Theater, Konzerte, Ballett, Kabarett – München hat kulturell eine Menge zu bieten. Doch nicht jeder kann sich die oft teuren Eintrittskarten leisten. Um allen Menschen eine kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, wurde im Jahr 2011 KulturRaum München gegründet. Der gemeinnützige Verein vermittelt kostenfreie Tickets für diverse Kulturveranstaltungen an Menschen mit geringem Einkommen. Und das sehr erfolgreich: Seit der Vereinsgründung sind ca. 11.000 Erwachsene, Kinder und Jugendliche in den Genuss von mehr als 100.000 Eintrittskarten gekommen. Menschen mit Behinderungen und Geflüchtete bekommen zusätzlich zum kostenfreien Kulturbesuch ehrenamtliche KulturPaten zur Seite gestellt.
Der Verein mit zehn hauptamtlichen Mitarbeitern, 60 Ehrenamtlern und ca. 160 ehrenamtlichen KulturPaten arbeitet mit vielen Kultur- und Sozialpartnern zusammen. Die Kulturpartner – 280 Kulturveranstalter aus verschiedenen Bereichen des kulturellen Lebens – stellen KulturRaum diverse Veranstaltungskarten für ihre KulturGäste zur Verfügung. Zuvor melden sich die Gäste bei einer sozialen Institution an. Zu den derzeit 530 Sozialpartnern gehören beispielsweise Caritas, Innere Mission, Biss, Jobcenter München, Münchner Aids-Hilfe, Münchner Tafel und viele andere. Es ist aber auch möglich, als Berechtigter direkt bei KulturRaum Karten zu bekommen. Die Tickets werden in der Regel an der Abendkasse hinterlegt.
KulturRaum besteht aus dem derzeit zehnköpfigen Büroteam mit unterschiedlichen Wochenarbeitszeiten sowie vielen Ehrenamtlern. Die Arbeit im Verein wird im Wesentlichen von den ehrenamtlichen Helfern getragen. Diese stammen aus allen Bereichen der Gesellschaft und gehören verschiedenen Altersgruppen an. Bei KulturRaum übernehmen sie diverse Aufgaben. So bieten sie zum Beispiel Einzelgästen sowie den Eltern der kleinen KulturGäste telefonisch Event-Tickets an. Jeder Gast erhält grundsätzlich zwei Tickets, und Kinder können ihre Familie zu den Veranstaltungen mitnehmen. Während des Telefonats bleibt auch etwas Zeit, um mit den KulturGästen zu plaudern. Im Home Office ist ehrenamtliche Arbeit ebenfalls möglich. Seit einiger Zeit gehen die Ehrenamtler auch direkt zur Münchner Tafel, wo sie Tafel-Gäste persönlich über das Kultur-Angebot informieren. Auf diese Weise kommt KulturRaum auch an Menschen, die vorher nicht erreichbar waren.
Jeder Kulturinteressierte, der gerne auf andere Menschen zugeht, ist als Ehrenamtler bei KulturRaum willkommen. Kontinuität und viel Einfühlungsvermögen sind bei dieser Tätigkeit besonders wichtig. Zuerst einmal lernen die neuen Helfer die Vermittlungsarbeit kennen und erfahren mehr über das heterogene Kulturpublikum. Sobald sie sich mit der Arbeitsweise vertraut gemacht haben, können sie sich auch in die Organisation und Weiterentwicklung des Vereins einbringen. Sylvia Cserny ist seit sieben Jahren Ehrenamtlerin bei KulturRaum: „Es macht mir immer noch Spaß, da ich viele positive Rückmeldungen erfahre. Besonders die Freude des Gastes, wenn wir die richtige Veranstaltung für ihn gefunden haben, freut mich sehr.” Jutta Vormwald, auch ehrenamtliche Helferin, ergänzt: „Es fühlt sich gut an, dass wir immer bekannter werden und möglichst viele Menschen erreichen können.”
Sabine Ruchlinski, 1. Vorsitzende des Vorstands, kann sich noch gut daran erinnern, wie es zur Vereinsgründung kam: Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2010 über die Kulturloge Berlin hatte den Anstoß dazu gegeben. Sie war begeistert von der Idee, mittellosen Menschen kostenlose Theater- und Konzertbesuche zu ermöglichen. 2011 rief sie dann in München mit sechs anderen Gründungsmitgliedern KulturRaum ins Leben. Das erste Büro befand sich in der Dachauer Straße im Kreativquartier. Inzwischen hat der Verein ein größeres Büro in der Zenettistraße bezogen. Die Vereinschefin liebt, was sie tut. Besonders gut gefällt ihr, dass KulturRaum eine Schnittstelle zwischen Kultur und Sozialem bildet.
Was sich Sabine Ruchlinski für die Zukunft wünscht? Dass die Unterstützung der vielen Ehrenamtlichen und Partner so stabil bleibt wie sie ist. Und dass Jugendliche bei KulturRaum mehr von den Angeboten kommerzieller Veranstaltungspartner profitieren. „Es wäre sehr schön, wenn diese Veranstalter trotz Ausverkauf dem KulturRaum ein Kontingent an Karten zur Verfügung stellen könnten”, sagt Ruchlinski.
KulturGäste (Gratis-Kulturangebot für Menschen im Raum München)
KulturKinder (kostenlose Kultur für Kinder)
KulturKick (kostenlose Kultur für Jugendliche)
KulturPaten (begleiten Menschen mit Behinderungen und Geflüchtete)
Eintritt.Frei (Online-Kalender mit Gratis-Kulturangeboten)
LiteraturRaum (Lesekreis für KulturGäste)
MixMuc (internationales junges Team, das Kulturprojekte initiiert)
Kultur.vor.Ort (Beteiligung der Menschen in den Stadtteilen am Kulturangebot)
Telefonische Kartenvermittlung (2-3 Std./Woche)
Betreuung von Infoständen (ca. 6 Std. /Monat)
Recherche von Gratis-Events (im Home Office möglich, ca. 6 Std./Monat)
Unterstützung bei Organisation und Durchführung von Benefiz- und Fundraising-Aktionen (nach Absprache)
Kartenvermittlung vor Ort in Kooperation mit der Münchner Tafel
Ehrenamtlerin Sylvia Cserny:
Ich bin im Radio durch Zufall auf den Kulturraum gestoßen ... Da ich kulturell interessiert bin, gerne mit Menschen zu tun habe und es sich um ein soziales Engagement handelt, war ich sofort angetan. Jetzt bin ich sieben Jahre dabei. Es macht mir immer noch Spaß, da ich viele positive Rückmeldungen erfahre. Besonders die Freude des Gastes, wenn wir die richtige Veranstaltung für ihn gefunden haben, freut mich sehr. Da ich viel über das kulturelle Leben in München erfahre, profitiere ich auch hier.
Ehrenamtlerin Jutta Vormwald:
2012 besuchte ich die Freiwilligenmesse im Gasteig, da ich mich für ein Ehrenamt interessierte. Ich hatte keine konkrete Vorstellung, entdeckte dann den Stand des Kulturraums. Ich ließ mir die Tätigkeit (telefonische Kartenvermittlung, 1x die Woche, 2,5 Stunden) erklären und konnte mir das für mich gut vorstellen ... Ich habe mich von Anfang an im Kulturraum gut aufgehoben gefühlt. Meine Kollegen/Kolleginnen sind sehr hilfsbereit und wir haben immer etwas zum Lachen. Der Kulturraum hat sich seit 2012 immer weiter vergrößert ... Es fühlt sich gut an, dass wir immer bekannter werden und möglichst viele Menschen erreichen können. Neben der telefonischen Vermittlung der Karten bin ich gelegentlich vor Ort, um die Karten zu verteilen Das macht sehr viel Spaß, da man die Gäste dann persönlich kennen lernt. Mir macht mein Ehrenamt sehr viel Freude, man kann Menschen glücklich machen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.