Veröffentlicht am 28.10.2019 16:57

Buntes Treiben an der Isar


Von Livia Schommer
Seit dem Jahr 1996 werden die Flächen unter der Brudermühlbrücke einmal jährlich von Graffitisprühern neu gestaltet. (Foto: lsc)
Seit dem Jahr 1996 werden die Flächen unter der Brudermühlbrücke einmal jährlich von Graffitisprühern neu gestaltet. (Foto: lsc)
Seit dem Jahr 1996 werden die Flächen unter der Brudermühlbrücke einmal jährlich von Graffitisprühern neu gestaltet. (Foto: lsc)
Seit dem Jahr 1996 werden die Flächen unter der Brudermühlbrücke einmal jährlich von Graffitisprühern neu gestaltet. (Foto: lsc)
Seit dem Jahr 1996 werden die Flächen unter der Brudermühlbrücke einmal jährlich von Graffitisprühern neu gestaltet. (Foto: lsc)

Nächtliche Schmierereien, obszöne Sprüche und Motive - das sind so manche Klischees, mit denen Graffitikünstler zu leben haben. Das Graffiti so aber nicht ist, davon können sich die Münchner auch dieses Jahr wieder an der Brudermühlbrücke selbst überzeugen. Denn auch heuer werden die Brückenpfeiler und die angrenzende Unterführung im Rahmen des vom Kulturreferat geförderten ISART-Projekts neu gestaltet. Die Färberei (Claude-Lorraine-Straße 25), eine Einrichtung des Kreisjugendrings München-Stadt (KJR), die im Jahr 1999 für Jugendliche und junge Erwachsene Graffitikünstler ins Leben gerufen wurde, organisiert die jährliche Aktion.

Freie Gestaltung

Der Künstler Wolfgang Lehnerer, bekannt unter dem Namen Z-Rok, hat auch dieses Jahr wieder im Namen der Färberei zahlreiche Graffiti-Künstler aus München und dem Umland geladen, um die Umgestaltung zu realisieren. Ein spezielles Konzept, wie in manch anderen Jahren, gibt es nicht. „Jeder darf malen was er will, soll so frei wie möglich arbeiten können”, erklärt Lehnerer, lediglich einen Wunsch habe er: „Ich will dass jeder etwas von allen Farben, die wir bereitstellen, nutzt.” Insgesamt stehen den Künstlern im Alter von zirka 16 bis 50 Jahren etwa 550 Sprühdosen für die gesamte Fläche zur Verfügung. Eine Besonderheit wird es dieses Jahr geben: Zum ersten Mal wird ein Workshop für Jugendliche mit in die Gestaltung integriert. Die ersten Künstler haben bereits mit der Bemalung begonnen. Spaziergänger und Graffiti-Interessierte sind aber noch bis Mitte Dezember eingeladen, den Künstlern über die Schulter zu schauen.

Legale Flächen schaffen

Immer dienstags können Jugendliche und junge Erwachsene das offene Atelier von und mit Lehnerer von 16 bis 20 Uhr in der Färberei besuchen um zu zeichnen und zu malen. „Sprühen können wir im Atelier und im Hof aber nicht”, erklärt Lehnerer, denn in geschlossenen Räumen allgemein und aus Rücksicht auf die Nachbarn sei dies nicht möglich. „Umso mehr braucht es viele legale Flächen in der Stadt”, so Lehnerers Appell. Leider wurden diese in den letzten Jahren immer weniger. Geblieben ist den Münchner Graffitikünstlern bislang nur die „Hall of Fame” an der Tumblingerstraße, die viel Fläche zum freien Gestalten bietet. Fast alle legal mit Graffiti bemalten Flächen in der Stadt sind einmal gestaltete Flächen oder Wände, die nur in Absprache mit den jeweiligen Zuständigen bemalt werden dürfen, aber nicht für alle Graffitisprüher frei zur Verfügung stehen.

Graffiti in der Stadt

Derzeit recherchiere man im Kulturreferat für den Bereich Graffiti, welche Flächen künftig freigegeben werden können. Eine Herausforderung sei hierbei, dass zahlreiche zentrumsnahe Plätze, Straßenzüge oder Gebäude unter Ensemble- oder Denkmalschutz stehen. Künstlerische Gestaltungsaktionen sind somit ausgeschlossen oder können nur unter oftmals stark einschränkenden Auflagen durchgeführt werden, wie eine Mitarbeiterin des Kulturreferats erklärt. Seit 2016 hat die Stadt mit einem jährlichen Budget von 200.000 Euro für Graffiti und Street Art mehr als 80 künstlerische Projekte im öffentlichen Raum unterstützt. „Gefördert werden ausschließlich nicht-kommerzielle Gestaltungsaktionen, partizipative Projektvorhaben, temporäre Installationen, Workshops, Ausstellungen und diskursive Veranstaltungen zum Thema.”

Weitere Informationen zur Umgestaltung an der Brudermühlbrücke und zu den verschiedenen Angeboten der Färberei, wie die Nutzung der freien Werkstätten (Holz, Siebdruck), die Verschiedenen Kurse (Siebdruck, Mappen) sowie zum offenen Atelier gibt es unter www.diefaerberei.de im Internet.

Hier darf gesprüht werden

Das Kulturreferat der Stadt nennt diese Flächen:

• „Hall of Fame” an der Tumblingerstraße

• Bahnwärter Thiel: Das Gelände voller Container, U-Bahnen, einer Tram - eingegrenzt von einer langen Holzwand, die ebenfalls für Graffiti freigegeben ist - bietet die Möglichkeit zum Sprühen.

• Gelände früherer Kunstpark Ost: Auf dem Areal gibt es Flächen, die in Absprache mit Loomit bemalt / besprüht werden können.

• Unterführung Friedensengel: Die Bemalung ist nur in Absprache mit Loomit möglich.

• Jugendzentrum Blues (Am Erlberg 2) - kleine „Hall of Fame” in Markt Schwaben.

• Trambahntunnel / Boschetsrieder Straße: Dies ist eine „Hall of Fame” des Writers Corner München und kann nur nach Rücksprache gestaltet werden. Infos und Kontakt unter www.facebook.com/writerscornermuenchen im Internet.

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