„Corona trifft Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt besonders hart. Wir müssen aufpassen, dass Corona die zaghaften Erfolge der Inklusion nicht wieder zunichtemacht. Die aktuellen Zahlen lassen das jedenfalls befürchten“, sagt VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher.
Menschen mit Behinderung in Bayern sind in der Corona-Krise überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen. Im Oktober 2020 wiesen in Bayern knapp neun Prozent der arbeitslos Gemeldeten das Merkmal „Schwerbehinderung“ auf, das ist der höchste Anteil aller Bundesländer. Zudem stieg in Bayern die Zahl arbeitsloser Menschen mit Schwerbehinderung im Jahresvergleich von Oktober 2019 und 2020 um 19 Prozent und auch damit stärker als in allen anderen Bundesländern. „Wir erleben in unseren VdK-Beratungen, dass die Angst von Menschen mit Schwerbehinderung vor einem Arbeitsplatzverlust wächst. Und diese Angst ist leider nicht unbegründet, denn sie werden von der Politik allein gelassen“, so Mascher.
Da momentan viele Arbeitnehmer noch in Kurzarbeit angestellt sind, befürchtet der VdK Bayern einen weiteren Anstieg an arbeitslosen Schwerbehinderten im weiteren Verlauf der Krise. „Durch den besonderen Kündigungsschutz tritt die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Behinderung etwas zeitversetzt ein, aber sie wird kommen“, erklärt Ulrike Mascher.
Der Sozialverband VdK Bayern fordert mehr Unterstützung für arbeitssuchende Personen mit Behinderung. „Schon vor der Corona-Krise hat die Staatsregierung die niedrigen Arbeitslosenzahlen als Erfolg bejubelt und dabei unterschlagen, dass es für Menschen mit Behinderung schon immer besonders schwer war, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagt VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher.
Mascher stellt konkrete Forderungen auf: „Inklusion darf nicht auf der Strecke bleiben. Menschen mit Behinderung in Bayern brauchen mehr Programme für Qualifizierung und Weiterbildung, um der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Zudem müssen Arbeitgeber viel stärker in die Pflicht genommen werden. Wir fordern deshalb die Anhebung der Ausgleichsabgabe für Unternehmen, die überhaupt keine Menschen mit Behinderung einstellen oder die Pflichtquote nicht erfüllen. Zudem müssen staatliche Fördermittel aus den aktuellen Hilfspaketen an Zusagen zur Barrierefreiheit und anderen Maßnahmen der Inklusion geknüpft werden.“
Menschen mit Behinderung stehen derzeit vor besonderen Herausforderungen. Aufgrund von Vorerkrankungen stellt der Besuch der Arbeitsstätte oft eine Gefahr dar. Homeoffice ist in vielen Bereichen nicht möglich oder wird von Arbeitgebern verweigert. „Menschen mit Vorerkrankungen gehen trotz des hohen Risikos arbeiten oder müssen sich unbezahlt freistellen lassen. Seit Beginn der Pandemie fordert der VdK einen Lohnersatz für diese Personengruppe, wie er zum Beispiel in Österreich bereits gezahlt wird. Hier muss sich die Staatsregierung einsetzen“, appelliert Ulrike Mascher.