Veröffentlicht am 21.06.2019 12:03

Rückkehr der Frösche und Kröten


Von Patrizia Steipe
Der Durchlass ist mit Folie abgesperrt, damit die Tiere dort gezählt werden können. (Foto: pst)
Der Durchlass ist mit Folie abgesperrt, damit die Tiere dort gezählt werden können. (Foto: pst)
Der Durchlass ist mit Folie abgesperrt, damit die Tiere dort gezählt werden können. (Foto: pst)
Der Durchlass ist mit Folie abgesperrt, damit die Tiere dort gezählt werden können. (Foto: pst)
Der Durchlass ist mit Folie abgesperrt, damit die Tiere dort gezählt werden können. (Foto: pst)

Noch schwimmen die Kaulquappen in den Laichgewässern beim Golfplatz in Wörthsee. Doch in einigen Tagen werden die Tiere an Land gehen und ihre Wanderung zur Umgehungsstraße beginnen. Dort sollen sie eigentlich durch die 42 Durchlässe der rund zwei Kilometer langen Amphibienschutzanlage (ASA) kriechen, doch derzeit ist diese mit einem Zaun abgesperrt. Das Staatliche Bauamt Weilheim führt eine Akzeptanzkontrolle durch, es ist eine Auflage aus dem Planfeststellungsbeschluss. Dabei soll zwei Jahre lang geprüft werden, inwieweit die 2016 fertig gestellte Anlage ihre Funktion erfüllt. Tausende Euro wurden bisher für Nachbesserungen ausgegeben. Junge Frösche waren am Beton festgeklebt, Durchlässe überschwemmt und Zugänge unüberwindbar für die Tiere. „Es gibt bis heute massive, ungelöste Probleme“, kritisiert Tierschützerin Daniela Brombach, die die Aktivitäten am Amphibienzaun auf ihrer Webseite www.amphibien-news.de kommentiert.

Die Ortsumfahrung Weßling liegt innerhalb eines wichtigen Amphibiengebiets. Hier leben Erdkröten, Spring-, Gras-, Laubfrösche sowie Kamm-, Berg- und Teichmolche. Für die kommende Zählung wurde bereits die Wiese gemäht, Eimer ins Erdreich eingelassen, Wurzelstöcke entlang der Zäune als Unterschlupf ausgelegt und es wurden Tagesverstecke angelegt und mit Silofolie abgedeckt. Biologe Hans-Jürgen Gruber, der im Auftrag des Bauamts die ASA kontrolliert, fährt regelmäßig die Strecke entlang, füllt Eimer mit Wasser und kontrolliert die Vorbereitungen. „Alles ist bereit“, erklärt er. Wenn die Wanderung beginnt, dann sollen die Amphibien durch den Zaun abgebremst werden und in Fangeimer fallen. Dort werden die Tiere von den Biologen eines beauftragten Münchner Büros entnommen, gezählt und hinter der Barriere wieder ausgesetzt. Haben sie einen der Durchlässe passiert, dann werden sie auf der anderen Seite wieder gefangen, gezählt und registriert, um dann in Freiheit entlassen zu werden.

Tagesversteck als Hitzefalle

Die Eimer wurden mit Lehm verbaut und sind speziell präpariert. Kleine Teppichstreifen im Inneren sollen Krallentieren, die in die Eimer gefallen sind, Halt zum Rausklettern geben, erklärt Gruber. Im Eimer liegen kleine Schwämmchen. Falls es regnet, sollen sie als eine Art Rettungsfloß für kleine Tiere dienen. In mit Silofolie abgedeckten Tagesverstecken harren die Tiere bis zur Abendkühle aus. „Sie sind hitzeabweisend”, versichert Gruber. Für Brombach sind diese aber Hitzefallen. „Die Tagesverstecke sind völlig ungeeignet, um Amphibien dort unterzubringen. Bei der derzeitigen Witterung kann dies nur ein schattiger Wald sein, wo sich die Tiere sofort unter Laub oder Erdlöchern verkriechen können“, mahnt sie.

Brombach befürchtet, dass einige der Maßnahmen das Leben der empfindlichen Tiere gefährden könnten. Fast täglich ist sie an der Anlage. An einem heißen Nachmittag wirft sie einen Blick unter die Folie des Tagesverstecks. Eine kleine Maus läuft erschreckt davon, man sieht Ameisen und Schnecken und eine Kröte. Brombach zieht ein Thermometer hervor. Es zeigt 38 Grad. „Das wird bis zum Abend noch steigen“, sorgt sie sich und fordert deswegen Verbesserungen bei den Tagesverstecken.

Am liebsten wäre es Brombach, wenn die Zäune geöffnet werden würden. Die Tierschützerin befürchtet, dass ein großer Teil der Tiere die Zählung nicht überleben wird. „Es spielt offensichtlich keine Rolle wie es den Tieren geht, oder ob sie die Prozedur der Akzeptanzkontrolle überleben. Hauptsache man hat sie gezählt“.

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