Im März dieses Jahres hat der Münchner Stadtrat ein Taubenfütterungsverbot beschlossen. Gültig ist die Vorschrift seit dem 11. April. Sie besagt, dass es im Stadtgebiet München untersagt ist, verwilderte Haustauben zu füttern. Eingeschlossen ist auch das Auslegen von Futter- und Lebensmitteln, die erfahrungsgemäß von Tauben aufgenommen werden. Eine Zuwiderhandlung kann zu einer Geldbuße von bis zu 1.000 Euro führen. Die Stadt will damit die massive Überpopulation der Tiere eindämmen. Geholfen hat es bis jetzt nicht viel.
Wenn es um Tauben geht, scheiden sich die Geister. Für viele Menschen sind die großen Vogelschwärme ein Ärgernis. Die Hinterlassenschaften sind unschön und erfordern einigen Reinigungsaufwand. Außerdem wird immer wieder befürchtet, dass die Stadttauben Krankheiten auf den Menschen übertragen könnten.
Die Sprecherin des Tierschutzvereins München, Judith Brettmeister, schüttelt den Kopf ob solch diffuser Ängste. „Es ist erwiesen, dass das Übertragungsrisiko bei Tauben nicht höher ist als bei anderen Haus- und Wildvögel oder Haustieren”, betont sie. „Eigentlich sind Tauben verwilderte Haustiere.” Dennoch reagierten viele Menschen fast agressiv, wenn es darum gehe, verletzten Vögeln zu helfen. Die Mitglieder des Tierschutzvereins müssten sich da oft unfreundliche Bemerkungen anhören.
Dass es in München zu viele Tauben gibt, will die Tierschützerin gar nicht bestreiten. Durch das reichliche, aber meist nicht artgerechte Futterangebot hätten sich die Tiere in den letzten Jahrzehnten explosionsartig vermehrt, erläutert sie. „Die Tiere sitzen zu dicht aufeinander, auch beim Brüten. Die Alttiere kämpfen um die Nistplätze. Durch den Dichtestress, dem die Tauben ausgesetzt sind, verlassen sie ihre Brut häufig zu früh. Gerade bei den Jungtieren ist die Verletzungsgefahr hoch. Sie sind oft unterernährt und besonders anfällig. Das ist ein ernsthaftes Tierschutzproblem!”
Damit die Stadttaube ein artgerechtes Leben führen kann, bedarf es einer Eindämmung der Population. Der Tierschutzverein wirbt für eine sanfte Bestandsregulierung durch die Errichtung von flächendeckenden Taubenschlägen. Etliche wurden bereits aufgestellt, unter anderem auf dem Tierheimgelände an der Riemer Staße und an der Münchner Freiheit. Tiere werden nur dort gefüttert, kranke Tauben eingefangen und im Tierheim versorgt und ihre Eier zur Bestandskontrolle gegen Toneier ausgetauscht. Vorbild ist das „Augsburger Taubenmodell”.
Damit das Projekt funktionieren und wachsen kann, benötigt der Tierschutzverein München viele Ehrenamtliche, die sich um die Versorgung der Tauben in den Schlägen kümmern. „Selbst wenn sich jemand nur alle zwei Wochen Zeit nehmen könnte, wäre uns schon geholfen”, erklärt Judith Brettmeister. „Wer helfen will, kann sich bei unserer Kollegin Lydia Schübel melden – per Mail an l.schuebel@tierschutzverein-muenchen.de oder telefonisch werktags zwischen 9 und 17.30 Uhr unter Tel. (089) 921000-14.”