Veröffentlicht am 14.06.2019 09:56

Kunst natürlich


Von Tanja Beetz
Lore Galitz (Foto: Galitz)
Lore Galitz (Foto: Galitz)
Lore Galitz (Foto: Galitz)
Lore Galitz (Foto: Galitz)
Lore Galitz (Foto: Galitz)

Es wird wieder ein Museum im Wald, ein Areal zum Staunen und Entspannen gleichermaßen, ein Ort der Entschleunigung: das Sendlinger Kunstprojekt „SüdpART” steht in den Startlöchern. In diesem Jahr geht es, abermals initiiert von der Künstlerin Lore Galitz, in die dritte Runde. „Ausstellungsort”: der Südpark, vielen auch bekannt als „Sendlinger Wald”.

Der Sendlinger Wald ist ein Münchner Stadtwald, der in den vergangenen Jahren sehr gelitten hat: Stürme, Trockenheit und Schädlinge setzten ihm sehr zu. Nicht nur zum Wohle der Besucher, auch zum Wohle des Waldes entsteht das Kunstprojekt „SüdpART”.

Zehn Künstler schaffen Objekte zum Begehen und Erleben. Dabei wird einzig und allein mit den Materialien des Waldes gearbeitet. Die Kunstschaffenden sind: Andreas Bejenke, Angela Dorscht, Gertrud Fassnacht, Anne Fischer, Frank Fischer, Verena Friedrich, Gabriele Frosch, Nia Leitl, Anne Pincus und Lore Galitz. Sie kommen aus den unterschiedlichen Fachrichtungen wie Kunst, Architektur oder Naturpädagogik.

Termine

Die Bauphase beginnt am Samstag, 22. Juni, um 14 Uhr mit einem gemeinsamen Rundgang und Projektvorstellung durch die anwesenden Künstler. Abgeschlossen wird die Bauphase am Montag, 15. Juli, die fertigen Installationen werden am Sonntag, 21. Juli, um 14 Uhr präsentiert.

Wer sich Führungen anschließen möchte, hat an folgenden Tagen Gelegenheit dazu: Montag, 29. Juli, Montag 26. August, jeweils um 18 Uhr, Samstag, 12. Oktober, und Sonntag, 13. Oktober, jeweils um 14 Uhr. Treffpunkt ist immer am Süpark-Parkplatz (Inninger Str. 30). Erstmals in diesem Jahr gibt es den ganzen Sommer über Performances als Mitmach-Aktionen. Alle Infos finden sich unter www.suedpart.de im Internet.

Respekt vor der Natur, aber auch die Themen Nachhaltigkeit und Achtsamkeit, vereinen sich im Kunstprojekt „SüdpART”. Wir haben dazu einige der beteiligten Kunstschaffenden befragt und wollten von ihnen wissen, was sie machen würden, wenn Sie König/Königin von Deutschland wären.

„Beziehung zwischen Mensch und Erde wieder herstellen”

Frank Fischer, freischaffender Künstler und Designer: Die großen Umweltprobleme, die zu bewältigen sind, haben einen gemeinsamen Hintergrund. Es geht grundsätzlich um die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Wir haben verlernt, dass wir Teil der Natur sind. Solange man sich selbst als getrennt von der Natur wahrnimmt und sich einbildet, die eigene Zufriedenheit wäre unabhängig von der eigenen Umgebung, solange schützt man seine Umgebung nur unter Zwang und Vorgaben. Es ist ein kollektiver Bewusstseinswandel notwendig, eine Rückbesinnung für eine bessere Zukunft. Neben allen akuten Maßnahmen, die notwendig sind, um der Naturzerstörung Einhalt zu gebieten, ist es darüber hinaus von existentieller Bedeutung, die Beziehung zwischen Mensch und Erde und der Menschen untereinander wieder herzustellen. Als „König von Deutschland” würde ich nicht nur jede mögliche Maßnahme zur Erhaltung und Wiederherstellung der Natur ergreifen, sondern zusätzlich Kulturprogramme initiieren, die den Menschen einen tieferen und achtsamen Zugang zur Natur eröffnen.

„Wir sind Teil der Welt”

Lore Galitz, Künstlerin, Autorin, Ritualleiterin und Initiatorin von SüdpART: Nachhaltigkeit und Klimaschutz beginnt mit der inneren Einstellung, dass unsere Welt nicht einfach die Umwelt um uns herum ist. Wir sind Teil der Welt und damit eins mit der Welt und mit allem. Unser aller Wohlergehen basiert auf einem wahrnehmen und würdigen können, was da ist. Daraus erwächst Freude an nachhaltigem Leben. Wir können den Ort genießen, an dem wir gerade sind und zufrieden mit dem leben, was ist. SüdpART ist aktive Nachhaltigkeit – Objekte, nur aus im Wald vorhandenem Totholz, die nach dem SüdpART-Ende wieder in den großen Kreislauf des Lebens übergehen. Und es bietet allen Besuchern einen Ort direkt vor Ort zum Erholen, zum Neues Erkunden und zum Genießen. Als „Königin von Deutschland” würde ich neben der konsequenten Umstellung auf erneuerbare Energien, „innere Zufriedenheit” als Schulfach einführen und die Schönheit und Lebensqualität an allen Orten Deutschlands fördern. Dazu gehört auch, dass die Orte für Leben und Arbeiten wieder mehr zusammen gebracht werden.

„Auf das Wesentliche besinnen”

Gabriele Frosch, Künstlerin und Fotografin: Als „Königin von Deutschland” würde ich mich für Entschleunigung stark machen – im Außen, wie im Inneren. Denn vielleicht würden wir, wenn es uns weniger um „höher, schneller, weiter” ginge, uns wieder auf das Wesentliche besinnen und uns endlich auch gemeinschaftlich fragen, warum wir auf eine Weise leben, die die Erde, unsere Heimat, zerstört. Und daraufhin etwas ändern. Miteinander, füreinander. Mein Fahrerlehrer hat einst gesagt: „Je schneller Du fährst, desto enger wird die Straße...” und womöglich ist es ähnlich mit unserer momentanen Lebensweise. Die Zeit scheint immer schneller zu vergehen und Erlebnis- und Erfahrungsräume werden immer enger. Und alles, was nicht in unserem direkten engsten Fokus liegt, rast mehr oder oft weniger beachtet an uns vorbei. Wenn wir unsere Leben wieder mehr entschleunigen, wird vielleicht auch „die Straße wieder breiter” bzw. es entstehen neue Räume und Möglichkeiten für Wandel, Nachhaltigkeit und achtsamen und respektvollen Umgang mit der Natur.

„Kostenloser Nahverkehr”

Angela Dorscht, Künstlerin und Fotografin: Die Rolle der Kunst in der Nachhaltigkeitsdebatte ist, einen emotionalen Zugang zu gesellschaftlich wichtigen Themen zu schaffen, denn nur was den Mensch emotional bewegt, das wird von ihm wahrgenommen und verändert! Das Mitmachprojekt „Moosinsel” bei SüdpART3 ist Kunst, die den Menschen durch Fürsorge emotional einbindet und ihm so lebenswichtige Zusammenhänge in der Natur besser verständlich macht. Moos hat eine erhebliche ökologische Bedeutung, es nimmt Wasser auf und lässt es verzögert in den Boden sickern, somit beugt es der Gefahr vor, dass der Boden ausgewaschen wird. Um das für den Waldboden lebenswichtige Mooswachstum zu fördern, bitte ich die Waldbesucher Wasser mitzubringen. Wenn ich als „Königin von Deutschland” eine Maßnahme für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sofort durchsetzen könnte, dann würde ich in allen Großstädten das „Venedig-Prinzip”, keine Autos in der Innenstadt, einführen und der öffentliche Nahverkehr wäre selbstverständlich kostenlos.

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