Veröffentlicht am 06.02.2018 16:31

Preise für schönes Viertel


Johannes Beetz
Johannes Beetz
Chefredakteur
seit 1999 bei der Gruppe der Münchner Wochenanzeiger
Mitarbeit im Arbeitskreis Redaktion des Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen (BVDA)
Gewinner des Dietrich-Oppenberg-Medienpreises 2017 (Stiftung Lesen)
Ausgezeichnet: Alramstr. 31. (Foto: ks)
Ausgezeichnet: Alramstr. 31. (Foto: ks)
Ausgezeichnet: Alramstr. 31. (Foto: ks)
Ausgezeichnet: Alramstr. 31. (Foto: ks)
Ausgezeichnet: Alramstr. 31. (Foto: ks)

„Wir wohnen in einem schönen Viertel”, meinte Ernst DIll im Sendlinger Bezirksausschuss. Für die Sendlinger ist das ohnehin klar. Die Fassadenpreise 2017, die auch an einige Gebäude in Sendling gingen, zeigen das allen anderen. 23 Fassadenpreise wurden vergeben und sieben Gebäude der öffentlichen Hand lobend erwähnt.

Insgesamt waren beim 45. Fassadenwettbewerb 72 Bewerbungen für 97 Anwesen eingegangen. Eine ehrenamtliche Gutachterkommission prüfte die Zuschriften nach den Kriterien Originalität, Reichtum und Erhaltungsaufwand der Fassade, farbliche Gestaltung, stadtgestalterische Bedeutung sowie künstlerische und handwerkliche Qualität der Ausführung. Gewürdigt wurden in den Jahren 2015 und 2016 durchgeführte oder fertiggestellte mustergültige Renovierungen von Stuckfassaden der Gründerzeit und des Jugendstils sowie vorbildliche Fassadenmalereien. Bewerbungen für renovierte Fassaden anderer Bauepochen (bis einschließlich der Architektur der 1950er Jahre) und von architektonisch und städtebaulich herausragenden Bauten der 1960er Jahre konnten ebenfalls eingereicht werden.

885 historische Fassaden ausgezeichnet

Seit Wettbewerbsgründung im Jahr 1969 wurden die Eigentümer und Eigentümerinnen von insgesamt 885 historischen Münchner Anwesen mit dem Fassadenpreis ausgezeichnet. Auch 148 Fassaden von Gebäuden im Eigentum der öffentlichen Hand (Staat, Stadt, Kirchen etc.) wurden seit 1988 mit einer lobenden Erwähnung bedacht. Seit 2011 findet der Fassadenwettbewerb nur noch alle zwei Jahre statt.

So urteilt die Jury:

„Beispielhafte Instandsetzung”

Alramstr. 31: Bei dem 1906/07 von Karl Fendt errichteten Mietshaus handelt sich noch um das einzige, noch original überlieferte Jugendstilgebäude floralen Stuckmotiven in Untersendling. Die aufwändig gestaltete Fassade zeigte vor der Sanierung ein erhebliches Schadensbild. Etwa 80 % der Ornamentteile lagen hohl und drohten abzustürzen. Die Wiederherstellung der Stuckelemente, die Rückverankerung von stuckierten Gussplatten und die Wiederherstellung des Rücklagenputzes erforderte höchstes handwerkliches Können der ausführenden Stuckateure. Die historischen Kastenfenster und das Haustor wurden instand gesetzt, letzteres vom mehreren Farbanstrichen befreit. Insgesamt eine hervorragende und für den Stadtteil Untersendling beispielhafte Instandsetzung, die hoffentlich einfühlsame Nachahmer finden wird.

„Ein visueller Gewinn”

Oberländerstr. 36: Das ev.–luth. Gemeindehaus wurde von Albin Lincke und Carl Vent 1896/97 im Stil der Neugotik errichtet. Im Zuge eines Dachgeschossausbaus wurden nun die Fassaden, Fenster und die Hauseingangstür einer grundlegenden Sanierung unterzogen. Die asymmetrisch geteilten Fenster und die Aluminium-Haustür der 1960er Jahre wurden denkmalgerecht in Holz und richtiger Teilung erneuert, die historischen Kastenfenster restauriert. Die graugrüne Farbgebung der Fenster und Eingangstüren entspricht der Stillage der Neugotik. Abgerundet wird die gelungene Maßnahme im Dachbereich mit naturroten Biberschwanzziegeln und Spenglerarbeiten in Kupfer. Die im Detail aufwändigen und sorgfältig ausgeführten Arbeiten mit ihrem überzeugende Gesamtergebnis haben eine Fassade beschert, die ein visueller Gewinn für die Oberländerstraße ist.

„Ursprüngliches Erscheinungsbild”

Thalkirchner Straße 117–123: Die Wohnanlage wurde 1910 von Robert Rehlen im Reformstil errichtet. Der denkmalgeschützte Wohnblock war hinsichtlich der Fenster und der Eingangstüren stark verändert überliefert und wurde in den letzten Jahren grundlegend saniert.Anstelle der Kunststofffenster mit Scheinteilung wurden wieder richtig geteilte Holzisolierglasfenster mit Feinsprossen eingebaut. Die Fensterläden und Hauseingangstüren aus den 1950er Jahren wurden nach historischem Vorbild neu gefertigt. Störende An- und Einbauten wurden entfernt. Der neue monochrome Fassadenanstrich nimmt Bezug auf die ursprünglich gekalkten Putzoberflächen. Ornamente und Einfassungen aus Romanzement blieben steinfarben. Alle Verblechungen wurden in Kupferblech erneuert, die Dachziegel partiell original-getreu erneuert. Die vorbildliche Rückführung der Fassaden dieses quartiersprägenden Wohnblocks in ihr ursprüngliches Erscheinungsbild bedeutet für das Stadtbild Untersendlings einen erheblichen Gewinn.

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