Dr. Manuel Leupold, Integrationsbeauftragter der Stadt Germering erklärt:
Respekt ist aus meiner Sicht ein Begriff mit vielen Konnotationen und in verschiedenen Kontexten anwendbar und läuft daher auch immer wieder Gefahr, als eine leere Worthülse inflationär verwendet zu werden.
Respekt kann man vor Personen haben, die uneigennützig etwas Großes zum Dienste anderer Menschen geleistet haben. Andersherum fordern viele Menschen diese Wertschätzung durch ihre Taten zu Recht (manchmal auch zu Unrecht) ein. An sich ein großer Wert also, der mit zahlreichen Beispielen im Großen und Kleinen unterfüttert ist.
Aus meiner Sicht ist das Wort Respekt vor allem im gegenseitigen Umgang mit anderen Menschen von besonderer Bedeutung. Hier würde ich Respekt generell folgendermaßen beschreiben: Offenheit und Empathie, die man sich gegenüber anderen Personen nicht selbst aufzwingen muss. Aber der Begriff bedeutet für mich auch die Begegnung mit anderen Personen auf Augenhöhe unabhängig von Status, Geschlecht, Alter oder Herkunft. Oder das Zurückschrauben der Ich-Bezogenheit verbunden mit einem ehrlichen Interesse an der Perspektive des Anderen und dessen Beweggründen/Problemen. Heißt also auch, sich mal Zeit nehmen, sich mal selbst zurücknehmen und dem/der Anderen und dessen/deren Haltung und Meinung mehr Raum geben.
Warum ist mir solch ein Umgang wichtig? Um seine eigenen Sichtweisen zu weiten und um zu zeigen, dass man es ehrlich mit jemanden meint und um letztendlich Vertrauen aufzubauen. Ich gewinne häufig den Eindruck, dass diese Umgangsform in unserem Alltag einbüßt und an Bedeutung verliert. Vielleicht sollte man sich öfters selbst hinterfragen, nach welchem Muster man eigentlich vorgeht, wenn die Interaktion mit einer anderen Person von Statten geht. Etikettiere ich nicht automatisch eine andere Person je nach Rolleneinnahme und Rahmen, in welchem diese stattfindet und lasse dabei nichts mehr anderes zu? Spielt der selbst verfolgte Eigennutz bei einer Begegnung mit einem anderen Menschen eigentlich eine vorrangige oder eher nachgeordnete Rolle? Stellt man sich selbst diese Fragen und gibt sich darauf selbst eine ehrliche Antwort, wäre schon ein ziemlich guter Anfang gemacht. Würde man nach meinem Verständnis gehen, haben wir, denke ich, noch sehr viel Arbeit vor uns! Das Beste ist, bei sich selber anzufangen!