Kleine treffen große Künstler
Von der ersten bis zur vierten Klasse, alle Schüler der Grundschule in der Camerloherstraße 110 lassen derzeit ihrer Kreativität vollen Lauf. Sie skizzieren, entwerfen, malen, kleben, basteln oder gestalten und lassen dabei die Phantasie schweifen. Zum ersten Mal macht die Grundschule beim Projekt „Kinder treffen Künstler“ mit. Dabei stehen den rund 400 Grundschülern 17 Künstler aus München und dem Umland zur Seite. Sie zeigen nicht nur Tricks und Kniffs, die beim Schaffen des eigenen Werkes hilfreich sein können, sondern geben Impulse, begeistern und fördern Talente zu Tage. „In der Schule sind meist die kognitiven Bereiche gefragt. Die Kreativität kommt da oft zu kurz. Da ist es einfach schön, den Kindern mit diesem Projekt den Raum geben zu können und sie ihre Kreativität entdecken zu lassen“, freut sich Schulleiterin Alexandra Janssen.
„Ohne Schul- und Notendruck“
Fünf Vormittage stehen den kleinen und großen Künstlern für das Projekt zur Verfügung. Dann gilt: Hefte zu und ran an Pinsel, Schere oder Pappmasché. In jeder Klasse entsteht etwas anderes, denn die 17 Künstler stehen Pate in je einer Klasse. So beschäftigen sich etwa einige Drittklässler mit Trickfilm, weil bei ihnen der Künstler Klaus Erich Dietl gastiert. Andere entwerfen und basteln mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Vivien Dürr eigene Stabpuppen, um dann in Rollen zu schlüpfen und Theater zu spielen. Die 24 Schüler der 3b tauchen malerisch ins Thema „Unterwasserwelt“ ein. Die Künstlerin Silvia Kirchhof brachte die Idee dafür mit. Nachdem erste Skizzen gefertigt und Motive gefunden waren, machten sich die Grundschüler daran, ihre Leinwände mit Acryltechnik zu bearbeiten. „Für die Schüler ist die Technik relativ neu, denn im Kunstunterricht kommt das üblicherweise so nicht vor“, erklärt Klassenlehrerin Angelika Wutkowitz. „Ich finde das Kunstprojekt sehr wichtig, weil Kunst mit einer Unterrichtsstunde pro Woche einfach zu kurz kommt. Hier haben die Schüler die Möglichkeit ohne Schul- und Notendruck in der Gemeinschaft kreativ zu sein.“
„Sich selbst einbringen“
Seit über zehn Jahren führt Silvia Kirchhoff Kunstprojekte an Schulen durch und setzt sich für die kreative Förderung der Jüngsten ein. Bei „Kinder treffen Künstler“ ist sie mit Begeisterung dabei: „Der normale Kunstunterricht unterscheidet sich ja ganz grundlegend vom freien Kunstschaffen. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, sich komplett selbst einzubringen.“ Viele kleine Talente konnte Silvia Kirchhof schon ausmachen. „Zum Teil sind wirklich wahnsinnig witzige Ideen dabei“, strahlt die Künstlerin, die sogleich wieder zum nächsten Maltisch gerufen wird, um Seepferdchen, Fischlein oder Taucher in Augenschein zu nehmen. Neben der kreativen Arbeit in der Schule, gehört es zum Kunstprojekt dazu, dass an einem der fünf Vormittage ein projektbezogener Ausflug stattfindet. Manche Schulklassen besuchen das Atelier „ihres“ Künstlers, andere gehen ins Museum. Die 3b darf mit Silvia Kirchhof und Klassenlehrerin Angelika Wutkowitz ins „Sea Life“, um dort die Unterwasserwelt live zu bestaunen.
Dass das Projekt an der Camerloher-Schule stattfinden kann, ist den großzügigen Zuwendungen des Kultusministeriums und der Stadtsparkasse zu verdanken. Organisiert wird „Kinder treffen Künstler“ vom Berufsverband Bildender Künstler München und Oberbayern e.V.
Am 16. Juli zeigen die Schüler, was sie im Rahmen des Kunstprojekts geschaffen haben. Nach einer offiziellen Begrüßung werden die Klassenzimmertüren zur großen Vernissage geöffnet, bei der die Fülle kreativer Ideen und Werke bestaunt werden kann. Infos zur Schule bietet die Seite www.camerloher-schule.de im Internet.
