„Sport wichtig machen“! So lautet das Motto der neu gegründeten „Interessengemeinschaft Sport München“ (IGSM), einer Gruppe von Mitgliedern und Aktiven, Ehren- und Hauptamtlichen aus verschiedenen Münchner Sportvereinen. „Allesamt seit langen Jahren im ehrenamtlichen Umfeld aktiv, und daher mit dem Wissen um die gewaltigen Probleme, vor denen Sportvereine in München stehen, versehen“, wie Pia Kraske (ESV München) und Michael Franke (FT Gern) im Namen der IGSM erklären. München sei trotz Olympia und FC Bayern (noch) keine Sportstadt – gemeinsam mit allen gesellschaftlichen und politischen Kräften möchte man deshalb daran arbeiten, dass sich dies ändert.
Nach Angaben der IGSM sind derzeit 27,5 Millionen Mitglieder in zirka 91.000 Sportvereinen in Deutschland registriert. Sport sei die Basis für Bildung, für eine gesunde Lebensführung und stifte Gemeinschaft. Sportvereine in München, so ist sich die IGSM sicher, leisten dafür Großes. Über 700.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erleben täglich in den Münchner Sportvereinen, wie wunderbar es ist, zusammen mit Freunden gemeinsame Ziele zu verfolgen, Spaß an der Bewegung zu haben und nebenbei noch zentrale gesellschaftliche Werte zu leben. Unabhängig von Herkunft, der Sprache, der Religion oder des Geschlechts.“ Sport verbinde Menschen und Kulturen, und zwar unabhängig von der gesellschaftlichen Sicht. Das war schon immer so“, sagt Michael Franke, 1. Vorsitzender der FT München-Gern e.V.
Nirgendwo werde Integration und Gemeinschaft so gelernt und erlebt wie in den Sportvereinen. Leider werde diese unglaubliche Kraft des Sports aus Sicht der IGSM nicht effizient genutzt. „Es gibt große Mängel“, weiß Franke. Der Alltag der Sportvereine sei bestimmt von strukturellen Defiziten, bürokratischen Hemmnissen, finanziellen und personellen Engpässen oder auch der mangelhaften Anerkennung des Ehrenamts. Die Mängelliste für die Sport in München sei sehr lang. In den Vereinen müsse man viel zu viel Energie in die Minimierung dieser Mängel investieren.
Und genau dies möchte die IGSM ändern. Ziel ist es, Bewegung in die gesellschaftliche und politische Wahrnehmung des (Vereins-) Sports in München zu bringen, um damit einen gesellschaftlichen und politischen Konsens für eine deutlich verbesserte Förderung des Breitensports in der Landeshauptstadt zu erzeugen. Die Interessengemeinschaft fordert deshalb unter anderem eine deutliche Anhebung von Zuschüssen für die Sportinfrastruktur in der Stadt und in den Vereinen sowie einen neuen Stadtentwicklungsplan mit Sportinfrastrukturmaßnahmen. „Daran müssen wir Vereine beteiligt werden. Ich würde mir wünschen, dass wir bei einer neuen Planung mit am Tisch sitzen“, sagt Kraske .
Zudem sollen die Maßnahmen in die Sportinfrastruktur deutlich schneller umgesetzt werden und zwar, so fordert es die IGSM, durch einen vor allem in der Stadtspitze verordneten Bürokratieabbau. Dies setze zum Beispiel eine gezielte Zusammenarbeit der beteiligten Behörden und Verbände voraus. „Von Seiten der Vereine sind wir oft mit einem regelrechten Bürokratiemonster konfrontiert“, so Kraske weiter. Des Weiteren schlägt die Interessengemeinschaft eine bessere Verzahnung von Schul- und Vereinssport vor – in personeller und in lokaler Hinsicht. Rein rechtlich sei das Referat für Bildung und Sport zuständig, tatsächlich spiegeln diese beiden Bereiche allerdings zwei Welten wider. Auch müsse der Schulsport durch mehr Stunden aufgewertet werden.
Von Seiten der IGSM sei außerdem eine Fachstelle „Vereinsberatung“ für kleine und große Vereine innerhalb des Sportamtes notwendig. „Ich stelle mir zudem noch vor, dass ein Vertreter des Sportamtes zwei Mal im Jahr bei den Vereinen vorbeischaut und fragt, wo es an etwas fehlt“, erklärt Franke. „Sportamt im Außendienst“ nennt er diese Vor-Ort-Betreuung der Vereine. Auch müsse das Personal im Sportamt deutlich aufgestockt werden; gleiches gelte für das Zentrale Immobilienmanagement (ZIM).
Und, auch das ist eine zentrale Forderung der IGSM, die ehrenamtliche Tätigen müssten besser gefördert werden, sei es durch kostenfreie Trainer- und Übungsleiterausbildungen, einer Erhöhung der Übungsleiterpauschalen oder der Bereitstellung einer Ehrenatmtscard mit inkludierten Vergünstigungen (MVV, Museen, Freibäder etc.). „Es kann doch zum Beispiel nicht sein, dass für die Fußball-Europameisterschaft 2020 zehn Millionen Euro aus dem Sportetat zur Verfügung gestellt werden, die dann dem Breitensport fehlen“, erklärt Franke. „Da platzt mir der Kragen.“ Deshalb sei es wichtig, dass es eine klare Trennung zwischen der Breiten- und der Spitzensportförderung gebe. Und Kraske ergänzt: „Wir haben sehr viele Ideen“, so die Geschäftsführerin des ESV München. „München ist trotz Olympia und FC Bayern noch keine Sportstadt. Wir möchten gemeinsam mit allen gesellschaftlichen und politischen Kräften daran arbeiten, dass sich das ändert.“