Veröffentlicht am 23.06.2021 11:35

„Klare Erkenntnisse”


Von Tanja Beetz
Abteilungschefarzt und Herzspezialist im Rotkreuzklinikum München: Prof. Dr. Christian von Bary. (Foto: Rotkreuzklinikum München)
Abteilungschefarzt und Herzspezialist im Rotkreuzklinikum München: Prof. Dr. Christian von Bary. (Foto: Rotkreuzklinikum München)
Abteilungschefarzt und Herzspezialist im Rotkreuzklinikum München: Prof. Dr. Christian von Bary. (Foto: Rotkreuzklinikum München)
Abteilungschefarzt und Herzspezialist im Rotkreuzklinikum München: Prof. Dr. Christian von Bary. (Foto: Rotkreuzklinikum München)
Abteilungschefarzt und Herzspezialist im Rotkreuzklinikum München: Prof. Dr. Christian von Bary. (Foto: Rotkreuzklinikum München)

An einer aktuellen klinischen Studie zum Thema „Einsatz von Blutdrucksenkern bei COVID-19“ hat sich die Abteilung für Innere Medizin I (Kardiologie und Pneumologie) des Rotkreuzklinikums München beteiligt. Die Untersuchung belegt, dass eine Medikamentenpause von bestimmten blutdrucksenkenden Mitteln – den sogenannten ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptblockern – zwar nicht die Schwere einer Corona-Erkrankung beeinflusst, jedoch unter Umständen den Genesungsprozess beschleunigen kann.

Fast einjährige Untersuchung

„Zu Beginn der Pandemie waren wir als Ärzte verunsichert, inwiefern die Einnahme bestimmter Blutdrucksenker zu einem schwerwiegenden Covid-19-Verlauf bei Herzkreislauf-Patienten beiträgt. Aus diesem Grund ist diese gemeinsame Forschungsarbeit von 35 Zentren entstanden”, sagt Abteilungschefarzt Prof. Dr. Christian von Bary. Die fast einjährige Untersuchung habe klare Erkenntnisse hervorgebracht. „Wir haben festgestellt, dass Patienten mit einer Corona-Infektion, die die gängigen blutdrucksenden Medikamente aus dem Bereich der ACE-Hemmer bzw. Angiotensin-Rezeptorblocker für 30 Tage abgesetzt haben, sich schneller und besser von ihrer Covid-19-Erkrankung erholt haben. Im Gegensatz zur Gruppe, die die Medikamente weiter eingenommen hat, haben aus dieser Gruppe nur halb so viele Patienten eine Organschädigung erlitten oder sind verstorben”, so von Bary. „Gerade für ältere Herz-Kreislauf-Patienten kann diese Medikamentenpause während einer Corona-Erkrankung sinnvoll sein – natürlich immer nur in ärztlicher Absprache und nach individueller Fallbetrachtung.”

Weitere Besonderheit der Studie: Bisher konnten sich Medizin und Wissenschaft lediglich auf Daten mit deutlichen jüngeren Patienten stützen. „Diese Erkenntnisse bedeuten vor allem, dass das Absetzen der benannten Medikamente einen positiven Effekt auf die Organfunktion älterer Patienten mit sich bringen könnte”, sagt von Bary. „Das Risiko einer anhaltenden Verschlechterung einer Herzerkrankung ist in diesem Kontext eher unwahrscheinlich und konnte in der Studie auch nicht beobachtet werden.”

Das international renommierte Fachmagazin „The Lancet Respiratory Medicine“ hat in seiner Mitte Juni erschienenen Ausgabe die Ergebnisse der aktuellen Studie veröffentlicht. Durchgeführt wurde diese von der Medizinischen Universität Innsbruck sowie des Klinikums der Ludwig-Maximillians-Universität München.

204 Patienten

Durch die Anzahl der am Rotkreuzklinikum München in die Studie eingeschlossenen Patienten steht das Klinikum damit an sechster Stelle aller rekrutierenden Krankenhäuser. Insgesamt haben sich 35 medizinische Zentren aus Deutschland und Österreich beteiligt. Dafür wurden 204 Patienten mit einer Coronavirus-Infektion im Zeitraum von April 2020 bis Februar 2021 untersucht.

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