Die „Westendgeschichten” sind 1972 erstmals erschienen und waren August Kühns erstes längeres erzählendes Werk. Das Buch ist in verschiedenen Ausgaben erschienen und seit rund 20 Jahren vergriffen. Der „August-Kühn-Verein für die Förderung der Münchner Arbeiterkultur und der Stadtteilkultur im Westend e.V.” will nun eine Neuauflage des Buchs herausbringen.
Kühn beschreibt darin in Form von kleinen Geschichten die Situation der einfachen Leute. Er zeigt anhand von Episoden die Widersprüchlichkeit der Zeit, in der einzelne, für das Westend typische, Charaktere versuchen, die schwierigen Lebensumstände zu meistern. Ein Vertreter der „schweigenden Generation” erzählt von sich und seinen Freunden, von den Hoffnungen und Träumen der kleinen Jungen, die in den Straßen spielten, als im Nazi-Deutschland 1936 die erste Olympiade stattfand. Er berichtet von Krieg und Befreiung, Liebe und Familie, von Schule, Lehre und Beruf bis zur zweiten Olympiade in Deutschland 1972. Und vom Kampf der Schwanthalerhöher gegen den damit einsetzenden „Strukturwandel” und Mietwucher auf der Schwanthalerhöh'. Aufstieg und Scheitern in der Konsumwelt – Kühn gibt ein realistisches Bild vom Münchner Alltag der 70er Jahre.
Der 2009 gegründete August-Kühn-Verein hat seinen Sitz im Haus mit der roten Fahne an der Tulbeckstraße 4f und will die Werke August Kühns einer breiteren Leserschaft zugänglich machen. Darüber hinaus gehört die Förderung der Arbeiterkultur im Westend zu den Zielen des Vereins. Wenn das Buch erschienen ist, will der Verein Lesungen mit der Witwe August Kühns veranstalten sowie Stadtteilspaziergänge mit Lesungen aus dem Buch, ein E-Book herausbringen und mittelfristig auch andere vergriffene Bücher von August Kühn, „die alle einen hohen dokumentarischen Wert für die Münchner Geschichte besitzen”. So steht es in der Vorstellung des Projekts für den Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8). Dort hat der Verein einen Druckkostenzuschuss in Höhe von 992 Euro beantragt. Die restlichen 3.250 Euro will der Verein selber stemmen. Alle Tätigkeiten um den Druckprozess herum wie Lektorat, Satz und Layout werden ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern übernommen. Voll des Lobes für die hohe Eigenleistung des Vereins genehmigte der Bezirksausschuss den Zuschussantrag einstimmig. Damit das Buch niederschwellig erworben werden kann, wird ein Ladenpreis von zehn Euro angestrebt.