Der Haupt- und Finanzausschuss des Karlsfelder Gemeinderats hat kürzlich über die Stromlieferung für kommunale Liegenschaften entschieden. Anders als bisher wird die Gemeinde für den Lieferzeitraum 2023 bis 2025 Ökostrom ohne Neuanlagenquote beziehen. Kritik hierzu kommt von Bündnis 90/ DIE GRÜNEN. Man habe als einzige Fraktion im Gemeinderat für 100 Prozent Ökostrom mit Neuanlagenquote plädiert, erklärt die Partei. Die anderen Fraktionen seien sich bedauerlicherweise einig gewesen, dass für die nächsten Jahre der Klimaschutz hinter die finanziellen Belange der Gemeinde treten müsse. Diese Prioritätensetzung sei schon 2016 in einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks als „Alibi-Ökostrom“ heftig kritisiert worden, wie die Grünen betonen.
Denn Ökostrom ohne Neuanlagenquote stamme überwiegend aus älteren und schon lange abgeschriebenen Großwasserkraftwerken im Ausland. Dadurch ändere sich am Strommix in Deutschland nichts. Neuanlagequote bedeute hingegen, dass neue Technologien und neue lokale Anlagen gefördert werden. „Es stammen dann mindestens 50 Prozent des gelieferten Stroms aus Anlagen, die nicht älter als vier bis sechs Jahre sind“, heißt es in der Grünen-Mitteilung weiter. Das sei auch deshalb sinnvoll, weil lokaler Strom die Transportverluste reduziere und unabhängig mache.
„Der Bezug von Ökostrom gehört zu den klimaschutzpolitisch wirkungsvollsten Maßnahmen“, sagt Heike Miebach, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat Karlsfeld. „Wir alle wissen, dass Klimaschutz ohne Energiewende nicht funktioniert. Zirka 0,2 Prozent des Haushaltsbudgets wären in diesem Fall nötig gewesen, um den Klimawandel aktiv zu bekämpfen. Es nützt gar nichts, das erst ab 2026 zu tun, denn dann ist es einfach zu spät. Wir als Gemeinde können uns heute das Wort ‚Ökostrom‘ auf die Fahnen schreiben, aber es ist teuer bezahltes Greenwashing – und alle Parteien wissen das. Dabei läge es gerade an uns als Kommune, sich verantwortungsbewusst zu zeigen und mit gutem Beispiel voranzugehen.“