Mein geschätzter Kollege Dr. Rudolph ordnete in einem Kapitel „Künstler“ in seinem Stadtteilbuch neben der Bildhauerin Sonja Bruss, dem Maler und Bildhauer Nikos W. Dettmer, dem Bildhauer und Steinmetz Mario Valdini, dem Eisenkünstler Sebastian Weiss und dem Maler Hans Zimmermann die Malerin Edeltraut Klapproth (Bild 1, Selbstportrait 1944) ein. Diese Aufstellung will keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, gab mir aber den Anstoß, mich mit Edeltraut Klapproth näher zu beschäftigen, weil ihr Mann, Erich Klapproth, in Allach eine höchst negative Rolle spielte, die in einem anderen Artikel unter Betonung der historischen Wahrheit ausführlich dargestellt werden soll.
Edeltraut Klapproth, 1909 in Dillingen/Saar als Gathmann geboren, lebte mit ihrer Familie ab 1917 in Allach. Diese Tatsache berechtigt uns, sie auch eine Allacher Künstlerin zu nennen. Das von ihren Eltern gekaufte Haus in der heutigen Eisolzrieder Str. 1, nahe der heutigen S-Bahn-Haltestelle Karlsfeld, wurde 1909 vom Münchner Kaufmann Karl Bieringer erbaut. Der bekannte Münchner Architekt Otto Orlando Kurz (1881-1933), der interessierten Schwabingern durch die Kirche St. Sebastian bekannt ist, entwarf diese heute unter Denkmalschutz stehende Jugendstil-Villa. Diese habe ich in meinem Artikel „Architekten 2. Teil“ hinreichend beschrieben. In der Villa, die bald die kleine Welt ihrer Bilder war, lebte Klapproth und begann, wie sie selbst schrieb, schon in frühester Jugend mit der Malerei. Zum Elternhaus gehörte offensichtlich auch eine kleine Landwirtschaft, in die sie hineingewachsen war und die sie nach eigenen Aussagen liebte. Die Würm floß durch den elterlichen Hof, man kann dies dort heute noch nachvollziehen.
Klapproth: „Meine verständnisvollen Eltern und meine Jugendkraft machten es möglich, eine künstlerische Ausbildung mit meinen anderen Pflichten abzustimmen. Ich heiratete dann nach Ostpreußen, in die Landwirtschaft, malte meine acht Kinder und blühende Kleefelder und wanderte 1945 im Wintertreck mit meiner Schar wieder heim an die Würm. Mein Mann war gefallen, doch meine Kinder halfen mir und wurden langsam groß.“ Hier beginnt die eigentümliche Wahrnehmung der Wirklichkeit Geschehensfälschung zu werden.
Sie veröffentlichte erst im Alter einige Bücher, von denen mir eins und zwei vorliegen: „Der Schafmeister und andere Berichte aus alter Zeit“ (1989) und „Am Unterlauf der Würm. Gemaltes und Erzähltes aus meiner Heimat von Schloß Blutenburg bis Dachau“ (1991), nicht aber das ebenfalls vergriffene „Die Welt meiner Bilder zwischen Würm, Amper und Glonn und was sonst noch mein Herz bewegt“ (1992).
Was mich bewegt, mich aus historischem Interesse mit Frau Klapproth zu beschäftigen, ist das Bild einer tapferen Mutter von acht Kindern in den Tagen des Zweiten Weltkriegs, einer großen Heimatmalerin und einer Frau, die den wirklichen Tod ihres Mannes nicht wahrhaben wollte oder konnte. Ich bin zu keinem Psychogramm fähig, will aber nur die historisch belegte Wahrheit berichten. Zunächst aber nochmals zur Malerin Klapproth, die ich über einige ihrer Heimatbilder (Bilder 3-8) näherbringen kann, weil sie mir Herr Karsten Puell aus seinem Privatbesitz für meine Veröffentlichung zur freien Verfügung stellte. Er verwies mich auch auf das Buch „Die Welt meiner Bilder“, in dem Frau Klapproth, wie es Herr Puell formulierte, „sehr eindrucksvoll die Flucht mit ihren Kindern von Ostpreußen über das zugefrorene Frische Haff zurück in ihre Heimat nach Karlsfeld schildert.“ Die entsprechenden Seiten, die wiederum nicht ganz der Wahrheit verschrieben sind, habe ich mir aus dem geliehenen Buch kopiert.
Zurück in der Karlsfelder Birkenstraße, dem neuen Haus ihrer Eltern, begann Edeltraud Klapproth nach einigen Jahren wieder mit ihrer geliebten Malerei und nun auch der Schriftstellerei. Während des Krieges hatten ihre Eltern das schöne und große Haus in Allach verkaufen müssen und sich ein eigenes Haus in Karlsfeld gebaut. Als Gründungsmitglied des Karlsfelder Kunstkreises malte sie bis ins hohe Alter überwiegend heimatliche Landschafts-, Orts- und Gebäudebilder, die alle ihre besondere Handschrift zeigen. 1972 machte ihre erste große Ausstellung bei Krauss-Maffei, kuratiert von ihrem Förderer, dem bereits bekannten Künstler Dieter Kleiber-Wurm. Mehrere kleinere Ausstellungen bereitete ihre leider 2016 verstorbene Tochter Gudrun Nawroth vor, die mir auch erlaubte, ausgewählte Bilder in meinen Artikeln zu veröffentlichen.
Zu ihren 85. Geburtstag war Klapproth bei einer ihrer Ausstellungen die Ehrenmitgliedschaft des Karlsfelder Kunstkreises verliehen worden. Seit dem Jahr 2000 lebte Frau Klapproth im Karlsfelder Caritas-Altenheim St. Joseph in der Sommerstr. 18, wo sie 2004 im Kreis ihrer großen Familie den 95. Geburtstag feierte. Auch dort ließ sie sich eine Ausstellung in der Cafeteria organisieren. Am Donnerstag, 8. September 2005 starb Edeltraut Klapproth in Karlsfeld und wurde in der alten Urnenwand beigesetzt (Bild 9). Inzwischen wurde eine Straße nach ihr benannt. Bild 10 zeigt die noch nicht in Stand gesetzte Straße. Die Straße ist inzwischen ausgebaut und entsprechend beschildert.