Auch in der Stadt können die Menschen auf vielerlei Art und Weise die Artenvielfalt unterstützen. Der BUND Naturschutz in München (BN) zeigt, wie das geht.
Ein Hauptziel des Volksbegehrens Artenvielfalt war ein Umbau der Landwirtschaft hin zu mehr Ökologie. Viele Menschen haben sich aber auch gefragt, was sie in ihren Gemeinden und Städten für mehr Artenvielfalt unternehmen können. Eine berechtigte Frage. Denn laut einer aktuellen weltweit angelegen Übersichtsstudie (Sánchez-Bayo & Wyckhuys, 2019) lassen sich folgende Hauptursachen für das Insektensterben identifizieren: Verlust von Lebensraum durch intensive Landwirtschaft und zunehmende Urbanisierung, chemische Schadstoffe wie Pestizide und synthetische Düngemittel, Klimawandel. So kann man den Insekten und der Vielfalt der Arten auch in unseren Siedlungen helfen:
Mit dem Kauf regional hergestellter Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft können Städter das Bild unserer Felder und Wiesen beeinflussen. Durch den Verzicht auf Höchstmengen und die notwendige Mehrarbeit im Ökoanbau sind Bio-Produkte zwar auf den ersten Blick teurer. Doch eine Untersuchung der Universität Hohenheim kommt zu dem Ergebnis, dass Biohaushalte im Vergleich zu anderen sogar insgesamt weniger Geld für Nahrung und sogenannte Genussmittel ausgeben. Grund hierfür ist ein anderes Kaufverhalten. So werden z.B. weniger Fleisch und sogenannte Genussmittel, dafür aber mehr Obst und Gemüse gekauft. Auch beim Kauf von Blumen- und Gartenerde ist es wichtig, was man kauft. „Wer torfhaltige Erde verwendet, leistet dem Artensterben andernorts Vorschub. Denn Moore bieten vielzähligen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum und binden sehr viel Kohlenstoff, der als CO2 sonst unser Klima anheizt“ so Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München. Vor Erden mit zum Teil sehr hohem Torfanteil schützt nur die Bezeichnung „100% torffrei“. Selbst „torfreduzierte“ Erden können noch bis zu 45% Torf enthalten. Da der Aufdruck „Bio“ bei Erden nicht geschützt ist, findet man ihn auch auf manchen torfhaltigen Produkten.
Selbst in der Stadt lassen sich überall neue Lebensräume schaffen: Jedes Fensterbrett, jeder Balkon und jeder kleine Gartenanteil kann zu einer Oase werden. Nisthilfen für Wildbienen kann man leicht, auch gemeinsam mit Kindern, herstellen. Bereits Bündel aus hohlen oder markhaltigen Pflanzenstängeln, Hartholzstücke mit sauberen Bohrungen oder lehmgefüllten Formen mit nach hinten geschlossenen Löchern sind für die Tiere attraktiv. Alle Nisthilfen sollten fest angebracht sein und an einer witte-rungsgeschützten, sonnigen Stelle angebracht werden.
Die Wahl des Saat- und Pflanzgutes entscheidet, ob Insekten von diesen Pflanzen profitieren oder nicht. So sehen gefüllte Blüten ohne Staubgefäße zwar für uns schön aus, bieten Insekten aber keinerlei Nahrung. Optimal sind am Standort heimisches Bio-Saatgut und einheimische Pflanzen ohne gefüllte Blüten. Pflanzvorschläge hat der BN unter bn-muenchen.de zusammengestellt. Lässt man verblühte Pflanzen und Sträucher über den Winter stehen, können in den Pflanzenstängeln Nützlinge wie Wildbienenlarven überwintern
Wo im Garten vermehrt Schädlinge auftreten oder Pflanzen nicht wunschgemäß wachsen ist ein Arbeiten mit der Natur zielführender. „Auf den Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern muss und kann im privaten Bereich vollständig verzichtet werden!“ so Hierneis weiter. Naturnahes Gärtnern bedeutet keineswegs, alles sich selbst zu überlassen. Vielmehr gehe es darum, das, was die Natur uns anbietet, anzunehmen und zu nutzen.