Als die Schulschließungen am 13. März wegen des Corona-Virus' bekannt gegeben wurden, verfolgten auch Schulleitung, Mitarbeiter des Sekretariats und einige Lehrer der Grundschule Werdenfelsstraße im Rektorat die Pressekonferenz auf dem Computerbildschirm.
Dann wurde es hektisch. Denn es mussten wichtige organisatorische Dinge geklärt werden, etwa, was den Kindern mit nach Hause gegeben wird oder welche Arbeitsblätter auf die Schnelle noch kopiert werden können. Außerdem war da noch die Frage, ob alle Schüler Internetzugang haben. Und: Was ist eigentlich mit der Schuleinschreibung? Die Schuleinschreibung konnte – dieses Jahr ohne die zukünftigen Erstklässler – dennoch stattfinden. Die Schulleitung hält vor Ort die Stellung, jetzt auch während der Osterferien.
„Zu Hause beschule ich nun meine eigenen Kinder und unterrichte die 4b mit Wochenplänen per Email”, berichtet Lehrerin Kathrin Gliesche. „Damit das Üben etwas abwechslungsreicher werden kann, stellen derzeit auch viele Anbieter ihre Lernplattformen kostenlos zur Verfügung. Der Basketballverein ALBA Berlin veröffentlicht auf Youtube regelmäßig neue Sportvideos, namhafte Schriftsteller und Schriftstellerinnen lesen im SWR Kindernetz aus ihren Büchern vor und noch vieles mehr. Über Email werden unter den Lehrern Unmengen Unterrichtsmaterial, Anregungen, Tipps, Freischaltcodes und Links zu guten Lernvideos ausgetauscht, auch mit anderen Schulen. Manchmal sind es mir jetzt schon zu viele und einigen Eltern sicher auch. Die drei Wochen waren machbar, aber anstrengend. Höchste Zeit für die echten 'Corona-Ferien', auf die sich manches Schulkind schon etwas zu früh gefreut hatte.”
Wie erleben die Mädchen und Buben ihr Home-office während der Corona-Krise? Wie gestalten sie ihren Tag und wie kommen sie mit dem Lernen zurecht? Das wollte Lehrerin Kathrin Gliesche von ihren Viertklässlern aus der Grundschule Werdenfelsstraße wissen und gab ihnen als Hausaufgabe auf, einen Aufsatz zu schreiben. Hier sind einige Ergebnisse:
Leopold, 10 Jahre: Ich mache mir wegen Corona Sorgen, denn wenn das so weitergeht, stecken sich immer mehr Leute an und man hat Angst, dass man selber angesteckt wird. Außerdem darf man nicht mehr seine Familie besuchen, wenn sie im Krankenhaus ist. Eine Ausgangssperre würde mir viel ausmachen – wenn wir nicht einmal schnell einen Spaziergang machen oder an der Isar frische Luft schnappen können. Ich finde es auch blöd, dass man zu Hause lernen muss und seine Freunde nicht mehr in der Schule sehen kann. Lernen kann man jetzt nur noch mit Plattformen oder Arbeitsblättern. Unsere Lehrerin macht es aber gut, weil wir ab und zu mal was auf YouTube anschauen können. Wir haben auch eine Klassenlektüre, in der wir ab und zu lesen. Heute haben wir einen Schrottroboter gebaut. Manchmal mache ich auch mit meinen Freunden die Hausaufgaben. Mit Mattia habe ich vor kurzem sogar fast alles gemacht. Die Hausaufgaben mache ich nicht am Nachmittag wie normal, sondern auch gleich am Vormittag. Wenn ich was nicht verstehe, frage ich manchmal meine Mutter, wenn sie nicht gerade arbeitet, beim Einkaufen oder unter der Dusche ist. Aber ich komme sehr gut zurecht, finde es nur etwas viel. Mir fehlt in der Schule der Trubel. Man ist nie allein in einem Klassenzimmer. Mir fehlen auch die Lehrer, die einem die Anweisungen geben. Mattia, Nick, Justus und ich – meine besten Freunde in der Schule – haben aber eine Gruppe gebildet, in der wir uns Nachrichten schreiben oder uns per Video-Call unterhalten. Manchmal schauen wir auch bei den anderen vor der Haustür vorbei und halten zwei Meter Abstand ein. Ich hatte in dieser Zeit auch Geburtstag. Es war schade, dass ich meinen Kindergeburtstag nicht mit den anderen Kindern feiern konnte, weil er wegen Coronavirus abgesagt werden musste. Ich beschäftige mich oft mit einem Luftballon mit dem ich neue Fußballtricks drinnen übe oder sause mit meinem neuen Trickroller durch den Hof. Das macht viel Spaß. Jeden Freitagabend schauen wir einen Film an. Jeder darf nach der Reihenfolge aussuchen, welchen Film wir anschauen. Ich verbringe auch sehr viel Zeit im Garten. Wir haben auch so eine Liste geschrieben, was wir machen könnten. Da hat dann jeder ein Plus drauf gemacht oder ein Minus, je nachdem was er will oder was er nicht will. Ich habe auch noch ein paar Tipps für andere Kinder: Ihr könnt viel backen, steht später auf, holt im Garten alte Sachen raus, die ihr sonst nie benutzt – jetzt habt ihr genügend Zeit dafür. Vielleicht habt ihr auch schon von der Aktion gehört, Regenbogen an die Tür oder ins Fenster zu hängen, dann laufen Kinder rum und suchen nach den Regenbogen und es ist wie eine kleine Schnitzeljagd. Macht mit und bereitet anderen Kinder eine Freude! Ich hoffe, euch wird nicht langweilig.
Philipp, 10 Jahre: Die vergangenen Wochen waren für mich ganz in Ordnung, nachdem ich mich in die neue Situation eingefunden hatte. Die Ausgangsbeschränkung finde ich nicht so toll, da ich mich nicht mit Freunden treffen kann. Mit dem „Home-Office” komme ich einigermaßen klar. Es sind auch ein paar Sportübungen dabei, wie z.B. „ALBAs Sportstunde”, das macht viel Spaß, auch den Bau eines Quaders fand ich toll. Mathe und Deutsch sind natürlich trotzdem dabei. Da schaue ich, dass ich das schnell erledige, damit ich dann Zeit für schöne Sachen habe. Manchmal brauche ich aber Hilfe von meiner Mutter. Am Nachmittag haben wir verschiedene Dinge gemacht. Zum Beispiel waren mein Papa und ich etwas mit dem Rad unterwegs, da man sich ja glücklicherweise noch in der Natur bewegen darf. Auch habe ich einen Parcours für mein ferngesteuertes Auto gestaltet, das macht viel Spaß.In meinem Zimmer habe ich eine Burganlage aus Kapla-Steinen gebaut. Inzwischen wurde sie aber durch einen Angriff mit einem Katapult zerstört. Deshalb habe ich jetzt eine Kugelbahn konstruiert. Mit meiner Mama habe ich letzte Woche manchmal die Autorenlesungen im SWR-Kindernetz angeschaut. Besonders witzig fand ich „Hier kommt Tante Lisbeth” von Isabel Abedi. In der Geschichte erzählt die Figur Lola von ihrer vierjährigen Tante Lisbeth, obwohl Lola schon zwölf Jahre alt ist! Warum das so ist und wie das sein kann, kannst du selbst anschauen. Insgesamt wird es mir also nicht langweilig und ich glaube, ich kann die Zeit gut überstehen.
Cedric, 11 Jahre: Ich mache mir weniger um das Corona-Virus Sorgen, aber ich will es trotzdem nicht bekommen. Die Ausgangsbeschränkungen finde ich nicht schlimm. Am Lernen zu Hause finde ich gut, dass ich mir die Zeit selbst einteilen kann und keinen schweren Schulranzen schleppen muss. Am meisten Spaß macht mir, dass die ganze Familie zu Hause Zeit miteinander verbringt und wir viel miteinander spielen. Bei den Hausaufgaben helfen mir meine Mama und meine Schwester, wenn ich Fragen habe. In die Schule gehen fehlt mir nicht und ich finde es toll, wenn der Unterricht so wie jetzt bleiben würde. Meine Lehrerin und einige meiner Klassenkameraden würde ich aber schon gerne wiedersehen. Mit meinen Freunden telefoniere ich zurzeit. Homeoffice und Homeschooling finde ich sehr gut. Es wäre toll, wenn wir das auch ohne Virus so weitermachen.
Ana, 10 Jahre: Ich mache mir wegen dem Corona-Virus eher keine Sorgen, weil es ja bei Kindern nicht so stark wirkt wie bei Erwachsenen und alten Menschen. Mit meinen Mitschülern halte ich Kontakt, ich telefoniere sehr oft mit meinen Freundinnen. Zum Beispiel hatte meine Freundin Geburtstag. Sie konnte nicht feiern, aber wir alle, die kommen sollten, haben über Skype zusammen telefoniert. Ich hatte auch Geburtstag. Leider ist meine Bowlingparty ausgefallen. Wenn mir langweilig ist, male ich. Ich habe zum Beispiel schöne bunte Blumen auf eine Leinwand gemalt. Wir hatten in Kunst die Aufgabe, einen Schrottroboter zu bauen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich vermisse es, in der Schule zusammen mit meinen Freunden zu lernen und zu spielen. Manchmal, wenn ich Hilfe brauche, hilft mir mein Bruder. Was ich aber gut finde ist, dass man länger aufbleiben und länger schlafen kann.
Charlotte, 10 Jahre: Ich mache mir wegen Corona nur ein bisschen Sorgen, da es für mich und meine Eltern ja nicht so schlimm ist. Allerdings ist es für meine Großeltern nicht ganz ungefährlich. Die Ausgangsbeschränkung finde ich nicht so toll, da ich mich gerne mit Freunden treffen würde. Am Lernen zu Hause gefällt mir, dass man nach Belieben Pausen machen kann. Außerdem kann man etwas länger schlafen als sonst. Mir macht Spaß, dass unsere Lehrerin viele Bastel-, Back- und Beschäftigungsideen geschickt hat und wir jetzt viel basteln und backen. Manchmal brauche ich Hilfe und dann helfen mir meine Eltern, die im Moment zu Hause arbeiten. Ich wäre gerne wieder in der Schule, denn dort würde ich die ganzen anderen Kinder wiedersehen. Außerdem macht das Lernen in der Schule mehr Spaß als zu Hause. Manchmal telefoniere ich mit Freundinnen. Es tut gut, ein paar bekannte Stimmen zu hören. Wir haben sogar schon eine Skype-Konferenz mit sieben Kindern gemacht. Wir haben als Familie einen Corona-Plan erstellt. Dort stehen Ideen für den Nachmittag, der Tagesablauf und die Regeln drauf. Am Nachmittag höre ich CDs, lese Bücher, bastle, gehe spazieren oder fahre Waveboard. Wir haben einen Fotoabend, einen bunten Abend und einen Discoabend auf unserem Plan stehen. Tipp: Ihr könnt, wenn euch langweilig ist, Osterdeko basteln, Musik hören, lesen oder spazieren gehen.
Mattia, 9 Jahre: Ich mache mir wegen Corona keine Sorgen, es stört mich aber, dass ich die ganze Zeit zu Hause verbringen muss und meine Freunde nicht treffen darf. Damit die Zeit zu Hause nicht allzu langweilig wird, haben meine Freunde und ich eine Gruppe erstellt. Mir gefällt am Hausunterricht, dass ich ausschlafen kann und mir die Zeit einteilen kann wie ich will. Als wir am letzten Schultag alle Arbeitsblätter auf einmal bekamen, war ich voll schockiert. Aber wir haben einen Stundenplan bekommen und da steht drauf, an welchem Tag wir was machen müssen. Das hilft mir bei meiner Arbeitseinteilung. Immer wenn ich morgens aufwache, lese ich erst einmal eine halbe Stunde, dann gehe ich nach unten und frühstücke. Wenn ich fertig mit essen bin, habe ich erstmal überhaupt keine Lust, mit meinen Arbeitsblättern anzufangen. Mein Problem ist, dass ich mich von jeder Kleinigkeit ablenken lasse. Einmal habe ich mit meinem Freund meinen täglichen Stundenplan über Video-Konferenz erledigt. Das ging eigentlich ganz gut. Ich freute mich besonders, als ich mir endlich ein Tablet-Spiel herunterladen durfte. Ich hoffe, dass alle gesund bleiben und dass sich bald alles wieder normalisiert.
Antonia, 9 Jahre: Hallo, mein Name ist Antonia und ich bin 9 Jahre alt. Ich gehe in die 4. Klasse der Grundschule an der Werdenfelsstraße. Nach den Faschingsferien durfte ich nur eine Woche in die Schule gehen, dann war Schluss: Als Rückkehrer aus Südtirol musste ich ab dem 9. März zu Hause bleiben. Gemeinsam mit meiner großen Schwester Juliane und meinen Eltern startete unsere Zeit im „Homeoffice”. Seitdem läuft vieles wie gewohnt: Zeitig aufstehen, dann arbeite ich den Wochenplan meiner Lehrerin eigenständig ab. Alle haben viel zu tun, auch meine Eltern. Wir machen jeden Tag ein wenig Sport. Mama meint, dass wir so viel essen in dieser Zeit, dass wir uns auch bewegen müssen. Trotz der vielen Schulaufgaben – und es sind wirklich viele! – bin ich der Meinung, uns geht's gut. Deshalb haben wir unsere Hilfe in der Gethsemane Kirche angeboten, für Menschen, die die Wohnung nicht verlassen können. Mit Juliane backe ich gerne Kuchen, den wir teilen und unseren Nachbarn vor die Tür stellen. Ich glaube, alle freuen sich sehr darüber. Meine Freunde fehlen mir schon sehr, aber zum Glück gibt es ja das Telefon und Skype. Langweilig wird mir kaum. Ich bastle viel, spiele mit Juliane und meinem Kater Elias, packe Pakete für meine Großeltern in Schleswig-Holstein. Es macht mich traurig, dass sie uns an Ostern nicht besuchen können. Opa und ich schreiben uns Mails, ich schicke ihm Fotos und wir alle telefonieren täglich miteinander. Sie fehlen mir! Die Ausgangsbeschränkungen machen mir fast gar nichts aus, da ich noch im Garten spielen kann und Fahrrad fahren immer noch erlaubt ist. Eigentlich wollten Juliane und ich in der ersten Osterferienwoche ins Schwimm-Trainingslager vom TSV Solln fahren, das fällt leider aus. Schade. Nun freue mich auf die Ferien!
Emma, 9 Jahre: Ich bin wie alle Kinder jetzt im Kinder-Homeoffice und finde es gar nicht so schlimm. Mit meinen Freunden telefoniere ich täglich. Leider ist das nicht das gleiche als wenn ich sie sehe. Die Corona-Krise hat aber auch für mich ein Gutes: ich kann, während ich meine Schulsachen erledige, im Schlafanzug bleiben und ich bin schon immer vor Schulschluss mit meinen Dingen für die Schule fertig! Manchmal arbeite ich schon für den nächsten Tag vor. Ich gehe sehr oft raus, denn ich will es ausnutzen, dass man noch in die Natur darf. Manchmal ist mir sehr langweilig, deswegen schaue ich auch öfters mal fern. Mit meiner Familie mache ich oft Ausflüge in die Natur. Außerdem bastele ich viel und male sehr gerne. Bleibt gesund!!!
Enesa, 9 Jahre: Wegen Corona mach ich mir bisschen Sorgen, aber man sollte die Ruhe bewahren. Leider darf ich wegen der Ausgangsbeschränkungen meine Freunde und Verwandten nicht sehen. Das Lernen zu Hause gefällt mir nicht, weil ich in der Schule alles mit den Klassenkameraden machen kann und zu Hause alles selber machen muss. Mir fehlen auch die Erklärungen meiner Lehrerin. Bei den Aufgaben brauche ich Hilfe, aber Dank meiner Mama kann ich alles. Ich wäre gerne wieder in der Schule, weil ich meine Freunde vermisse. Zu meinen Mitschülern habe ich zurzeit nur telefonischen Kontakt. Schön an der Zeit zu Hause finde ich das Kochen mit meiner Mama und die Spiele mit meiner Familie. Ich kann auch ein bisschen länger ausschlafen als sonst. Meine Tipps gegen Langeweile sind: backen, spielen und den Eltern helfen.