Veröffentlicht am 02.03.2021 00:35

„Achtjährige Leidenszeit“


Von red
Wird von kommenden Jahr an saniert: der Allacher Tunnel an der A 99. Die Gemeinde geht davon aus, dass sich dadurch die Verkehrsbelastung in Karlsfeld noch weiter erhöhen wird. (Foto: sb)
Wird von kommenden Jahr an saniert: der Allacher Tunnel an der A 99. Die Gemeinde geht davon aus, dass sich dadurch die Verkehrsbelastung in Karlsfeld noch weiter erhöhen wird. (Foto: sb)
Wird von kommenden Jahr an saniert: der Allacher Tunnel an der A 99. Die Gemeinde geht davon aus, dass sich dadurch die Verkehrsbelastung in Karlsfeld noch weiter erhöhen wird. (Foto: sb)
Wird von kommenden Jahr an saniert: der Allacher Tunnel an der A 99. Die Gemeinde geht davon aus, dass sich dadurch die Verkehrsbelastung in Karlsfeld noch weiter erhöhen wird. (Foto: sb)
Wird von kommenden Jahr an saniert: der Allacher Tunnel an der A 99. Die Gemeinde geht davon aus, dass sich dadurch die Verkehrsbelastung in Karlsfeld noch weiter erhöhen wird. (Foto: sb)

Nächstes Jahr soll es los gehen mit der Sanierung des Allacher Tunnels an der A99. Nicht nur weil im Rahmen der Bauarbeiten auch Vollsperrungen drohen, befürchtet man im Gemeinderat extrem hohe verkehrliche Auswirkungen auf Karlsfeld. „Die Verkehrsbelastung Karlsfelds ist schon zu normalen Zeiten zu hoch. Nun droht mit der Sanierung und dem Ausbau des Allacher Tunnels eine achtjährige Leidenszeit, die zu noch höheren Verkehrsbelastungen auf der B304 führt“, erklärt Adrian Heim.

„Baubedingt wird es Totalsperrungen der Nordröhre an Wochenenden geben. Die Folgen für Karlsfeld – mehr Verkehr – liegen auf der Hand. Eine Sanierung des Tunnels muss sein, aber einen Ausbau für eine temporäre Seitenstreifenfreigabe lehne ich aus Sicherheitsgründen ab“, so der Fraktionsvorsitzende des „Bündnis für Karlsfeld“ weiter. „Dazu kommt, dass wir zur Begrenzung der Klimakatastrophe den Individualverkehr verringern müssen – ein Straßenausbau bewirkt genau das Gegenteil. Eine Sanierung ohne temporären Seitenstreifenfreigabe-Ausbau würde schneller gehen und würde mit weniger drastischen Sperrungen und damit mit weniger Auswirkungen auf Karlsfeld funktionieren.“

„Jeder weiß, was das bedeutet“

Franz Trinkl, Fraktionssprecher der SPD im Karlsfelder Gemeinderat, wird noch deutlicher: „Ja, geht's noch – habe ich mir gedacht, als ich von den Plänen zum Allacher Tunnel gelesen habe. Jahrelange Sanierung, teilweise Totalsperrung, Umleitung und Schleichverkehr durch Allach und Karlsfeld und das zusammen mit allen anderen Baumaßnahmen, die anstehen in der Umgebung.“ Auch er weiß, dass der Tunnel saniert werden müsse. „Doch wer den Autobahnring auf seinem Arbeitsweg benutzt, kann sich ausmalen, was das bedeutet.“

„Eine Unverschämtheit“

Er selbst nutze den Ring seit 1991 auf seinem Weg in die Arbeit. Jede größere Baumaßnahme habe bisher zu einem weiträumigen Verkehrschaos im Berufsverkehr geführt. „Der Autofahrer sucht wie Wasser jedes Loch, bei dem er noch irgendwie vorwärtskommt“, erklärt Franz Trinkl weiter. „Eine solche Maßnahme ohne Beteiligung der betroffenen Gemeinden und Bürger durchzuführen, ist eine Unverschämtheit und grenzt in diesem Fall an fahrlässige Körperverletzung. Karlsfeld braucht Pförtnerampeln, um sich abzuriegeln, wenn der Verkehr überbordet. Und ein Verbot für die Durchfahrt von Schwerlastverkehr.“

„Der Verkehrskollaps ist unausweichlich“

Und auch die Karlsfelder Grünen sehen der Sanierung des Allacher Tunnels mit großer Sorge entgegen. Karlsfeld ersticke bereits jetzt schon im Verkehr. Wenn dann der Verkehr der A99 durch Karlsfeld geleitet werden solle, sei der Verkehrskollaps unausweichlich. Daher müssten zusätzliche Belastungen für Karlsfeld weitestgehend begrenzt werden: durch weiträumige Umleitung des Fernverkehrs, Durchfahrtsverbot für LKW durch Karlsfeld, intelligente, verkehrsabhängige Ampelregelung in der Münchner- und Bajuwarenstraße mit Priorisierung der Fußgänger, kurzfristige Erweiterung der Busverbindungen durch Karlsfeld und aus Karlsfeld nach Moosach, nicht nur durch die Münchner Straße, sondern auch aus Gebieten rechts und links davon sowie die Priorisierung des Busverkehrs in der Münchner Straße durch eine eigene Busspur.

„Verfehlte Verkehrspolitik“

„Es ist aber vor allem einer absolut verfehlten Verkehrspolitik zuzuschreiben, dass die Straßen die Mehrbelastung von temporären Umleitungen nicht aufnehmen können“, erklärt Michael Fritsch. „Es genügt eben nicht, sich über den Verkehr zu beschweren. Man muss die Ursachen beseitigen und dazu gegebenenfalls breite Bündnisse schmieden. Das haben die Verantwortlichen von Gemeinde über Landkreis, Landesregierung bis zum Bundesverkehrsminister jahrzehntelang versäumt“, kritisiert der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. „Gerade weil oder obwohl sie alle einer Partei angehören. Das werden wir nun ein halbes Jahrzehnt regelmäßig spüren. Die Grünen werden sich deshalb für die Wiedereinführung der BladeNight und einiger Bürgerfeste auf der Hauptverkehrsstraße einsetzen, um auf die Situation aufmerksam zu machen.“

Temporäre Seitenstreifenfreigabe

Im Zuge der Sanierung sollen die Tunnelwände instandgesetzt, eine neue Betriebstechnik installiert sowie die Entwässerungsanlagen im Tunnel erneuert werden. Die Sanierung ist nach etwa drei Jahrzehnten Betrieb bautechnisch dringend notwendig, heißt es von der Autobahn GmbH des Bundes – Niederlassung Südbayern (Autobahn Südbayern). Um dennoch vergleichsweise zeitnah eine verkehrliche Entlastung zu erzielen, plane man im Zuge der Tunnelsanierung eine temporäre Seitenstreifenfreigabe zwischen den Autobahndreiecken München-Allach (A8) und München-Feldmoching (A92). Damit können die Seitenstreifen auf diesem rund 6,8 Kilometer langen Autobahnabschnitt zukünftig in Spitzenzeiten als vierte Fahrstreifen temporär für den Verkehr freigegeben werden. Für die temporäre Seitenstreifenfreigabe müssen die Kabel und Leitungen der Tunnelbetriebstechnik in eine neu zu errichtende Trasse auf der Tunneloberfläche verlegt werden. Zu dieser Kabeltrasse zählen auch sechs Kabelhäuser, die auf der Tunneloberfläche neu gebaut werden sollen.

Aktuell befindet sich das Projekt im Planfeststellungverfahren. Nach dem Planfeststellungsbeschluss beginnen die Detailplanungen, Ausschreibungen und Bauvorbereitungen. Für die erst daran anschließend folgende Maßnahmenumsetzung rechnet die Autobahn Südbayern derzeit mit einer reinen Bauzeit von acht Jahren.

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