Veröffentlicht am 01.04.2019 15:14

Ein Mädchen als Jesus?


Von Patrizia Steipe
Gisela Forster hat im Garten ihres Kunsthauses am Wörthsee eine utopische Verkündungsgeschichte inszeniert. (Foto: pst)
Gisela Forster hat im Garten ihres Kunsthauses am Wörthsee eine utopische Verkündungsgeschichte inszeniert. (Foto: pst)
Gisela Forster hat im Garten ihres Kunsthauses am Wörthsee eine utopische Verkündungsgeschichte inszeniert. (Foto: pst)
Gisela Forster hat im Garten ihres Kunsthauses am Wörthsee eine utopische Verkündungsgeschichte inszeniert. (Foto: pst)
Gisela Forster hat im Garten ihres Kunsthauses am Wörthsee eine utopische Verkündungsgeschichte inszeniert. (Foto: pst)

Ziemlich provokant sei ihre neue Ausstellung, „aber sehr realistisch“, erklärt die Künstlerin, Ingenieurin und Philosophin Gisela Forster. In ihrem Kunsthaus am Wörthsee, Inning-Schlagenhofen, Grünbichl 23, hat sie eine 20 Meter breite Installation zum Thema „Wegschauen ist keine Lösung“ aufgebaut. Darin hat Forster einer „männlichen Herrscherwelt“, die aus Bischöfen, Kardinälen und Päpsten bestehe, eine weibliche Alternative entgegen gestellt.

Im Garten des Kunsthauses hat Forster bereits Stühle aufgestellt, auf die sich die Besucher dann setzen können, um die rund zwei Meter hohen bemalten Holzwände zu betrachten. Die Installationen von Forster sind nämlich keine einseitige Angelegenheit, sondern leben vom Dialog. „Es ist spannend, was sich in der Diskussion entwickelt“, sagt die Künstlerin.

In diesem Jahr hat sie den aktuell diskutierten Missbrauch und die Unterdrückung der Frauen in der Kirche zum Thema gemacht. „Bilder sagen mehr als Worte“, erklärt sie.

Die Engelin überbringt die Botschaft

Mit schnellen reduzierten Pinselstrichen hat Gisela Forster auf der einen Seite der Installation eine große Engelin gezeichnet. Sie überbringt mehreren Frauen eine neue Botschaft. „Diese utopische Botschaft lautet: Du wirst eine Tochter gebären und diese Tochter wird groß und bedeutend sein.“ Sinnbildlich für die Geburt liegt auf einer Krippe daneben eine Puppe – es sei die „kleine zarte Tochter, die auserwählt wurde, groß zu werden und in der Welt zu wirken“, meint Forster.

Mit der historischen Realität hat dies nichts gemein. Da gebe es nur den „männlichen Erlöser der Welt“. In der Folge sei die männlich dominierte Religionsmacht entstanden. Doch die Zeiten hätten sich geändert, betont Forster. „Söhne gebären“ wäre nicht mehr „das Höchste“ – Frauen dürften ebenbürtig neben Männern stehen.

Auf ihrem Bild mache sie eine Art Neustartaktion, ein Mädchen, soll eine so große Rolle einnehmen, „wie das der Junge tat, der vor etwa 2.000 Jahren geboren wurde“.

Dieser ungewohnte Gedanke würde wohl viele Betrachter erschüttern, vermutet Forster, „weil man es so gewohnt ist, dass Gott Vater den Engel schickt, um seinen Sohn geboren zu bekommen“, doch man müsse Veränderungen im Leben und vor allem in der Kunst zulassen. „Die Kunst darf frei sein und frei denken“.

Auf der anderen Seite der Installation sieht man eine Reihe von Kardinälen, die den Frauen den Rücken zudrehen. Anfangs gibt es noch Empathie in den Gesichtern, doch je weiter die Figuren von der weiblichen Verkündigung entfernt stehen, umso höher richten sie ihre Nasen in die Luft und sind unempfindlich gegenüber jeglicher Kritik. In einer Art „Opferkelch“ liegen Puppen, sie symbolisieren die von der Geistlichkeit unterdrückten Ordensschwestern und die missbrauchten Kinder. „Es ist die Installation einer Realität, die dringend analysiert und reformiert werden muss“, erklärt Forster.

Vernissage ist am Samstag, 6. April von 14 bis 18 Uhr. Eine zweite Vernissage findet am Samstag, 13. April, von 14 bis 18 Uhr statt. Die Finissage ist am Mittwoch, 17. April, von 14 bis 18 Uhr.

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