Dauersitzer unter den Vögeln | Wochenanzeiger

Als „Dauersitzer” werden im Münchner Tierheim diejenigen Tiere bezeichnet, die schon seit längerer Zeit auf ein neues Zuhause warten. Meist hängt es damit zusammen, dass die Tiere eine Behinderung oder chronische Krankheiten haben und deshalb besonderer Pflege bedürfen. Ebenfalls schwer ist es, diejenigen Tiere zu vermitteln, die aufgrund von schlechter Haltung durch ihre vorherigen Besitzer ungewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag legen und daher eines gekonnten Umgangs bedürfen.

„Aktuell haben wir unter unseren Vögeln einige Dauersitzer, die wir gerne vorstellen möchten”, sagt Kristina Berchtold, Sprecherin des Tierschutzvereins München. „Es wäre schön, wenn wir für den einen oder anderen doch noch eine endgültige Bleibe und eine liebevolle Familie finden könnten.”

Da gibt es zum Beispiel den Gelbbrustara Charles, der sich sehr nach einer gleichaltrigen Henne sehnt. Seit einigen Jahren lebt er schon alleine - ein Umstand, mit dem gesellige Vögel nur schwer umgehen können. Die Einsamkeit äußert sich oft darin, dass sie anfangen, sich das Gefieder zu rupfen. Auf die gängigsten Vogelkrankheiten ist Charles zwar fünffach negativ getestet, hat aber einige Wehwehchen wie schlechte Augen, eine eingeschränkte Beweglichkeit der Fußgelenke und des rechten Flügels sowie ein etwas zu schnell schlagendes Herz. Aufgrund dieser Handicaps benötigt er eine behindertengerechte Voliere mit vielen Klettermöglichkeiten. Dennoch ist dem Bub seine Lebensfreude noch deutlich anzusehen und auch seine Herzmedikamente nimmt er brav zu sich. Angefasst werden möchte er zwar nicht, lässt sich jedoch problemlos auf einem Stock überall hintragen und ist generell menschenbezogen.

Ein weiterer Dauergast ist der hübsche Gelbhaubenkakadu mit dem etwas ungewöhnlichen Namen Udo Müller. Er sitzt seit Juni 2018 im Münchner Tierheim und stammt aus Indonesien, wo er im Jahr 1988 rücksichtlos aus seiner freien Wildbahn herausgerissen und nach Deutschland verschleppt worden ist. Von seiner Henne Dudu, mit der er bei seinen Vorbesitzern gelebt hat, musste er im Tierheim getrennt werden, da sie nicht harmonierten. Seitdem wartet der frustrierte Hahn auf eine neue Partnerin, die er umwerben kann. Menschen gegenüber ist Udo Müller meist sehr konfrontativ und beharrt auf einen gewissen Sicherheitsabstand, bei bekannten Pflegern zeigt er gelegentlich freundschaftliches Interesse. Da es bei den Vorbesitzern bereits zu Verletzungen gekommen ist, braucht das Tier unbedingt einen Neubesitzer, der reichlich Erfahrung mit Kakadus hat. Leider wurde Udo zudem positiv auf das Herpesvirus getestet, alle weiteren Ergebnisse sind durchweg negativ.

Zu zweit zu vermitteln wären Achmed und Bingo. Das herzallerliebste Halsbandsittichpärchen hat sich im Tierheim kennen und lieben gelernt. Achmed kam vor über zwei Jahren aus schlechter Haltung dorthin. Sein Alter kann nur geschätzt werden, vermutlich ist er um die zehn Jahre alt. Eine alte Verletzung am Flügel erschwert ihm das Fliegen, allerdings kann er umso besser klettern und benötigt daher viele Klettermöglichkeiten, die miteinander verbunden sind. Sein Partner Bingo ist wohl um die acht Jahre alt und landete im März 2020 im Tierheim. Da er nach dem Tod seines Partnertieres lange Zeit alleine gehalten wurde, hat er sich zu einem starken Rupfer entwickelt; auf den Circovirus wurde Bingo jedoch negativ getestet.

Wer den Hähnen eine entsprechende Partnerin bieten oder Achmed und Bingo ein neues Zuhause geben möchte, kann sich gerne unter Tel. (089) 92100052 im Kleintierhaus melden oder eine Mail an kleintierhaus@tierheim-muenchen.com schreiben. Die Mitarbeiter geben gerne weitere Auskunft zu den Tieren, ihren Besonderheiten und ihrer artgerechten Umgebungsgestaltung.