Es gibt neue Pläne für das Gebiet Karlsfeld-West. Der Investor, die Firma Erlbau & Streicher Bau- und Projektentwicklungsgesellschaft, hat das geänderte Konzept für die Entwicklung des Grundstücks an der Bayernwerkstraße in der vergangenen Woche im Gemeinderat vorgestellt. Demnach sind 180 zusätzliche Wohnungen, ein Parkhaus mit 600 Stellplätzen, eine weitere Betreuungseinrichtung für Senioren (stationär und intensiv) sowie ein vierstöckiges Hotel mit Dachterrasse und einem Supermarkt im Erdgeschoss geplant. „Was uns in Karlsfeld drückt, ist das Fehlen eines Nahversorgers westlich der Bahn“, erklärt Franz Trinkl (SPD), Baureferent der Gemeinde.
Im Gemeinderat war die Stimmung den Plänen gegenüber reserviert bis kritisch. „Die Firma Erl hat zugesagt, das erste Gebiet mit Hotel und Nahversorger sofort zu bebauen, wenn er die Zusage für die weiter gehenden Änderungen bekäme“, betont Franz Trinkl. „Das erscheint mir nicht schlüssig. Denn bebauen hätten sie es seit Jahren nach den vorliegenden Beschlüssen bereits können. Und dass nur die angefragten knapp 200 neuen Wohnungen nun die Nahversorger anziehen sollten, erscheint mir an den Haaren herbeigezogen.“ Man habe aktuell keinen Bedarf an zusätzlichen Einwohnern westlich der Bahn, „wir wollten an dieser Stelle einen Gewerberiegel mit Einkaufsmöglichkeit.“
Erl-Streicher dagegen hat Kleingewerbe angekündigt. Nach Ansicht des Karlsfelder Baureferenten fehle hier aber ein großer Ankermieter. „Warum Erl den nicht findet, direkt am S-Bahnhof, ist mir schleierhaft.“ Und was das Parkhaus betrifft, so sei es nicht im Sinne der Gemeinde, „noch mehr Parker aus Dachau Süd hierher zu locken, indem wir ihnen Stellplätze bauen.“ Die Planungen sind nun in die Fraktionen verwiesen. „Warum sollen wir darauf vertrauen, dass es funktioniert, wenn wir den Änderungen zustimmen“, fragt sich Franz Trinkl. „Ich persönlich und als Baureferent habe hier schon ein Deja Vu zu anderen großen Maßnahmen. Scheibchenweise wollen uns die Investoren weichkochen. Wir sind der Firma Erl bereits in einigen Punkten entgegenkommen. Bisher hat es sich für uns nicht ausgezahlt.“
Stefan Handl (CSU) betont ebenfalls, dass es bereits jetzt möglich wäre, 1.200 Quadratmeter Einzelhandel sofort zu realisieren. Von Seiten des Gemeinderates habe man eigentlich die Hoffnung gehabt, „dass die Eigentümer das endlich umsetzen“. Ob der Gemeinderat nun unter anderem auch eine Intensivpflegeeinrichtung für Senioren möchte, müsse erst noch besprochen werden. Bei der Vorstellung des geänderten Konzepts sei aber auch das Wort „Kita“ gefallen. 180 Wohnungen sind aus Sicht der 2. Bürgermeisters „kein Pappenstiel. Das ist ungefähr die Dimension der Neuen Mitte. Das war immer eine Gewerbefläche und wir brauchen für unsere Infrastruktur höhere Steuereinnahmen. Wir können nicht einfach so weiterwachsen. Unsere Schulen werden gerade neu gebaut und sind jetzt schon wieder am Anschlag.“ Auch das Thema Verkehr gestalte sich schwierig. „Wir müssen alle Aspekte genau abwägen“, meint Stefan Handl.
Auch Mechthild Hofner (Bündnis für Karlsfeld) verweist auf die kritische Reaktion des Gemeinderats. „Erlbau-Streicher hat bei der damaligen ersten Vorstellung seines Konzeptes mit dem Betreuten Wohnen und Gewerbe auch dafür geworben, dass dies ein gelungenes ‚Gesamptpaket‘ ist, das den Bürgern westlich der Bahn sicher den ersehnten Einzelhandel bringt und definitiv endlich auch Gewerbeansiedlung“, erklärt die Umweltreferentin der Gemeinde. Erlbau-Streicher habe damals auch um das Vertrauen des Gemeinderates geworben, und zwar mit der Aussage, man hätte die Verträge mit einem Unternehmen für die gesamte Gewerbefläche und einen Einzelhandel-Dienstleister „fast“ sicher in der Tasche. „Nun wirbt die Firma Erlbau-Streicher wieder für ein ‚gelungenes Gesamtpaket‘: Erlbau-Streicher muss im ersten Bauabschnitt erstmal einen Einzelhandel situieren plus Gewerbeeinheiten“, betont Mechthild Hofner, „erst dann gewinnen sie etwas an Glaubwürdigkeit zurück, und dann kann man die weiteren Bauabschnitte neu verhandeln. Für die Erstellung von Einzelhandel und Gewerbe im ersten Bauabschnitt muss man erstmal grundsätzlich den bestehenden Bebauungsplan nicht ändern.“