Veröffentlicht am 17.04.2021 14:53

Fünfmal in jedes Nasenloch

Nina Gebhard-Krümpelmann bestückt die Testkits für die Klassenzimmer. (Foto: pst)
Nina Gebhard-Krümpelmann bestückt die Testkits für die Klassenzimmer. (Foto: pst)
Nina Gebhard-Krümpelmann bestückt die Testkits für die Klassenzimmer. (Foto: pst)
Nina Gebhard-Krümpelmann bestückt die Testkits für die Klassenzimmer. (Foto: pst)
Nina Gebhard-Krümpelmann bestückt die Testkits für die Klassenzimmer. (Foto: pst)

14 Einzelschritte sind notwendig, bis die Schüler der fünften Klasse an der Freihamer Realschule ihr Ergebnis vom Corona-Selbsttest bekommen. Die Kinder machen ihn an ihrem Platz im Klassenzimmer. „Es funktioniert sehr gut“, freut sich Nina Gebhard-Krümpelmann. Seit der Corona-Krise ist die Deutsch- und Sportlehrerin als Hygienebeauftragte dafür zuständig, dass die Corona-Regeln an der Schule umgesetzt werden. Die Lehrerin mit einer Ausbildung als Medizinisch-Technische-Assistentin (MTA) ist dafür prädestiniert. „Ich habe mir in den Osterferien viele Gedanken gemacht, wie wir die Testpflicht umsetzen können“, erklärt sie. Die Abläufe sind nun genau vorgegeben. Damit nicht zu viel Stoff in den ersten Schulstunden, in denen getestet wird, verloren geht, wurde der Stundenplan abgeändert. Die Testungen dauern etwa eine halbe Stunde, dafür wird jede Schulstunde um fünf Minuten gekürzt. „Dann trifft es alle gleichermaßen“, erklärt die Lehrerin.

Der Großteil der Eltern ist froh über die Tests. Einige sind jedoch gegen die Testpflicht, berichtet die kommissarische Schulleiterin, Judith Schneider. „Es gibt Gegenargumente und Ängste.“ Manche Eltern befürchten beispielsweise eine Stigmatisierung, falls ihr Kind positiv getestet wird. Von ihren 230 Schülern verweigern 15 den Test und bleiben zuhause. Die Schulleiterin bedauert dies, der Präsenzunterricht sei für die Kinder wichtig. Deswegen greift sie zum Telefon, spricht persönlich mit den Eltern und versucht zu überzeugen. Manchmal mit Erfolg. „Ein Kind kommt heute doch“, freut sie sich.

„Das kitzelt”

Für die Kinder sind die Selbsttests spannend. Ein Marionetten-Erklärvideo, wie es an den Grundschulen gezeigt wird, ist für Realschüler natürlich nicht mehr angebracht. Die „Großen“ sehen einen fünfminütigen Lehrfilm, dazu führt die Lehrerin alles genau vor und wirft Bilder an die Wand. Die Testkits für die neun fünften und sechsten Klassen der im Aufbau befindlichen Schule hatte die Hygienebeauftragte im Vorfeld mit Utensilien wie Handschuhen, Tupfer, Röhrchen und Lösungen gefüllt.

Mit Nase putzen und Händedesinfizieren beginnt das Procedere. „Zunächst kommen zehn Tropfen in die Pufferlösung, das mache ich“, erklärt Gebhard-Krümpelmann. Es wirkt fast wie in einer Physik- oder Chemiestunde, in der praktisch geübt wird. Jeder Handgriff – vom Öffnen der Tütchen mit den Wattestäbchen bis zum Verschließen der Röhrchen – wird demonstriert. Ihr Mann hatte aus Holzklötzen kleine Vorrichtungen gemacht, in die die Kinder ihre Teströhrchen stellen können.

Die Kinder sind konzentriert, es herrscht andächtige Stille. Während die Kinder fünfmal in dem einen und fünfmal in den anderem Nasenloch mit Rollbewegungen einen Abstrich vornehmen, lacht ein Mädchen: „Das kitzelt“, befindet sie, andere verziehen das Gesicht. Weh tut es aber nicht, versichern die Fünftklässler. Schließlich muss der Tupfer auch nur zwei bis vier Zentimeter in die Nase geführt werden.

Ein Strich bedeutet negativ

„Die Spitze nicht berühren, in die Flüssigkeit stecken und sechs mal rollen“, fordert die Lehrerin auf. Ein Timer wird auf eine Minute gesetzt. Anschließend kommt der spannende Teil. In die Vertiefung der Testcassette werden vier Tropfen aufgetragen. Jetzt dauert es 15 Minuten. Erscheint nur ein Strich, dann ist man negativ, erscheinen zwei, ist man positiv. Falls ein Test nicht richtig angewandt wurde, fehlt der Kontrollstrich. „Das macht nichts. Dann machst du es einfach nochmal“, sagt die Lehrerin zu einem Jungen.

Gebannt sind die Augen der Schüler auf das Display ihrer Testkassette gerichtet: „Ja, negativ“, jubelt ein Kind. An diesem Tag sind alle negativ. „Für die Schüler ist es eine Erleichterung, wenn sie wissen, dass sie nicht angesteckt werden können“, weiß Judith Schneider.

Gebhard-Krümpelmann erklärt der Klasse: „Es ist nicht schlimm, wenn man positiv ist. Das bedeutet nicht, dass man Corona hat, sondern, dass genauer hingeschaut werden sollte.“ Eine Bereitschaftlehrkraft würde positiv getestete Kinder solange in Obhut nehmen, bis die Eltern sie abholen. „Sie werden nicht allein gelassen.“ „Darf man den Test mitnehmen?“, fragt ein Mädchen. Das ist nicht möglich. Die Tests kommen am Schluss in einen Müllbeutel.

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