Eine gewisse Faszination hat die Fledermaus schon immer ausgeübt, doch das Image des fliegenden Säugetieres hat sich in den letzten Jahren langsam aber stetig gewandelt. Das Bild vom Jäger der Dunkelheit, über den viele gruselige Geschichten kursierten, ist dem des schützenswerten Tieres gewichen. Alle 23 in Bayern heimischen Fledermausarten sind gefährdet, 14 davon stehen bereits auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere.
„Vor allem Nahrungsmangel durch den Einsatz von Pestiziden und der Verlust an natürlichen Schlafplätzen sind für den Rückgang der Fledermauspopulation verantwortlich”, erläutert die Sprecherin des Tierschutzvereins München, Judith Brettmeister. „So werden nicht selten bei winterlichen Baumfällaktionen die Abendsegler, die gerne in alten morschen Baumhöhlen überwintern, aus ihrem Schlaf geschreckt.” Judith Brettmeister erinnert sich an eine Baumfällung im Winter 2011. „Damals wurden 109 Abendsegler vorzeitig aus ihrem Winterschlaf aufgeweckt. Sie mussten erst mühsam wieder aufgepäppelt werden, damit sie anschließend mit einem ordentlichen Gewicht wieder freigelassen werden konnten.”
Gerade auch der diesjährige heiße, trockene Sommer habe den Tieren zu schaffen gemacht, weiß die Tierschützerin. Wenn in den Spalten und Hohlräumen von Gebäuden, in denen Fledermäuse oft ihre Behausungen hätten, die Temperaturen zu unerträglich würden, dann versuchten die Jungtiere dem Hitzetod zu entkommen und fielen dabei aus dem Nest. Immer wieder habe in den letzten Wochen das Telefon beim Tierschutzverein geläutet und Tierfreunde hätten auf junge Fledermäuse hingewiesen, die auf den Boden gefallen seien.
Oft reiche es schon die Tiere auf einen schattigen Baum zu setzen, erklärt die Tierschützerin und setzt hinzu: „Bitte fassen Sie niemals eine Fledermaus mit bloßen Händen an. Sie könnte an Fledermaustollwut erkrankt sein. Wenn uns Fledermäuse gebracht werden und die Retter haben auf diese Vorsichtsmaßnahmen verzichtet und wurden gebissen, müssen wir das Tierchen töten, denn nur so kann festgestellt werden, ob die Fledermaus erkrankt war.”
Noch bis Ende Oktober können Fledermäuse abends beobachtet werden. Dann beginnt in geschützten Höhlen der Winterschlaf. Die Körpertemperatur sinkt stark ab; meist kuscheln sich mehrere Tiere in ihren Winterquartieren eng zusammen, damit sie so wenig Energie wie möglich verbrauchen.
Wer sich über die nachtaktiven Säugetiere ein wenig eingehender informieren möchte, der hat am Samstag, 25. August, dazu die Gelegenheit. Dann findet im Englischen Garten wieder die Europäische Nacht der Fledermaus statt. Sie wird bereits nachmittags von 14 Uhr bis 18 Uhr mit einem Familienfest mit Kaffee und Kuchen, Spielen und jede Menge Infos zu den Fledermäusen am Rumfordschlössl gefeiert. Am Abend gibt es eine Fledermausexkursion. Um die nächtliche Jagd hautnah erleben zu können, werden die Rufe der Tiere durch Bat-Detektoren hörbar gemacht. Durch die unterschiedlichen Ultraschalllaute können die verschiedenen in München vorkommenden Fledermausarten, wie z.B. der Große Abendsegler, die Zwerg- oder die Wasserfledermaus, identifiziert werden. Treffpunkt für die Fledermausführung ist um 19.15 Uhr an der Bushaltestelle Chinesischer Turm. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.