Der öffentliche Parkplatz am Reinmarplatz wird mit 144 bezahlbaren Wohnungen überbaut – und zwar nach dem Vorbild des erfolgreichen Pilotprojekts am Dantebad. Die Parkplatzüberbauung am Reinmarplatz entsteht nach Angaben der GEWOFAG als vierseitige Blockrandbebauung mit Innenhof. Wie das Pilotprojekt am Dantebad wird der Stelzenbau in Systembauweise über einen Betontisch verfügen, auf dem die vier Wohngeschosse in Holzmodulbauweise erstellt werden.
Das Gebäude mit einer Kantenlänge von zirka 94 x 65 Metern umfasst eine Geschossfläche von gut 3.000 Quadratmetern. Die 144 Wohnungen werden in den Fördermodellen EOF (Einkommensorientierte Förderung) und MMM (München-Modell-Miete) vermietet und reichen von Ein- bis zu Fünfzimmerwohnungen. Geplant sind zudem nutzbare Dachterrassen sowie ein umfangreiches Mobilitätskonzept für die Mieter. „Pilotprojekte sollen immer auch neue Wege beschreiten. Wenn ein solches Projekt so erfolgreich ist wie unsere Parkplatzüberbauung am Dantebad, dann ist es umso erfreulicher, ein direktes Folgeprojekt umsetzen zu können,“ betont Klaus-Michael Dengler, Sprecher der Geschäftsführung der GEWOFAG.
Und auch im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9), der durch einen Antrag der SPD-Fraktion die Idee zum Überbauen des Parkplatzes hatte, zeigt man sich grundsätzlich zufrieden. „Es freut mich als Antragssteller, dass die GEFOWAG das Bauvorhaben nach dem Beschluss des Stadtrats derart schnell umsetzt“, erklärt Willi Wermelt (SPD). „Bis zu 144 Wohnungen in verschiedenen Fördermodellen für Haushalte mit unterem bis mittlerem Einkommen werden in einer geplanten Bauzeit von nur einem Jahr erstellt. Damit wird der ‚überhitzte‘ Wohnungsmietmarkt in Neuhausen-Nymphenburg sehr gut entlastet.“
Die Besonderheit des Vorhabens liegt nach Ansicht von Willi Wermelt darin, dass eine bestehende Parkplatzfläche überbaut wird und ein Großteil der bestehenden Parkplatzfläche für die Anwohner, die Besucher des Dantebades, die Kleingärtner sowie die Besucher der Berufsschule Gartenbau zum großen Teil bestehend bleibt. „Charmant ist bei dieser Variante des Bauens die schnelle Bauzeit und das eine bereits versiegelte Fläche doppelt genutzt wird.“ Es bleibe die Aufgabe des Bezirksausschusses, weitere Flächen im Stadtviertel für diese Art des Bauens zu eruieren.
„Für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum muss die Stadt manchmal kreative Wege gehen“, meint auch Anna Hanusch, die Vorsitzende des BA 9. „Parkplätzen zu überbauen, die sich im städtischen Besitz befinden, ist da eine gute Idee. Der Bau vom Dante I – der hier kopiert wird – ist sehr gelungen in der Architektur und Gestaltung und wurde für den Reimarplatz mit der Hofstruktur auch überzeugend angepasst.“ Wohnraum gerade für Familien werde in München dringend benötigt. „Das Problem der schon vorhandenen Versorgungslücke an Kinderbetreuungsplätzen und der Nahversorgung wird aber noch verschärft“, so die Grünen-Stadträtin und Architektin weiter. Hier seien weitere kreative Lösungsvorschläge nötig. „Und in meiner persönlichen Zukunftsvision können dann auch Kinder im Hof spielen, weil die jetzt unter dem Gebäude gesicherten oberirdischen Stellplätze in Grün umgewandelt wurden.“
Ähnlich sieht das Thomas Neuberger (Freie Wähler), der Kinderbeauftragte übt deutliche Kritik. Die „Planung“ der Überbauung des Reinmarplatzes geht seiner Ansicht nach komplett an den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner sowie der Anwohner vorbei. „Es wurde die ganz große Chance verpasst, dass in eine gewachsene Struktur im Wege der notwendigen Nachverdichtung zum einen der angespannte Wohnungsmarkt eine gewisse Befriedigung findet und gleichzeitig aber auch die Versorgungslücken in Puncto Einzelhandel für die Bedürfnisse des täglichen Lebens und der Kinderbetreuung geschlossen wird“, betont er. „Statt einen ordentlichen – schönen – Wohnkomplex mit der Unterbringung der beiden benötigten Einrichtungen im Erdgeschoss zu konzipieren, wird nunmehr unter den Deckmänteln der Erhaltung von Parkplätzen und der günstigen Kopie eines bestehenden Baus – Dante 1 – eine Nachverdichtung gezaubert, welche weder einen Fassadenpreis, noch jenen für ‚Intelligentes Bauen‘ erhalten wird.“