Veröffentlicht am 03.05.2019 09:12

Für beinahe einen Zentner CO2 mailen

Prof. Simon Schramm lehrt an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München. (Foto: pr)
Prof. Simon Schramm lehrt an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München. (Foto: pr)
Prof. Simon Schramm lehrt an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München. (Foto: pr)
Prof. Simon Schramm lehrt an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München. (Foto: pr)
Prof. Simon Schramm lehrt an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München. (Foto: pr)

Papier kostet Ressourcen. „Pro Blatt sparen Sie durchschnittlich 15 g Holz, 260 ml Wasser, 0,05 kWh Strom und 5 g CO2“, schreibt zum Beispiel die Stadt München in ihren Mails und rät, diese nicht auszudrucken.

Aber was „kosten“ eigentlich Mails? Wieviele Ressourcen verbraucht das Abschicken einer Mail? Diese Frage haben wir Prof. Simon Schramm gestellt. Er lehrt und forscht im Bereich Nachhaltige Energiesysteme an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München.

Viele Faktoren mischen mit

„Die Frage ist sehr interessant“, sagt Prof. Schramm. „Ich kann sie leider nicht seriös beantworten, denn die Antwort hängt von der Auslastung des entsprechenden Rechenzentrums und den Betriebsmitteln (Router usw.) für den Versand zusammen sowie von der Dateigröße und anderen Faktoren ab.“

4 Gramm CO2 bei jeder Mail

Wieviel CO2 eine einzige Mail verursacht, ist tatsächlich nicht so einfach abzuschätzen. Ein Report von McAfee zur Spam-Filterung rechnet mit 0,3 g pro Spam-Mail (hier ist der „Schaden” allerdings relativ gering, da die meisten dieser Mails nicht geöffnet und meist vorab gefiltert werden). Eine „typische” Mail löst hingegen schon einen CO2-Ausstoß von 4 Gramm aus (Mails mit Anhängen verursachen im Mittel sogar 50 Gramm CO2). Damit liegt sie bereits in der Größenordnung des oben genannten Blattes Papier.

Mit jeder Mail 33 Meter Autofahren

In Deutschland wurden laut statistica im vergangenen Jahr 848 Milliarden Mails verschickt (ohne Spam!). Das entspricht bei „4-Gramm-Mails” einem Ausstoß von fast 3,4 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2. Auf jeden einzelnen Bundesbürger entfallen davon im Schnitt rechnerisch 42 Kilo CO2 - beinahe ein Zentner.

2017 lag der mittlere CO2-Ausstoß je Fahrzeug in Deutschland laut Umweltbundesamt bei 118,5 g CO2 je km. Das bedeutet: Ein Kilometer Autofahrt entspricht dem CO2-Ausstoß von etwa 30 Mails. Oder andersherum: Eine durchschnittliche Mail löst genau soviel CO2 aus wie 33 Meter Autofahren.

Jedes Jahr bis Mailand oder Wien

Rechnet man die 42 Kilogramm CO2, für die jeder Bundesbürger im Jahr mailt, auf den CO2-Ausstoß der Autos um, kann man die Folgen von Mails abschätzen: Jeder Bürger in Deutschland verursacht mit seinen Mails im Jahr soviel CO2 wie eine Autofahrt von 350 km (das ist die Strecke von München nach Mailand oder nach Wien).

Zahlen sind nur Abschätzungen

Wie „belastbar” sind diese Zahlen? Prof. Schramm verweist auf den theoretischen Charakter der Berechungen und Vergleiche, für die nicht alle Faktoren mit konkreten Zahlen berechenbar sind. „Die Zahlen halte ich für nicht vollkommen unrealistisch, aber eben auch nicht wirklich belastbar“, unterstreicht Prof. Schramm.

Unser Fazit: Mails nicht auszudrucken, wie die Stadt München rät, spart Ressourcen. Nicht jede Mail zu versenden, schont unsere Umwelt auch.

north