Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) hat auf Antrag der Grünen einstimmig für die Entwicklung und Gestaltung eines wichtigen Abschnitts der Volkartstraße gestimmt. Um die Volkartstraße zwischen Frundsbergstraße und Nymphenburger Straße noch attraktiver für Bewohner und Gewerbetreibende zu machen, haben Nikolai Lipkowitsch und Martin Züchner ein erstes Prozessmodell entwickelt. Danach soll in stetem Austausch mit den Menschen, die dort leben und arbeiten, die Volkartstraße weiterentwickelt werden.
„Die Volkartstraße ist einerseits geplagt vom Durchgangsverkehr zwischen Nymphenburger Straße und Mittlerer Ring, andererseits geprägt von netten, kleinen Geschäften und einer vielfältigen Gastronomie“, erklärt Nikolai Lipkowitsch, Fraktionssprecher der Grünen im BA 9. „Der Abschnitt zwischen Nymphenburger- und Frundsbergstraße ist ideal geeignet, um zusammen mit den Anwohnern einen lebenswerten urbanen Raum zu entwickeln, der nicht mehr vom Auto beherrscht wird. Der Charakter einer begrünten Fußgängerzone, die gemeinsam mit den Anwohnern entwickelt wird und trotzdem weiter die Zufahrt zu den privaten Kfz-Stellplätzen erlaubt, ist meine Vision einer urbanen Zukunft für diesen Abschnitt der Volkartstraße. Und im besten Fall wird daraus ein Modell für weitere Straßen im Viertel und ganz München“, so der Vorsitzende des Unterausschusses (UA) Verkehr im BA 9 weiter.
Und Martin Züchner, Vorstandssprecher im Grünen Ortsverband Neuhausen-Nymphenburg und Diplom-Ingenieur der Stadtplanung, ergänzt: „Straßen sind nicht automatisch Durchgangsräume mit Kfz-Dominanz. Straßen sind Orte, Räume der Begegnung – und diese wollen wir in dem anvisierten Teilabschnitt der Volkartstraße in einem humanen Rahmen möglich machen. Das geht nur mit allen Anwohnern sowie den Gewerbetreibenden, mit allen Akteuren, die ein solches Vorhaben optimistisch und zukunftsversessen unterstützen wollen – daher machen wir uns jetzt auf den Weg.“
Das Projekt beginnt im November mit einer Befragung der Gewerbetreibenden sowie einer Online-Befragung aller Anwohner auf der neuen Webseite des Bezirksausschuss 9 unter www.ba09.de . Dazu erfolgt auch noch eine gesonderte Mitteilung an die Anwohner. In einem zweiten Schritt sollen – in Begleitung der Studenteninitiative „Referat für Stadtverbesserung“ – Konzeptideen erarbeitet werden. Phase drei sieht dann ein Straßenfest zur Vorstellung der Ideen sowie einen Austausch mit den Anwohnern vor. Danach soll eine Evaluation und die Vorstellung der Ergebnisse im BA 9 erfolgen sowie gegebenenfalls ein Antrag an die Verwaltung gestellt werden, in dem diese aufgefordert wird, planerisch tätig zu werden.
Die Volkartstraße sei eine sehr vielfältige und sich im in ihrem Verlauf wandelnde Straße. Es sei wichtig, die Anwohner und die lokalen Gewerbetreibenden mit in die Planung miteinzubeziehen, da sie die wichtigsten Akteure seien. „Es ist ihre Straße, ihr Arbeitsplatz, ihre Existenz, ihre Heimat“, erklären Nikolai Lipkowitsch und Martin Züchner in ihrer Antragsbegründung. „Wir wollen die Volkartstraße weiterentwickeln, aufgrund der zahlreichen Anwohnerbeschwerden über zu viel Verkehr, des weiteren Flächenbedarfs von Einzelhandel und Gastronomie sowie des Anspruchs insbesondere im mit Grün- und Freiflächen nicht übermäßig gesegnetem Neuhausen, mehr Raum für die Menschen zu schaffen.“
Ziel könnte es nach Ansicht der beiden Grünen-Politiker sein, einen Raum zu schaffen, in dem alle Nutzer die gleichen Rechte haben und auf Basis guter gegenseitiger Sichtbeziehungen respektvoll miteinander umgehen – beispielsweise in einer Gemeinschaftsstraße oder einem verkehrsberuhigten Bereich. Es solle demnach eine höhengleiche Gestaltung des Straßenbelags in der finalen Umsetzungsstufe vorhanden sein. Eine Zonierung für unterschiedlicher Nutzergruppen, wie in einer konventionellen Straße, sei nicht gewünscht. „Daher können auch alternative temporäre Flächen-(Zwischen-) Nutzungen den Weg weisen in die neue Zukunft. Sie können zum Ausprobieren einladen und das Neue erlebbar machen. Für Nutzer mit Sehbehinderungen und Blinde sollte es entsprechende Leitsysteme geben, die Orientierung stiften“, erklären Nikolai Lipkowitsch und Martin Züchner weiter.
Für den ruhenden Anwohnerverkehr seien Alternativen zu prüfen, zum Beispiel ein automatisiertes Parkhaus wie in der Donnersbergerstraße, da die Flächen weitestgehend von Stellflächen für Kfz befreit werden sollen. „Nur Besucher- und Lieferverkehr sollen eingeschränkte Stellflächen an der Oberfläche vorfinden, sofern das von den Anwohnern als notwendig erachtet wird.“ Die verkehrsrechtliche Widmung der Straße werde somit verändert zu Gunsten der Menschen, die sich natürlich fortbewegen wollen. Ob es sich dabei final um einen „Verkehrsberuhigten Bereich“, eine Fußgängerzone mit zulässigem Rad- und Anwohnerverkehr handele oder eine Tempo-10-Zone mit einem klar definierten Nutzerkreis, so betonen die beiden Lokalpolitiker weiter, sei zu diesem Zeitpunkt offen und soll Ergebnis des Prozesses sein.