Veröffentlicht am 15.09.2021 15:56

Wie starte ich ins Berufsleben?


Von Ulrike Seiffert
Sebastian Kaiser ist einer von rund 70 Berufsberatern für Jugendliche in der Agentur für Arbeit. (Foto: S.Kaiser)
Sebastian Kaiser ist einer von rund 70 Berufsberatern für Jugendliche in der Agentur für Arbeit. (Foto: S.Kaiser)
Sebastian Kaiser ist einer von rund 70 Berufsberatern für Jugendliche in der Agentur für Arbeit. (Foto: S.Kaiser)
Sebastian Kaiser ist einer von rund 70 Berufsberatern für Jugendliche in der Agentur für Arbeit. (Foto: S.Kaiser)
Sebastian Kaiser ist einer von rund 70 Berufsberatern für Jugendliche in der Agentur für Arbeit. (Foto: S.Kaiser)

Die gängige Frage: „Was willst du werden?“ können sicherlich die wenigsten Schüler in den oberen Klassen ad hoc beantworten. Doch genau dafür gibt es in München eine Reihe von Hilfsangeboten, die genau den wichtigen Fragen auf den Grund gehen: was kann ich am besten? was kann ich daraus machen? Hilfestellungen in Sachen berufliche Orientierung gibt es beim BIZ (Berufsinformationszentrum) der Agentur für Arbeit oder auch in der angeschlossenen Einrichtung JiBB (Junge Menschen in Bildung und Beruf) in der Kapuzinerstraße gleich nebenan.

„Wir arbeiten ganz eng mit den Schulen zusammen und kommen möglichst schon in die Vor-Vor-Entlassklassen, um mit den Jugendlichen zu sprechen und unsere Angebote vorzustellen“, so Sebastian Kaiser, einer von rund 70 Berufsberatern in der Münchner Agentur. „Mit den jüngeren Schülern erarbeiten wir spielerisch eine Grundidee von Berufen und Ausbildungsmöglichkeiten.“

Eltern mitnehmen

Bei den Größeren gehe es dann schon konkreter zur Sache. „Schritt eins ist meist eine Schulstunde mit der ganzen Klasse, in der ich ins Thema einführe“, erklärt er sein Vorgehen bei der Berufsberatung für Jugendliche. „Schritt zwei sind dann meist Schulsprechzeiten entweder nur für Jugendliche aber auch mal mit den Eltern.“ Im Durchschnitt zirka vier Schulen betreue jeder der Berufsberater, egal welcher Schulart. „Da ist ordentlich was geboten. In „normalen“ Jahren ohne Corona sind wir eigentlich nur unterwegs.“

Ziel sei es stets, den Jugendlichen einen Rahmen zu setzen. Gerade wenn Vorstellungen und Möglichkeiten auseinanderklaffen, brauche es immer ein Plan B oder auch C. „Hier kommen die Eltern ins Spiel. Der Einfluss der Eltern auf die Berufswahl ist in den allermeisten Fällen sehr groß. Es ist uns wichtig, die Eltern mit einzubeziehen. Vor allem auch wenn die Noten wackeln, müssen auch die Eltern auf die verschiedenen Möglichkeiten vorbereitet sein.“

Plan A, Plan B oder auch Plan C

Denn wie auch immer die Ausgangslage ist, der Weg zum Traumjob kann über ganz verschiedene Etappen führen. „Darüber klären wir auf“, so Kaiser. „Ich bin das beste Beispiel dafür. Denn nach der mittleren Reife habe ich erst einmal gelernt, um später doch noch in der Abendschule mein Abitur nachzuholen.“

Für ausschlaggebend empfindet Kaiser das persönliche Gespräch. In Coronazeiten litten die Beratungen trotz Videoformate und Online-Meetings. „Das Persönliche, das Individuelle bleibt auf der Strecke. Ich bin froh, dass wir jetzt wieder in die Schulen kommen dürfen.“ Ein Plaudern ins Blaue hinein sind die Gespräche auf keinen Fall. „Gemeinsam mit dem Jugendlichen analysieren wir seinen Interessen gemäß Berufsfelder und entwickeln stabile Berufsbilder.“

Starker Ausbildungsmarkt

Was tun, wenn die Noten zu wünschen übrig lassen? Oder wenn ein relevantes Fach einfach nicht zu den Stärken des Jugendlichen gehört? „Auch da können wir helfen“, meint Kaiser. „Zum Beispiel mit der Assistierten Ausbildung, kurz ASA genannt. Die hilft Brücken zwischen den Erwartungen der Ausbildungsbetriebe und den Fähigkeiten der Jugendlichen zu bilden. Das kann Nachhilfe sein oder ein extra Kurs. In jedem Fall möchten wir Ausbildungsabbrüche verhindern.“

Die aktuelle Situation bezeichnet Kaiser als „starken Ausbildungsmarkt. Wir haben deutlich mehr Stellen als Bewerber. Viele bleiben unbesetzt. Und dennoch kommt es vor, dass ein motivierter Jugendlicher aufgrund einer Note nicht genommen wird. Es wäre schön, wenn zukünftig weniger auf Noten geschaut und mehr der Jugendliche wahrgenommen wird“, wünscht er sich.

Ansprechpartner für den Übergang von Schule zum Beruf

Trotz aller Gespräche kann sich der eine oder andere vielleicht dennoch auf keine der Möglichkeiten festlegen und steht am Ende der Schule ohne einen Ausbildungsplatz da. „Das ist eigentlich auch kein Problem. Das Freiwillige Soziale Jahr – FSJ, das Freiwillige Ökologische Jahr – FÖJ oder zum Beispiel auch der Bundesfreiwilligen Dienst – BFD sind unter anderen eine gute Überbrückung für Pausenjahre und bieten gleich noch einen Einblick in Tätigkeiten. Auch hier beraten wir. Das gehört zu unserem offenen Angebot.“

Und manchmal komme es vor, dass Jugendliche mit einer Erfolgsmeldung zu Kaiser zurückkommen. „So etwas ist natürlich super und freut mich wahnsinnig! Es ist immer toll, wenn am Ende einer Beratungsphase der junge Erwachsene mit einem stabilen Berufswunsch dasteht und damit ins Berufsleben starten kann.“

Den Erfolg verbuche er aber nicht für sich. „Das ist Teamarbeit von Lehrern, Eltern, Schülern, Netzwerkpartnern und uns. Wenn wir alle an einem Strang ziehen und wir den Jugendlichen mit seinen Fähigkeiten optimal fördern, dann entsteht oft eine intrinsische Motivation, eine Motivation von innen heraus beim Jugendlichen. Und damit sind wir alle am allerstärksten.“

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