde. Die Baumaßnahme werde zahlreiche Vorteile für den Stadtteil mit sich bringen. „Die Tram-Westtangente ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen und lebenswerten Mobilität in Laim. Durch die schöner gestaltete Fürstenrieder Straße wird die Lebensqualität in unserem Stadtteil bereits vor der kompletten Inbetriebnahme deutlich gesteigert”, sagte Fraktionssprecher Martin Beier. Für die Rasengleise mit grünen Haltestellen und teilweise Blumenwiesenstreifen werde ein großer Flächenanteil effektiv entsiegelt.
Christian Hartranft, Vorsitzender des Unterausschusses Mobilität im Bezirksausschuss, ergänzte: „Die Tram-Westtangente wird nicht nur den öffentlichen Nahverkehr attraktiver machen, sondern durch breitere und komfortable Geh- und Radwege das Mobilitätsangebot für den Rad- und Fußverkehr spürbar verbessern. Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahme einen positiven Beitrag zur Verkehrswende in Laim leisten wird.” Natürlich sind die laufenden und anstehenden Baumaßnahmen in den kommenden zwei Jahren eine starke Belastung. Diese wird die Grüne-Fraktion im Bezirksausschuss Laim begleiten und, falls notwendig, Verbesserungen auf den Weg bringen.

So verläuft die Trasse

Die Tram-Westtangente verläuft zwischen dem U-Bahnhof Aidenbachstraße in Obersendling und dem Romanplatz in Nymphenburg, wo die Neubaustrecke an das Bestandsnetz anschließt. Die Trasse verbindet drei U-Bahnhöfe sowie den S-Bahnhof Laim miteinander.

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