Den Forderungen von Bürgern, Aubinger Lokalpolitikern und Ärzten etwas gegen den drohenden Ärztemangel im Stadtbezirk 22 zu unternehmen, verleihen jetzt auch die Stadträtinnen Heike Kainz und Alexandra Gaßmann (CSU) Nachdruck. Wie berichtet werden in Aubing in den nächsten Monaten einige Ärzte ihre Praxen verlassen müssen. Die hausärztliche Praxis im Ladenzentrum an der Wiesentfelser Straße muss wegen des Abrisses und Neubaus weichen. „Alternativen konnten bisher nicht gefunden werden. Wenn sich daran nichts ändert, werden sich Ärzte einen anderen Standort suchen müssen, der wahrscheinlich nicht mehr im 22. Stadtbezirk liegen wird. Es ist auch höchst unwahrscheinlich, dass die Ärzte nach Fertigstellung der neuen Gebäude zurückkehren würden“, befürchten die Politikerinnen. Die sowieso schon schlechte Versorgung des durch viele Neubauprojekte wachsenden Viertels drohe noch schlechter zu werden.
In einem Antrag an Oberbürgermeister Dieter Reiter fordern die Antragsstellerinnen nun, dass die ärztliche Versorgung in den Stadtrandgebieten gesichert werden soll. Gemeinsam mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG soll ein Interimsquartier für die Praxen und die Apotheke aus dem Ladenzentrum während der Zeit ab Abriss bis zur Errichtung des neuen Nahversorgungszentrums geschaffen werden. „Dies könnte im Neubaugebiet von Freiham gegebenenfalls durch die zeitweise Umnutzung von Wohnungen erfolgen“, fordern die Antragstellerinnen. Außerdem wird die Landeshauptstadt aufgefordert, mit dem Gesundheitsreferat und der Kassenärztlichen Vereinigung Maßnahmen zu entwickeln, um Haus-, Kinder-, Frauen-, Augen- und Zahnärzte in den Stadtrandgebieten vorzuhalten.
In den letzten Jahren habe es einen Trend gegeben, dass Ärzte in die Innenstadt umsiedeln. „Diese Entwicklung wird verschärft durch die Neubaumaßnahmen und Nachverdichtungen in fast allen Stadtrandgebieten und den dadurch erheblich steigenden Bevölkerungszahlen“, so die Antragstellerinnen. Dies führe zu langen Wartezeiten und Anfahrtswegen bei den Patienten aus dem Stadtrand. Ursache für den Missstand sei unter anderem die Vergabepraxis der Kassenärztlichen Vereinigung. „Die Kassenzulassung wird nicht für Teile des Stadtgebietes, sondern für die gesamte Stadt München vergeben“, erklären die Stadträtinnen. Eine Steuerung sei mit dieser nicht mehr zeitgemäßen Vergaberegel nicht möglich. „Eine Aufteilung nach Regionen oder Stadtbezirken könnte sich hier als sinnvoller erweisen.“