Veröffentlicht am 03.12.2020 08:04

„Das gute Leben”

Maria Hemmerlein. (Foto: privat)
Maria Hemmerlein. (Foto: privat)
Maria Hemmerlein. (Foto: privat)
Maria Hemmerlein. (Foto: privat)
Maria Hemmerlein. (Foto: privat)

Freude? 2020? Naja, da brauch ich jetzt aber viel Phantasie! Ohne Reisen, ohne Kino, ohne Theater, ohne Feste, mit nur wenigen Menschen … ohne ohne ohne….und es will kein Ende nehmen. Ja, gerade im Moment ist es wieder besonders schwierig, Vorweihnachtsstimmung, naja … Das ist die eine Seite.

Die andere ist: ja, es war auch viel Freude in diesem Jahr. Es begann damit, dass ich durch den Lockdown im Frühjahr viel Zeit hatte, um meinen Garten ganz neu zu entdecken. Ich experimentierte mit Gemüseanbau, insektenfreundlicher Blumenwiese statt Rasen und verbrachte mehr Zeit als früher mit einem Buch in der Hängematte. Ich entdeckte also „das gute Leben” ohne Café, Kino, Shoppen und Reisen und mit weniger Meetings. Ein gutes Leben, ohne oder mit wenig Konsum, weniger Geschwindigkeit, Entschleunigung, so berichten es auch viele andere Menschen. Ein solches „gutes Leben”, das ist ja eigentlich das, was unsere Erde bräuchte, zumindest von uns, im reicheren Teil der Welt. Freude bereiteten mir auch meine ausgiebigen Rad- bzw. Wandertouren rund um München und im Alpenvorland. Sport und Bewegung ist stärkend und erholsam für Körper und Seele, das Gehirn schüttet Glückshormone aus und lässt trüben Gedanken keine Chance. Zeit für mich selbst, das ist sicher ein Privileg, denn für viele, insbesondere Mütter und Väter, war der erste Lockdown eher das Gegenteil, viel Stress und Doppelbelastung. Wenn man viel zuhause ist, gerade in der Großstadt, ist es sehr hilfreich, wenn man gute Beziehungen zu den Nachbarn pflegt. Ich freue mich also auch jeden Tag, dass ich liebe Nachbarn habe, auf die ich mich im Fall des Falles verlassen könnte.

Auf was freue ich mich im kommenden Jahr? Ja, trotz aller Anpassung an die Notwendigkeiten, die diese Corona-Zeit mit sich bringt, freue ich mich auf den Zeitpunkt, an dem ich mich wieder unbeschwert mit Freund*innen und Verwandten treffen kann, wieder spontan ins Café, ins Kino und vor allem auch wieder ins Theater gehen kann. Ich freue mich aber auch wieder auf neue Eindrücke, wenn wir wieder reisen können, wobei Reisen für mich in den nächsten Jahren sicherlich auch Verzicht auf Fernreisen bedeutet. Denn das Ende von Corona ist nicht das Ende der Bedrohungen durch den Klimawandel. Überhaupt freue ich mich darauf, mitzuarbeiten, damit München klimaneutral wird. Und wenn diese Krise noch ein Gutes hat, dann das: dass wir ein Gefühl dafür bekommen haben, dass Verhaltensänderungen möglich sind, die wir brauchen, um den Klimawandel aufzuhalten. Und darüber freue ich mich ganz besonders.

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