Veröffentlicht am 27.06.2018 08:46

„Ein erstes Loslassen”


Von Tanja Beetz
Pfarrer Ralf Honig (Gethsemanekirche). (Foto: job)
Pfarrer Ralf Honig (Gethsemanekirche). (Foto: job)
Pfarrer Ralf Honig (Gethsemanekirche). (Foto: job)
Pfarrer Ralf Honig (Gethsemanekirche). (Foto: job)
Pfarrer Ralf Honig (Gethsemanekirche). (Foto: job)

Blumen oder Kränze auf Beerdigungen sind ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Verstorbenen. Doch immer wieder liest man im Todesanzeigen auch Sätze wie diesen: „Anstelle von Blumen und Kränzen bitten wir um eine Spende für...” Im Sinnes des Verstorbenen werden etwa Vereine oder Organisationen mit Geldbeträgen bedacht. Was ist üblich bei einer Beerdigung? Ändern sich die Gebräuche? Wir haben nachgefragt.

„Doppelte Symbolik des Kranzes”

Geld für späteren Blumenschmuck oder Spenden für Vereine / Organisationen statt Kranz am Grab: Wie ändern sich die Gebräuche bei einer Beerdigung?

Ralf Honig, Pfarrer ev. Gethsemanekirche: Noch immer lassen vor allem nahe Angehörige einen Kranz mit persönlichen Worten auf den Bändern ans Grab legen. Dessen doppelte Symbolik ist freilich kaum noch bekannt. Der Kranz steht nämlich für die Ewigkeit – er ist rund, hat also weder Anfang noch Ende – und ist zugleich ein Siegeskranz – Jesu Auferstehung ist der Sieg über den Tod. Bisweilen werden heute Blumen oder Blütenblätter bereitgestellt, die ins Grab geworfen werden können. Es gibt eine größere Individualisierung bei der Art, wie der Trauer Ausdruck gegeben wird. Häufig stehen schon in der Trauerhalle großformatige Fotos des verstorbenen Menschen, die Musik richtet sich häufig nach dessen persönlichem Geschmack, und bisweilen werden auch persönliche Gegenstände platziert, die an ihn erinnern. Dazu gehört auch der Wunsch, für eine Organisation zu spenden, zu der die Trauerfamilie eine besondere Verbindung hat.

„Blütenblätter für das Grab”

Ina Weichel, Leiterin Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst des Malteser Hilfsdienstes e.V.:

Diese Frage lässt sich nicht so stringent beantworten. Es ist immer noch üblich, Blumenschmuck auf das Grab zu bringen. Genauso ist es aber inzwischen auch üblich, dass die Angehörigen im Sinne des Verstorbenen statt um einen Kranz um eine Spende für einen Verein oder eine Organisation bitten. Oft werden dann aber trotzdem Blumen zur Beerdigung mitgebracht. Urnengräber haben ja eine kleine Öffnung. Hier besteht zum Beispiel die Möglichkeit, diese mit einem Kranz einzufassen. Es ist inzwischen auch üblich, Blütenblätter in einer Schale bereitzustellen, die in das Grab geworfen werden können. Dann sind es zwar nicht mehr die großen Blumengebinde, das Grab ist aber dennoch geschmückt.

„Beziehung zum Verstorbenen”

Robert Eisenreich, kath. Seelsorger Helios Klinikum:

Bei uns haben sich Bräuche und Traditionen rund um Sterben und Tod herausgebildet. Dazu gehören ein Verabschiedungsritual in einer Kirche oder Aussegnungshalle und ein Gang zum Grab. Sicher mag die eine oder andere Verabschiedung/ Beerdigung/ Trauerfeier auch einen anderen Charakter haben oder einen anderen Ablauf, aber vom Grundprinzip sind ein Innehalten, ein Rückschauen auf das Leben des Verstorbenen und ein in die Erde Senken des Sarges oder der Urne/Asche Rituale, die wichtig sind für die Verabschiedung eines lieben Menschen. Es hat auch mit einem ersten Loslassen zu tun – Ab – Schied – Nehmen. Blumen am Grab – während der Feier, oder danach, auch die Spenden für Vereine und Organisationen, die der Familie und dem Verstorbenen wichtig sind und waren, sind meiner Meinung nach Ausdruck einer Beziehung zum Verstorbenen. Sie drücken im besten Fall eine Wertschätzung aus, die damit gezeigt werden soll. Sie gehören dazu (hat sich in der Geschichte herausgebildet: Brauch – Blumenkranz, -gebinde). Dies wird heute immer mehr auch hinterfragt und auf Sinnhaftigkeit überprüft, anstelle von Blumen treten Spenden, die anderen z.B. in ähnlichen Situationen/ ähnlichen Krankheiten wie beim Verstorbenen helfen. Somit ist etwas Nachhaltiges passiert. Ich möchte das eine nicht gegen das andere ausspielen. Für den einen „passt” das Blumengebinde und für die andere eine Spende auf ein Konto. Aber es muss, meiner Meinung nach, dem Leben und dem Charakter des Verstorbenen entsprechen.

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