Nach langer Corona- und am Schluss Ferienpause starten die Mama-lernt-Deutsch-Gruppen im September wieder. „Wir freuen uns sehr, dass wir wieder loslegen können“, meint Gabriele Keller, eine der Organisatorinnen der Initiative. Sie ist gemeinsam mit Riki Überreiter verantwortlich für die Organisation der verschiedenen Gruppen in 23 Einrichtungen in ganz München mit inzwischen 80 ehrenamtlichen Frauen.
„Im September werden definitiv sechs neue Gruppen hinzukommen. Wir brauchen also viele neue Ehrenamtliche, die unseren Frauen beim Deutschlernen helfen oder während der Stunden die Kinder betreuen.“ Gesucht werden allerdings wirklich nur Frauen. „Unsere Initiative hat sich 2007 gebildet und 2016 richtig Fahrt aufgenommen“, ergänzt Überreiter, die seit Anfang an dabei ist.
Ziel sei es, geflüchteten Frauen mit der deutschen Sprache vertraut zu machen, ihnen zu helfen, sich im fremden Alltag zurechtzufinden und – ganz wichtig – Kontakte untereinander zu knüpfen. „Viele der Frauen sind Muslime und bekommen nur das Okay für den Kurs, wenn sie keinen Kontakt zu Männern haben. Aus diesem Grund suchen wir explizit nur Helferinnen.“
Die Freude über den Neustart sei auf beiden Seiten sehr groß. „Wir haben uns schon gegenseitig vermisst“, erzählt Barbara Wolf, die „ihre“ Frauen in der Lerchenau schon über fünf Jahre betreut. „Das ist eine lange Zeit und wir haben über die Jahre ein tiefes Vertrauensverhältnis aufgebaut“, so Wolf. „Gesprochen wird über alles mögliche, über Frauenthemen, über Kinder, auch mal über Heikles oder sehr Privates. Immer reagiert die Gruppe mit sehr viel Mitgefühl und Verständnis. Und immer wird gelacht, die Stimmung ist toll“, schwärmt sie.
Aber auch die Gemeinschaft der Ehrenamtlichen sei wunderbar. „Das Team ist einfach toll“, so Wolf. „Wir sind eine Gemeinschaft von gleichgesinnten Frauen, die alle etwas Schönes, etwas Sinnvolles weitergeben möchten. Wir haben viel Seniorinnen dabei, aber auch Berufstätige oder Studentinnen.“ Ihr Lob ging an die beiden Organisatorinnen Überreiter und Keller. „Die beiden sind wie Magnete: man wird automatisch von ihrer Herzlichkeit und ihrer Freundlichkeit angezogen.“
„Es ist uns ganz wichtig, engen Kontakt zu unseren Ehrenamtlichen zu halten“, erklärt Überreiter dazu. Jeweils am Jahresanfang und am –ende besuchen die beiden reihum die Gruppen. Extra noch einmal für die Ehrenamtlichen gibt es Ausflüge und regelmäßige Treffen. „Der Austausch und das Vertrauen, das dadurch erwächst, sind uns ganz wichtig.“
Und schon beim Erstgespräch mit einer potenziellen Ehrenamtlichen solle sich das gute Gefühl einstellen. „Unsere Helferinnen werden immer zu zweit oder zu dritt in den Gruppen arbeiten. Es ist also wichtig, dass die Chemie untereinander stimmt und jeder nach seinen Neigungen eingesetzt ist“, so Überreiter weiter. Dabei brauchen die Neuen keine weiteren Voraussetzungen mitbringen. „Sie sollten natürlich der deutschen Sprache mächtig sein und gern in Kontakt kommen wollen“, ergänzt Keller.
Auch der Zeitaufwand halte sich in Grenzen. „Die Gruppen treffen sich einmal in der Woche für zwei Stunden. Mehr ist nicht nötig.“ Eigentlich beginnen die Treffen mit einem kleinen Frühstück, das aber nun vorerst den Coronabestimmungen zum Opfer gefallen ist. Dann kommen die Frauen ins Erzählen. „Daraus ergeben sich schon die Themen für die Stunde“, so Wolf. „Da kann man ganz spielerisch die Grammatik oder neue Wörter einfließen lassen. Das passiert ganz nebenbei und baut wirklich keinen Druck auf.“
Doch ganz im „freien Flug“ muss keine Gruppe auskommen. Die LMU stellt alltagsnahes Lernmaterial zur Verfügung, in dem es ums Einkaufen, Gesundheit, Umwelt, Uhrzeit, Zahlen, Schule und vieles mehr geht. „Alles ohne Druck“, betont Überreiter noch einmal. „Für die Frauen ist der Kurs eine Auszeit, in der sie etwas für sich tun und dabei lernen.“ Auch Hausaufgaben seien höchstens einmal kleine Fragen zum Wochenablauf oder Rezepte.
Seit diesem Jahr ist die Mama-lernt-deutsch-Initiative unterm Dach des Vereins „Fraueninteressen e.V.“. „Wir sind insgesamt 14 Einrichtungen, alle richten sich an Frauen“, so Überreiter. Das Mama-lernt-deutsch-Team fühlt sich hier angenommen und gut aufgehoben. „Schließlich hatten wir denselben Untertitel wie der Dachverein, nämlich „Frauen helfen Frauen“. Uns hilft der Zusammenschluss sehr, auch im Bekannterwerden. Wir freuen uns sehr aufs Kommende.“