„Dachdecker und Dachdeckerinnen sind immer oben auf. Die Arbeit ist vielseitig und der Job einfach spannend“, sagt einer, der es wissen muss: Josef Frank. Er ist Obermeister der Dachdeckerinnung München-Oberbayern und seit über 40 Jahren in diesem Beruf tätig. „Das Dach ist die Krone eines jeden Hauses. Es ist immer wieder erfüllend zu sehen, was man mit eigenen Händen geschaffen hat. Und dazu kommt: Dachdecker und Dachdeckerinnen sind coole Handwerker. Sie sind schwindelfrei und Wind und Wetter ausgesetzt. Wir sind definitiv keine Weicheier.“
Der Beruf deckt viele Aufgabenbereiche ab: über die handwerkliche Arbeit hinaus sorgen DachdeckerInnen mit ihrem Wissen dafür, dass alles technisch optimal funktioniert. Sie werden zum Gestalter, der weit mehr kann als die richtige Verarbeitung von unterschiedlichen Materialien. „Bei uns im Beruf wird es nie langweilig. Das ist schon mal klar“, weiß Josef Frank. Die Vielseitigkeit dieses spanenden Berufs erlernen die angehenden DachdeckerInnen in der Berufsausbildung und natürlich in der betrieblichen Praxis. Neben handwerklichem Geschick wird auch technisch Verständnis erwartet.
„Die Lehrzeit beträgt drei Jahre. In der Ausbildung wird vom zweiten zum dritten Lehrjahr ein Schwerpunkt gesetzt, zum Beispiel Flachdach oder Steildach“, erklärt Josef Frank. „Nach der dreijährigen Ausbildung kann man direkt auf die Meisterschule gehen. Nach bestehender Meisterprüfung hat man die Hochschulreife erlangt und kann einen technischen Beruf an der Fachhochschule studieren.“ Und auch die Weiterbildungs- und Aufstiegschancen seien gut. „Als Meister kann man anschließend in die Industrie gehen, sich selbstständig machen, als Bauleiter in einer großen Firma arbeiten oder eben studieren.“
Die Corona-Krise hat für die Dachdeckerbranche keine Folgen. „Dächer werden immer gebraucht“, betont Josef Frank. „Die handwerklichen Leistungen und Tätigkeiten, die wir erbringen, lassen sich nicht digitalisieren. In unserem Bereich werden immer Spezialisten gebraucht. Ich sehe keine gravierenden Auswirkungen durch die Pandemie für unsere Branche.“ Der Job ist krisensicher. Aber eines ist auch klar: es fehlt an Nachwuchs. „Es gibt sehr viele ausbildungswillige Betriebe“, ergänzt Dagmar Dürr von der Dachdecker-Innung München-Oberbayern. „Aber leider finden sie keine Lehrlinge.“ Aktuell gebe es in Bayern 400 DachdeckerInnen-Azubis, in München und Oberbayern sind es 150. „Wir suchen händeringend nach Auszubildenden.“
Wer sich für eine Ausbildung zum DachdeckerIn interessiere, solle sich deshalb auf alle Fälle bewerben. Und was ein Praktikum betrifft: Grundsätzlich gebe es in den Betrieben immer die Möglichkeit reinzuschnuppern, wie Josef Frank sagt, zum Beispiel in den Ferien. Und auch was die Schulabschlüsse angeht, macht sich der Obermeister der Dachdeckerinnung keine Sorgen: „Das hat auch inmitten einer Pandemie keine Auswirkungen. Das gleiche gilt auch für die Übernahme der Azubis. Diejenigen, die sich anstrengen, werden sicherlich von den Betrieben übernommen. Da bin ich mir sicher. Wir haben ohnehin ein Problem mit dem Fachkräftemangel.“
Und ja, auch für Frauen sei der Beruf im Übrigen geeignet. „Es gibt mittlerweile sehr viele Hilfsmittel, Kräne etwa“, erklärt Dagmar Dürr. „Der Beruf ist nicht mehr so hart wie früher und deshalb auch für Frauen machbar.“ Etwa eine von 100 Dachdeckern sei eine Frau. „Natürlich ist es nach wie vor ein Männerberuf. Er steht aber allen Frauen offen. Die Mädchen und Frauen, die sich für eine Ausbildung bei uns entscheiden, stehen komplett hinter ihrem Beruf.“ Das sieht Josef Frank ähnlich: „Die technischen Voraussetzungen sind heutzutage so gut, dass Frauen problemlos als Dachdeckerinnen arbeiten können. Aber eines ist klar: natürlich kämpfen wir, was unser Berufsbild angeht, mit Vorurteilen. Aber Frauenpower im Handwerk: das finde ich richtig gut.“
Infokasten
Ausbildungsdauer: drei Jahre (bei mittlere Reife, Abitur oder einer anderen abgeschlossenen Berufsausbildung, zwei Jahre)
Ausbildungsort: 14 Wochen in der überbetrieblichen Ausbildung, die restliche Zeit im Ausbildungsbetrieb
Abschluss : Dachdecker-Geselle oder Dachdecker-Gesellin nach bestandener Prüfung; im Anschluss daran zahlreiche Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten.