Veröffentlicht am 15.12.2021 17:04

Das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben

Paul Brouwer. (Foto: FöBE)
Paul Brouwer. (Foto: FöBE)
Paul Brouwer. (Foto: FöBE)
Paul Brouwer. (Foto: FöBE)
Paul Brouwer. (Foto: FöBE)

Möglichkeiten, sich zu engagieren, gibt es viele. Welches Engagement passt zu wem? Die 16. FreiwilligenMesse bietet einen Überblick. Am 23. Januar findet sie online statt (Info: www.muenchner-freiwilligen-messe.de). Hier erklären bürgerschaftlich engagierte Menschen, warum sie sich für Andere einsetzt:

„Den Krankenhausaufenthalt erleichtern”

Paul Brouwer, Leitung Grüne Damen und Herren München

Wir sind ein ehrenamtlicher Besuchsdienst, der Menschen in Krankenhäusern, Seniorenzentren und im Kinderzentrum Großhadern betreut und hilft. Den großen und kleinen Patienten und Bewohnern wenden wir uns mitfühlend und achtsam zu, versuchen Trost zu spenden und Mut zu machen. Die Kinder im Kinderzentrum werden während der Arztgespräche mit ihren Eltern betreut. Mit den Patienten im Krankenhaus versuchen wir ins Gespräch zu kommen, hören vor allem aufmerksam zu und möchten ihnen den Krankenhausaufenthalt erleichtern.

Senioren wollen wir den Aufenthalt im Heim angenehm gestalten und Freude in den Alltag bringen. Wir begleiten sie zu Untersuchungen und zu Gottendiensten sowie Veranstaltungen. Ebenfalls erledigen wir kleine Besorgungen, machen kleine Spaziergänge und helfen bei Bedarf beim Ausfülllen von Formularen.

Für dieses Ehrenamt sollte man zu einem langjährigen, verbindlichen Dienst bereit sein und einmal wöchentlich vormittags 3 bis 4 Stunden Zeit haben. Geboten wrden Haftpflicht- und Wegunfallversicherung, Fahrtkostenerstattung, kostenloses Mittagessen in der Einrichtung, Einführungsschulung, Fortbildungen, Jahresausflug und Dienstkittel.

Der Kontakt mit Menschen, das Austausche von Erfahrungen bringen Freude und Erfüllung und das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.

„Einen Beitrag für eine lebenswertere Stadt leisten”

Eva Mahling, Ehrenamtliche bei ADFC

Ich bin seit Mai 2021 aktives Mitglied beim ADFC in der Arbeitsgruppe Verkehr. Ziel vom ADFC ist, dass mehr Menschen ganz selbstverständlich das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel verwenden. Diesen Beitrag wollen wir für eine lebenswertere Stadt, aber auch für den Klimaschutz, leisten.

Um das zu erreichen, muss unter anderem die heutige Fahrradinfrastruktur sicherer und komfortabler werden, und das diskriminierungsfrei für alle Benutzergruppen von Jung bis Alt. Der ADFC ist die Fahrradlobby und aktiv im Gespräch mit allen Akteuren der Stadt. Denn wir als Radfahrer*innen wissen ziemlich gut, wo der Schuh drückt.

Bei uns gibt es keine Minimum-Stundenanzahl – einmal im Monat treffen wir uns für zwei Stunden zu einem breiten Austausch. Richtig interessant sind unsere Projektgruppen – hier passiert die Action. Beispielsweise radeln wir öffentlichkeitswirksam mit Poolnudeln durch die Stadt, treffen uns um Lösungen für schwierige Verkehrssituationen zu finden oder formulieren Positionen für die Stadtverwaltung, die dann teilweise in Regularien oder Beschlüsse wiederzufinden sind. Alles mit dem Ziel den Blick der Gesellschaft, um die Bedürfnisse der Fahrradfahrenden zu erweitern.

Ich genieße die Zeit, mich mit Gleichgesinnten zu treffen, die aktiv und konstruktiv an der Verkehrswende mitarbeiten. Wir haben alle sehr unterschiedliche Hintergründe und jeder teilt sein Wissen sehr gerne. Durch die gegenseitige Unterstützung schaffen wir die Transparenz, damit notwendige Veränderungsprozesse verstanden und damit angegangen werden können. Jetzt weiß ich, wie ich meine Energie wirksam einsetzen kann.

„Wir verbringen unsere Freizeit miteinander”

Yuko Manaba, Ehrenamtliche bei BIB e.V. (Verein zur Betreuung und Integration behinderter Kinder und Jugendlicher)

Seit März 2021 bin ich als Ehrenamtliche bei BiB e.V. aktiv und treffe mich regelmäßig mit einem zehnjährigen Mädchen mit Lernbehinderung. Wir verbringen unsere Freizeit miteinander – sei es, dass wir im Innenhof des Hauses spielen, einen Ausflug in den Zoo machen oder im Grünen Kastanien sammeln. Wir hatten uns zu Beginn einen zweiwöchentlichen Rhythmus vereinbart – das dient als grobe Orientierung. Meistens spreche ich mich mit der Mutter ca. eine Woche im Voraus ab und wir finden passende Termine. Wir sind üblicherweise 3 bis 4 Stunden zusammen.

Ich schätze es sehr, dieser Tätigkeit nachgehen zu können! Nach den Einführungsveranstaltungen durch BiB hatte ich die Zuversicht, mich unter ihrer Begleitung in eher unbekanntes Terrain wagen zu können und neue Beziehungen einzugehen. Diese Tätigkeit ermöglicht mir wertvolle Begegnungen und Erlebnisse abseits meines gewohnten (Büro-)Alltags und fordert meine Kreativität im Umgang mit Unerwartetem – für die Möglichkeit, das alles erleben zu dürfen, bin ich sehr dankbar!

„Ich profitiere jeden Tag davon”

Anita Härle, Redakteurin bei Radio LORA München

Bei einem Radiosender mitarbeiten? Erst mal hatte ich großen Respekt davor. Aber bei Radio LORA ist jeder willkommen. Das Motto heißt Learning by Doing. Fehler machen ist erlaubt. Natürlich war es am Anfang nicht ganz einfach. Aber mit Hilfe der Kolleginnen und Kollegen konnte ich schon bald Moderationstexte schreiben, Interviews vorbereiten und im Nachgang die Aufnahmen schneiden. Manchmal ist es ziemlich chaotisch bei LORA. Kein Wunder bei den vielen Ehrenamtlichen und der breiten Palette an Themen. Aber mit Leuten zusammenarbeiten, die sich in ihrer freien Zeit engagieren und für ihre Arbeit und ihre Themen brennen, das ist schon sehr bereichernd. Auf diese Weise entstehen oft großartige Sachen, die mich auch persönlich weiterbringen. Die Themen psychische Gesundheit, Soziales und Kultur interessieren mich besonders. Nach meiner Einarbeitungszeit konnte ich die Rubrik „Kulturtipps“ aufbauen. Sie läuft monatlich im werktäglichen Magazin um 18 Uhr. Auch für andere Beiträge führe ich fast jede Woche Interviews: mit Leuten von Theatern, aus der Musik- und Kabarettszene oder Menschen, die Ausstellungen organisieren. Es macht mir großen Spaß und ich profitiere jeden Tag davon.

„Zeit möglichst sinnvoll nutzen”

Pia in der Smitten, Ehrenamtliche bei Lesezeichen

Über einen Zeitungsartikel bin ich 2015 auf die Freiwilligenagentur Tatendrang und das Projekt Lesezeichen aufmerksam geworden. Ich bin damals nach der Elternzeit gerade wieder in meinen Beruf als Online-Redakteurin zurückgekehrt. Meinen freien Tag wollte ich möglichst sinnvoll nutzen und habe mich bei Tatendrang beraten lassen. Ein paar Wochen später habe ich als Lesepatin an einer Grundschule begonnen und unterstütze nun schon im sechsten Jahr Kinder, denen das Lesen nicht so leichtfällt.

Für eine Lesepatenschaft sollte man grundsätzlich eine Schulstunde pro Woche – also 45 Minuten – Zeit haben. Ich bin an einer Grundschule in meiner Nähe eingeteilt, die ich in zehn Minuten gut mit dem Fahrrad erreichen kann. Ich spreche mich zum neuen Schuljahr mit der Klassenlehrerin meines Lesepatenkindes ab, welche Stunde gut geeignet wäre. Meist treffen wir uns dann nach der letzten Unterrichtsstunde in der Grundschule und dürfen dort die Leseecke im Klassenzimmer oder die Schulbücherei nutzen, um dort gemeinsam zu lesen.

Mir würde ohne das Ehrenamt vor allem der Austausch mit den Kindern fehlen und zu sehen, mit welcher Freude sie zu unseren Lesestunden kommen und wie begeistert und konzentriert sie bei der Sache sind. Es ist ein schönes Gefühl, seine Freizeit für ein Ehrenamt zu nutzen. Ich hatte immer sehr viel Glück im Leben, musste mir über schulische Probleme nie Sorgen machen. Leider hängt die Schulkarriere in Deutschland sehr stark mit dem Elternhaus zusammen. Können die Eltern zu Hause bei Schulaufgaben helfen, können sie Nachhilfe finanzieren etc. Ich bin dankbar, Kindern, bei denen das nicht der Fall ist, mit meiner Zeit ein bisschen helfen zu können.

north