Singen, beten, Brücken bauen: Das will der evangelische Gospelchor St. Lukas ab dem 6. August im afrikanischen Ruanda. 45 Sängerinnen und Sänger des ältesten Gospelchors Münchens werden den diesjährigen Kirchentag in Rwamagana vier Tage lang musikalisch mitgestalten und feiern. Privat mit dem Chor unterwegs ist der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, aus dessen Familie gleich drei Mitglieder im Gospelchor singen.
„Wir hatten 2017 beim evangelischen Kirchentag in Berlin einige Auftritte. Dabei hörte uns Pascal Bataringaya zu. Er ist Präsident der presbyterianischen Kirche Ruandas und war gleich so begeistert, dass wir schon wenige Wochen später eine Einladung nach Ruanda im Postfach hatten”, erzählt Chormitglied Alexandra Junginger. „Er lädt uns ein, das Land und den Menschen dort zu begegnen. Und wir möchten das tat- und stimmkräftig mit allen lauten und leisen Stimmen des Chores tun”, freut sich Jungingers Mitsängerin Kristin Holighaus. „In diesem Jahr war Ruanda viel in den Medien. 25 Jahre nach dem Genozid wird zurecht weltweit an diesen Schrecken erinnert. Aber die Menschen dort wünschen sich, als Mitglied der Weltgemeinschaft wahrgenommen zu werden, ohne stets auf den Völkermord reduziert zu werden”.
Die Begegnung des Münchner Gospelchors mit verschiedenen ruandischen Gospel- und Gemeindechören knüpft die engen Beziehungen zwischen der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und der presbyterianischen Kirche in Ruanda sowie die langjährige Entwicklungsarbeit des ruandisch-deutschen Vereins „Wikwiheba” an, dessen Ziel es ist, Waisen und verarmten Kindern eine neue Perspektive zu schenken. Höhepunkt der Reise ist für den Chor deshalb auch der Besuch in Byumba, wo der Gospelchor St. Lukas das „Wikwiheba”- Projekt kennenlernen und gemeinsam mit dessen Kinderchor singen wird. Unter dem Motto „Come together” werden viele Begegnungen im Mittelpunkt der zweiwöchigen Reise stehen: Zu Beginn der Reise wird die deutsche Botschaft in Kigali den Gospelchor empfangen und ein gemeinsames Konzert ausrichten. In der ruandischen Hauptstadt ist ein Besuch des Frauenprojekts Tubahumurize geplant. Dort wurden im Vorfeld der Reise bunte Schals für den Chor bestellt, welche dann während der Reise das Auftrittsgewand sein werden. Auf dem Programm stehen auch ein Besuch des Genozid-Mahnmals und Gespräche mit Zeitzeugen. Nach dem anschließenden Kirchentag in Rwamagana bleibt für die Sänger auch Zeit, das Land touristisch zu erkunden: Kivu-See und Akagera-und Nyungwe-Nationalpark beispielweise sind beeindruckende Naturerlebnisse. Den Abschluss der Reise bildet ein Treffen mit Studenten der evangelischen Universität in Butare: über die Zukunft Ruandas diskutieren, voneinander lernen und Inspiration mitnehmen. Abschied von Ruanda nehmen die Gospelsänger selbstverständlich musikalisch bei einem Gottesdienst in Kiyovu.
„Diese Reise ist für uns ein großes Projekt. Und eine tolle Chance, unsere Horizonte musikalisch, kulturell, spirituell und menschlich zu erweitern”, sagt Chorleiter Bastian Pusch, der das Repertoire extra für die Reise so arrangiert hat, dass es ohne Technik und spontan überall gesungen werden kann. Sogar Lieder in afrikanischen Sprachen sind mit im Gepäck. „Die Eindrücke werden in unsere Weihnachtskonzerte am 30.11., 1. und 14. Dezember einfließen. Wir wollen unseren Zuhörern etwas mitbringen von dieser Reise. Das Motto liegt auf der Hand: Come together!”.
Fotos: Rolf Demmel