Die geplante Bebauung auf dem Paketpostareal ist in der Bürgerversammlung des 9. Stadtbezirks auf große Kritik gestoßen. Allein acht der insgesamt 30 Anträge drehten sich um dieses Thema. Unter anderem wurde gefordert, das Bebauungsplanverfahren für das Gelände unweit der Friedenheimer Brücke sofort auszusetzen. Des Weiteren solle aufgrund der Vorgaben der neuen Hochhausstudie ein städtebaulichen Ideenwettbewerb stattfinden, der sinnvoller Weise nach Durchführung des Bürgergutachtens ausgelobt werden solle, um mögliche Anregungen von dort in die Ausschreibung einfließen zu lassen.
„Das Areal an der Paketposthalle stellt für die Stadt München ein so wertvolles und für die zukünftige Stadtentwicklung so wichtiges Potential dar, dass es unverantwortlich wäre, hier vorschnell ein vorliegendes, höchst problematisches und umstrittenes Investorenprojekt durchführen zu lassen, anstatt vorher Alternativen zu entwickeln und nach Abwägung aller Gesichtspunkte das geeignetste Projekt auszuwählen“, heißt es etwa in einem der Anträge. Die Stadt müsse für die zukünftige Entwicklung auch selbst agieren und nicht nur auf ein Projekt reagieren.
Es sei zudem unverständlich, warum sich die Landeshauptstadt nicht an ihre eigenen Vorgaben bezüglich der Hochhausentwicklungen halte, sondern diese einfach umgehe. Die neue Hochhausstudie schreibe ohnehin einen Wettbewerb zwingend vor. Im Übrigen gebe es inzwischen andere und innovativere Möglichkeiten, zukünftigen urbanen, sozialen, ökologischen und ästhetisch anspruchsvollen Städtebau zu realisieren, als nur die Höhe von Gebäuden zu steigern. „Das ist eher ein veraltetes Konzept und trägt in keinster Weise dazu bei, die spezifischen Herausforderungen für Münchens Stadtentwicklung einschließlich seiner Wohnungs- und Verkehrsprobleme zu lösen.“
In der Antragsbegründung heißt es weiter, dass für die Sicherstellung sozialer sowie für die Allgemeinheit wünschenswerte Nutzungskonzepte das dafür geeignete und vorgesehene Instrument der Städtebauliche Vertrag gemäß §11 Baugesetzbuch sei. Der Regelung der Bebauung allein durch einen Bebauungsplan nach §9 BauGB reiche dafür nicht aus, sondern stelle eine Art Blankoscheck für den Investor für die Realisierung seiner Vorstellungen dar. Die versprochene Gegenfinanzierung eventuell unrentabler Nutzungskonzepte der Paketposthalle durch Erlöse der Hochhausbebauung und die Realisierung kostengünstigen Wohnungsbaus auch in den Hochhäusern wäre durch nichts gesichert. „Es besteht die Gefahr nachträglich erforderlicher Zusatzfinanzierungen durch die öffentliche Hand“, lautet die Befürchtung.
In einem weiteren Antrag wird betont, dass die beiden geplanten Hochhäuser an der Paketposthalle mit jeweils 155 Metern deutlich jeden für München vernünftigen Maßstab sprengen. „Wenn man vom Nymphenburger Park aus durch das Schloss auf das Vorfeld des Rondells kommt, kann man einen ausgesprochen harmonischen, großzügigen Blick über das Halbrund des Rondells, unterbrochen lediglich durch den beginnenden Nymphenburger Kanal, genießen“, heißt es in der Begründung dieses Antrags. Störend wirke lediglich das 138 Meter hohe Gebäude der Firma O2. Dieses Hochhaus sei zirka 3,5 Kilometer Luftlinie vom Standort des Betrachters entfernt.
„Wenn nun an der Paketposthalle zwei Hochhäuser mit 155 Meter errichtet werden, dann wären diese lediglich zwei Kilometer vom Eingang zum Schloss entfernt. Sie würden dann nicht nur wegen der größeren Höhe, sondern auch wegen der größeren Nähe selbst das in Moosach gelegene Hochhaus deutlich dominieren.“ Und man müsse leider davon ausgehen, dass im Laufe der Zeit weitere Objekte dieser Art in Zukunft ihren Beitrag leisten werden, diese in München einmalige Situation nach und nach zu beschädigen.
Gefordert wurde unter anderem in weiteren Anträgen – insgesamt wurden alle mehrheitlich von der Bürgerversammlung in Neuhausen-Nymphenburg, die heuer im Circus Krone stattgefunden hat, angenommen – bei der Beplanung des Areals den Fokus vermehrt auf die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und sozialer sowie kultureller Begegnungsstätten zu richten. In einem anderen Antrag war die Rede von „Monsterstädten á la dem 40 Millionen Einwohner zählenden Tokio“. Jeder wisse, dass auch bei größter Nachfrage Grund und Boden nicht vermehrbar seien. Außerdem solle bei dem Bürgergutachten, so ein anderer Antrag, im stärkeren Maße die Bürger und Einrichtungen aus der betroffenen Nachbarschaft und dem Stadtviertel einbezogen werden.
Wegen des Achtelfinalspiels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist die digitale Auftaktveranstaltung zum Bürgergutachten Paketpostareal auf Donnerstag, 1. Juli, verschoben worden. Beginn ist um 18 Uhr. Ursprünglich sollte der Info- und Diskussionsabend am Dienstag, 29. Juni, stattfinden – der neue Termin soll nun auch den fußballbegeisterten Münchnern das Mitmachen erleichtern. Unverändert bleiben Ablauf und Links: Die Veranstaltung findet als Videokonferenz statt. Für die aktive Teilnahme ist eine Registrierung unter tinyurl.com/PPA-Auftakt erforderlich. Der Livestream kann ohne Registrierung im Internet unter muenchen-mitdenken.de/dialoge/paketpost-areal mitverfolgt werden.