Mitten im Kreativquartier hat die Freie Bühne München (FBM) e.V. ihr erstes festes Zuhause gefunden. Während im Erdgeschoss in der Dachauer Straße 110d das Pathos Theater seit jeher beheimatet ist, wurde die erste Etage des Hauses viele Jahre lang zur Aktenlagerung vom Gesundheitsreferat genutzt. Diese wurden nun vor einigen Monaten herausgeräumt, um Platz für die inklusive Freie Bühne zu machen. „Das war unsere Rettung“, sagt Angelica Fell, die den gemeinnützigen Verein FBM e.V. 2013 mit Gleichgesinnten gegründet hatte.
Im Sommer 2022 wurde die Freie Bühne München (FBM) obdachlos, als der Mietvertrag bei der OBA (Offene Behindertenarbeit) im Löhe-Haus auslief. Der Verein suchte händeringend nach neuen Räumen und bat u.a. bei Oberbürgermeister und Stadträten um Hilfe. Übergangsweise kam die FBM im Gewerbehof West im Westend unter. „Damit war gewährleistet, dass wir die bereits im Juni begonnenen Proben von „Romeo + Julia“ fortsetzen konnten und so die sehr erfolgreiche Premiere am 15. Oktober in der Pasinger Fabrik vor ausverkauftem Haus spielen konnten“, erinnert sich Angelica Fell. Ende des Jahres schließlich erfüllte sich der Wunsch nach eigenen Räumen. Rund 600 Quadratmeter, die bislang vom Gesundheitsreferat als Archiv genutzt wurden, konnten an die FBM als Kulturförderfläche und damit mietfrei übergeben werden. „So eine Freude“, sagt Fell. „Erreicht wurde das durch einen fraktionsübergreifenden politischen Willen, der in deutliches Signal setzt für den hohen Stellenwert von inklusiver Kunst und Kultur in unserer Stadt.“ Seit einem Jahr ist die FBM in der „Institutionellen Theaterförderung“ aufgenommen und wird mit einer Summe von 120.000 Euro bezuschusst. Davon werden die festen laufenden Betriebskosten bezahlt. Für die Projekte und Inszenierungen muss die Freie Bühne indes weiterhin Mittel bei der Landeshauptstadt München und bei verschiedenen Stiftungen und Sponsoren beantragen.
Die FBM versteht sich selbst als Theater für alle, für Menschen mit und ohne Behinderung. Hier werden schauspielerische Talente entdeckt und gefördert sowie Raum zum Ausprobieren gegeben. Gegründet wurde der Verein 2013 von Angelica Fell, Mutter eines Sohnes mit Down Syndrom, und ihre Tochter Marie-Elise zusammen mit elf weiteren Gründungs-Mitgliedern. In den vergangenen Jahren hat die FBM verschiedene Theaterstücke aufgeführt sowie zahlreiche Schauspielschüler ausgebildet. Im Januar 2023 übernahm die Münchner Regisseurin Verena Regensburger die Künstlerische Leitung der FBM.
Auch künftig wird die FBM Schauspielern, Workshop-Teilnehmenden oder Studierenden Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Auch die Qualifizierung für den Schauspielberuf läuft weiter. Zudem ist im neuen Zuhause aber auch Raum für Neues: „Es wird einen inklusiven Schauspiel-Club geben, der auch eigene Inszenierungen zeigt“, sagt Fell. Außerdem: „Unser Musikraum ist gleichzeitig ein kleines Ton- und Video-Studio für das Fach camera acting, in dem wir Kurzfilme und kleine Videos- oder Interviewformate produzieren, die wir dann auf verschiedenen Plattformen zeigen werden.“ Was die FBM weiteres plant und welche Möglichkeiten es für Interessierte gibt, ist auf der Homepage https://freiebuehnemuenchen.de nachzulesen.
„Meine große Hoffnung ist, dass junge behinderte Menschen mit dem Berufswunsch Schauspieler*in die gleichen Möglichkeiten haben, wie ihre nicht behinderten Altersgenossinnen“, so Fell. Das bedeute freie Berufswahl und Zugangsmöglichkeiten zu Ausbildung. „Denn das ist nicht nur gerecht und demokratisch, sondern auch eine Bereicherung für die Kunst, für die Künstler*innen und für das Publikum.“