Jugendliche greifen heutzutage etwas öfter zu Smartphone & Co. als zu den Klassikern der Weltliteratur. „Einem jungen Publikum die Weltliteratur, von der sie sich zunehmend entfremdet, greifbar zu machen, ist eine Herausforderung”, findet Rena Dumont. Die Autorin („Paradiessucher” und „Die Mühle”), preisgekrönte Filmemacherin („Die Mutprobe” und „Hans im Pech”) bereitet seit 2018 Schauspielbegeisterte für die Aufnahmeprüfungen an den staatlichen Schauspielschulen vor und arbeitet mit Schülern der Ü-Klassen in Gesamtschulen und Mittelschulen.
Mit der von ihr gegründeten „Freien Theater Company“ (Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren) entwickelt sie aktuell die Theater-Inszenierung „Begehren“, um der Jugend die Heldinnen und Helden klassischer Literatur nahezubringen. Schrill, trashig, tragisch, komisch, weise und unterhaltsam soll diese Theater-Collage werden.
„In meinem Stück integriere ich zahlreiche Monologe und Dialoge aus klassischen Texten”, erzählt Dumont, z.B. aus Romeo und Julia (Shakespeare), Stella (Goethe) oder Maria Stuart (Schiller). Obwohl das Theaterstück Schicksale von 15 Putzfrauen verschiedener Nationalität, Gemüts, Alters und Geschlechts widerspiegelt, tauchen darin jene Julias, Heiligen Johannas und Romeos auf. Klassische und moderne Texte verschmelzen, so dass die Sprache einerseits heutig, andererseits auch klassisch, kompliziert, verschroben und fremd ist. „Wenn diese in einer verständlichen Weise erarbeitet wird, so dass sie der Jungschauspieler spielen, nachempfinden und verstehen kann, eröffnet sie dieselben Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins wie in einem selbstgeschrieben Text”, so Dumont. Das in ihrem Studium (Hochschule für Musik und Theater Hannover) erlernte Method Acting gibt sie gerne an die Jugendlichen weiter. „Ich lege einen besonders großen Wert auf den Tiefgang des Schauspielvorgangs, der nicht nur den Intellekt, sondern und vor allem den Körper und das Fühlen beansprucht”, erzählt sie. „Die leere Bühne, das Licht und die Lust, in eine fremde Figur einzutauchen ist zuerst von Bedeutung. Bühnenbild, Kostüme, Technik usw. kommen später dazu.”
Was denken die jungen Schauspieler über ihre Figuren? Welchen rat würden sie ihnen in einem Vier-Augen-Gespräch geben?
Jamie Frowein (spielt „Die Heilige Johanna“ von J.B. Shaw):
„Als Heilige Johanna verkörpere ich eine Kämpferin für Freiheit und Gerechtigkeit, was sowohl zu diesen Zeiten als auch heutzutage nicht einfach ist. Im Gegensatz zu ihr bin ich nicht religiös, aber den Willen, sich für die eigene Überzeugung einzusetzen und meinungsstandhaft zu bleiben, ist mir sehr wichtig. Eine gewisse Anpassungsfähigkeit wäre gesellschaftlich vorteilhaft.”
Dascha Dumont (zu „Salome” von Oscar Wilde):
„Ich verstehe, dass du das begehrst, was du nicht hast und ich verstehe, dass du so handelst, wenn man schon alles hat. Aber glaubst du wirklich, dass du dich vollkommen fühlen wirst, wenn du alles hast? Ich bin mir sicher, dass du nie befriedigt sein wirst, denn eine Sache wird dir immer fehlen. Deine Eigenliebe. Statt Erfüllung in dir selber zu suchen, suchst du es in andern. Das ist ein Trugbild. Selbst wenn du alles besitzen wirst, was du dir wünscht, wird nie die erhoffte Wirkung eintreten, ganz im Gegenteil, du wirst einsehen müssen, dass du Erfüllung auf dieser Art nie bekommen wirst.
Wenn du in Anderen die Erlösung suchst und mit deinen egoistischen Zügen handelst, sprich tötest, so tötest du dich selber.
Salome, überlege doch mal, was du alles hast, als das was du nicht hast. Reicht das denn nicht? Alles ist in dir. Lerne erstmal dich selber zu lieben, um zu verstehen, was du eigentlich suchst.”
Aufführungen im Leo 17 (Leopoldstr. 17):
Mittwoch, 20. September, 19 Uhr
Donnerstag, 21. September, 11 und 19 Uhr.
Aufführungen im Mucca (Schwere-Reiter-Str. 2 c):
Freitag, 13. Oktober, 19 Uhr
Samstag, 14. Oktober, 19 Uhr
Sonntag, 15. Oktober, 19 Uhr
Eintritt ab 12 J.
Reservierungen unter renadumont@gmx.de