In der Eversbuschstraße wird mehr Raum für Demenzkranke entstehen. Der gemeinnützige Verein „wohlbedacht e.V.“ plant in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Möbelhauses ein Haus zum Wohnen und für die Betreuung von Menschen mit Demenz. Der Start des Umbaus des großen Wohn- und Geschäftshauses ist im Frühjahr, die Fertigstellung dann für Herbst dieses Jahres geplant. Sowohl über den Krisendienst, den der Verein anbietet, als auch über die „Beratungsstelle für Seltene Demenzerkrankungen“, ein bundesweit einmaliges Angebot, wisse man um den Bedarf an Betreuungsplätzen für Demenzkranke. „Wir stellen immer wieder fest, wie hoch die Nachfrage ist. Deshalb möchten wir den pflegenden Angehörigen mit der Erweiterung unseres Angebots eine wichtige Entlastung bieten“, betont Annette Arand, die 1. Vorsitzende des Vereins.
„wohlbedacht e.V.“ hat die Räumlichkeiten auf einer Fläche von rund 900 Quadratmetern mit Garten direkt zur Würm langfristig gemietet. In dem Haus werden zwei Wohngemeinschaften für Demenzkranke entstehen. Zudem wird es zusätzliche Gruppenräume und eine platzmäßige Erweiterung der Nachtbetreuung geben. „Bisher war es so, dass Angehörige die Nachtbetreuung privat oder aus ihrem Anspruch auf Verhinderungspflege bezahlt haben. Nun wird die Nachtbetreuung in eine Nachtpflege umgewandelt und Angehörige werden sie über ihren Leistungsanspruch auf teilstationäre Leistungen bei der Pflegekasse abrechnen können“, erklärt Annette Arand.
„wohlbedacht e.V.“ bietet in diesem Zusammenhang auch ein Modellprojekt an: „Familien, die Demenzkranke zu Hause pflegen, haben einen hohen Bedarf an Entlastung“, weiß die Vereinsvorsitzende. „Und genau das können wir mit unserem Abo-Modell gewährleisten.“ Das funktioniert in etwa so: Das demenzkranke Familienmitglied besucht beispielsweise immer von Montag bis Mittwoch tagsüber eine Tagespflege, meist den RosenGarten, und nachts die Nachtbetreuung von „wohlbedacht e.V.“.
„So ein Abo entlastet in der Kombination mehr als ‚nur‘ Tagespflege oder ‚nur‘ Nachtpflege. Angehörige wissen so – selbst wenn die Pflege zuhause gerade besonders anstrengend ist: Ich schaffe das, weil ich weiß, dass ich regelmäßig wieder ein paar Nächte durchschlafen kann.“ Das sei so unglaublich wichtig, um schwierige Zeiten durchstehen zu können. Häufig werde eine Heimunterbringung so vermieden, sagt Annette Arand. Das innovative und einzigartige Modell wird gerade wissenschaftlich untersucht in Hinblick auf die Entlastungswirkung für Angehörige.
Dem Verein geht es generell darum, bezahlbare Angebote für Menschen mit dementiellen Veränderungen zu schaffen. Dabei wird der Verein von vielen Stiftungen und auch durch öffentliche Gelder unterstützt. Die Kosten für den aktuellen Umbau belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro.
Leider wurde im November 2020 im Stadtrat beschlossen, dass München Investitionskostenzuschüsse nur noch zahlt, wenn der Freistaat Bayern seinerseits keine Zuschüsse gibt. So entfällt für die Nachtpflege nun die Münchner Investitionskostenhilfe, auf die der Verein gehofft hatte. Das reißt eine Lücke von 170.000 Euro in die Finanzierung.
Viele Angehörige und Stadtteilbewohner spenden nun privat. Diese Unterstützung bedeutet für „wohlbedacht e.V.“ in dieser Situation viel, zeige sie doch, wie sehr sich Bürger des Stadtteils und auch die pflegenden Angehörigen, die Angebote von „wohlbedacht e.V.“ oder RosenGarten nutzen oder genutzt haben, mit der Arbeit des Vereins identifizieren. Weitere Spenden seien sehr willkommen, teilt der Verein mit (Spendenkonto: Volks-Raiffeisenbank Dachau, DE23 7009 1500 0700 3360 25).