Wovor haben Sie (besonderen) Respekt?
Als Pfarrerin sei es mir erlaubt, ein Beispiel aus der Bibel zu verwenden (s. Apostelgeschichte 10 und 11). Vielleicht kennen Sie die seltsame Erfahrung des Apostels Petrus, als er im Traum Tiere erblickt, die in der Bibel als unrein gelten, und Gott fordert ihn drei Mal zum Essen auf. Als frommer Jude bleibt er natürlich standhaft. Doch in dieser Geschichte geht es nicht ums Mittagessen. Zwei Welten treffen aufeinander, Menschen, die auf völlig verschiedenen Planeten wohnen: Kornelius – Römer, Soldat, Besatzer, Feind und … Heide – und Petrus, Apostel Jesu Christi, fromm und gottesfürchtig, wie man so schön sagt. Es gibt keine Brücke, denn Gläubigen war es in jenen Zeiten nicht erlaubt, mit Ungläubigen Kontakt aufzunehmen. „Aber Gott hat mir gezeigt, dass ich jeden Menschen respektieren soll.“ Petrus hat die Botschaft verstanden: Jeder Mensch verdient Respekt, nicht, weil er besondere Begabungen besitzt, herausragende Leistungen vollbringt oder sich in bewundernswerter Weise für andere aufopfert, sondern einfach, weil er Mensch ist, ein geliebter und wertvoller Mensch.